Eine Familie aus Hollfeld erzählt von ihrer Heimat Island

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Typisch isländisch? Axel Örlygsson stellt einen Aquavit auf den Tisch, Thordis Wiencke erklärt, dass ein Totenkopf auf dem Etikett das Volk früher vom Trinken abhalten sollte. Sie lacht: "Prost!" Foto: Barbara Herbst
Typisch isländisch? Axel Örlygsson stellt einen Aquavit auf den Tisch, Thordis Wiencke erklärt, dass ein Totenkopf auf dem Etikett das Volk früher vom Trinken abhalten sollte. Sie lacht: "Prost!" Foto: Barbara Herbst

In ihrer fränkischen "Nordlichtbar" servieren zwei Isländer Brennivín und sprechen über Plastiktourismus und die echten Attraktionen ihres Heimatlandes.

"Nordlicht" heißt die "Islandbar" in Hollfeld. Neben der Eingangstür steht ein Vers in isländischer Sprache. Aber sonst? Was ist typisch isländisch? Axel Örl ygsson stellt eine Flasche Schnaps auf den Tisch. Er schenkt ein. Thordis Wiencke ruft: "Prost! Das ist der Schwarze Tod." Der Brennivín schmeckt mild nach Kümmel. Früher musste ein schwarzes Totenkopfsymbol auf die Flaschen geklebt werden, erzählt Thordis. Das sollte die Leute vom Trinken abhalten, nachdem die Prohibition in den 1930er Jahren gescheitert war.
 


Ein Bier im Geysir

Für Bier galt die Aufhebung des Alkoholverbotes nicht. Erst seit 1989 darf der Gerstensaft auf den Inseln wieder konsumiert werden. Wer eine günstige Bar findet, zahlt heute für eine Halbe fünf oder sechs Euro. "Nur", sagt Axel. "Es ist billig geworden." Der Hollfelder ist heilfroh, dass in seiner Heimat überhaupt wieder gebraut wird. "Isländisches Bier ist nicht schlecht. Und in der Winterzeit gibt es nichts Schöneres als auf die Berge zu gehen: Minus 15 Grad, Schneesturm, da ist eine heiße Quelle - du legst dich rein, trinkst ein Bier und plötzlich wird der Himmel klar und die Nordlichter kommen dich besuchen. Das ist unbeschreiblich."


Abseits der Touristenrouten

Der 49-Jährige erzählt gerne von Island, und er gibt gerne Tipps. "Es kommen oft Leute zu uns, die ihren Urlaub planen. Sie wollen wissen, was sie unbedingt machen müssen." Er ist sicher, dass niemand eine Islandreise bereut. "Du darfst nur nicht hoffen, dass du die ganze Zeit Sonne hast." Das Wetter ist meist unbeständig und oft kalt und regnerisch. Wer sich darüber ärgert, findet Trost in einem isländischen Sprichwort: "Wenn dir das Wetter nicht gefällt, gedulde dich eine Viertelstunde."


Plastiktourismus

Es ist ein raues Land voller Gegensätze: Vulkane und Gletscher, Bergpanorama und Küste, Tradition und Moderne. Jährlich zieht das etwa eine Million Touristen an. "Und jeder Ausländer glaubt, er muss zum Gullfoss", sagt Thordis. Außer zu dem bekannten Wasserfall führt die Touri-Route "Gullni hringurinn" (auch als "Golden Circle" bekannt) zu den berühmtesten Geysiren. Axel winkt ab. "Das ist so" - er überlegt, es ist nicht leicht, die Formulierung auf Deutsch zu finden: "Plastiktourismus!"


Berghüttenromantik auf Isländisch

Statt mit Tausenden zum Gullfoss zu pilgern, empfehlen die Hollfeld-Isländer die Wasserfälle Skógafoss und Seljalandsfoss. "Und wenn du zum Beispiel nur fünf Tage hast, kannst du einfach mit dem Fahrrad im Süden von Reykjavík herumfahren und schauen", sagt Thordis. Ihr Mann ergänzt, dass sich Island auch prima mit Auto und Zelt erkunden lässt - vorausgesetzt, die Natur wird respektiert, die Wege nicht verlassen und kein Feuer gemacht. "Ganz romantisch ist's, wenn man auf den Berghütten übernachtet." Thordis lächelt ihren Mann an: "Wir sind früher viel auf die Gletscher gefahren." Für die Bergstraßen braucht man einen Jeep und muss sich vorher beim Straßenbauamt erkundigen, welche geöffnet sind.


Auf einen Brennivín in Hollfeld

Es gebe in Island ganz, ganz viele Sachen, die man unbedingt erleben muss - eigentlich bräuchte man mindestens ein halbes Jahr Urlaub, finden die beiden. "Du kannst ja auch ein paar Mal gehen", sagt Axel Örl ygsson. "Das machen die meisten." Woher er das weiß? Weil die meisten, die mit den Tipps der fränkischen Nordlichter auf Islandreise gehen, danach wieder nach Hollfeld kommen. Und da holen sie sich Anregungen für die nächste Reise ins Land aus Eis und Feuer - natürlich bei einem Brennivín.