Der Vorstand des Bamberger Tierschutzverein geht mit schweren Geschützen gegen seinen Ex-Vorsitzenden Liebhard Löffler vor.
Das Bamberger Tierheim kommt einfach nicht zur Ruhe. Erst kürzlich trat der Erste Vorsitzende, Robert Pfuhlmann, wegen Uneinigkeit über Finanzen im Vorstand von seinem Amt zurück. Und nun will die verbliebene Führungsmannschaft den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden, Liebhard Löffler, aus dem Verein werfen.
Dazu muss man wissen: Löffler hat elf Jahre lang den Tierschutzverein als Erster Vorsitzender geleitet. Bei der letzten Mitgliederversammlung traten Löffler und seine Vorstandskollegen nicht mehr an. Nun also soll das Kapitel Löffler endgültig beendet werden. Daher beschloss der vierköpfige Vorstand den Ausschluss des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden aus dem Verein.
Als Begründung wird unter anderem angeführt, dass Löffler durch Denunziation beim Ordnungsamt das Ansehen des Tierschutzvereins durch öffentlich geäußerte Unwahrheit gefährdet und geschädigt habe. Ferner habe er den Bau eines Tierfriedhofes propagiert. Obwohl, so heißt es in einem Schreiben vom 10. Oktober, der "Betrieb eines Tierfriedhofes nicht zum Satzungszweck des Tierschutzvereines gehört und dort ausdrücklich nicht genannt ist." Damit hätte Löffler die Durchführung eines Vorhabens betrieben, das aufgrund der fehlenden satzungsgemäßen Verankerung die Gemeinnützigkeit des Tierschutzvereines nachteilig betroffen und konkret gefährdet habe.
Zudem wurde dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden vorgeworfen, dass er "durch teure Baumaßnahmen und eine nicht zu vertretende Personalpolitik die finanziellen Ressourcen des Vereines geschmälert und seine Existenz damit gefährdet" hätte.
Eigentlich wollte sich Löffler, wie er unserer Zeitung gegenüber betont, zum Wohle der Tiere und des Tierheimes, auf dessen Kosten dieser Streit nun austragen werde, nicht äußern und seinen Rauswurf hinnehmen. "Allerdings steht hier auch meine Reputation als Kreisrat und als Zahnarzt auf dem Spiel, wenn mir öffentlich vorgeworfen wird, ich hätte das Geld des Tierheimes leichtsinnig verprasst", sagt er. Daher werde er den Rauswurf keinesfalls kampflos hinnehmen. "Zumal ich mir in keiner Hinsicht etwas vorzuwerfen und ich dem neuen Vorstand liquide Mittel in Höhe von über 700 000 Euro übergeben habe. Das Vereinsvermögen wurde in etwa verzehnfacht. Da kann man doch bei weitem nicht von Misswirtschaft sprechen", schildert Löffler. Darüber hinaus habe er in den letzten elf Jahren bleibende Werte geschaffen wie eine Quarantänestation und vielen Tieren geholfen.
Spenden und Erbschaften
Auch verwehrt er sich gegen den Vorwurf, seit 2006 ein Defizit eingefahren zu haben. "In der Öffentlichkeit wird der Eindruck vermittelt, wir hätten einen Haufen von Schulden hinterlassen. Das stimmt nicht! Denn zu den Einnahmen gehören auch Spenden und Erbschaften", unterstreicht er. Und dadurch sei immer ein Überschuss erwirtschaftet worden, mit welchem wiederum ins Tierheim investiert und von dem auch Fachpersonal finanziert werden konnte. Dass übrigens nicht nur das Bamberger Tierheim auf Spenden und Erbschaften setzt, zeigt Löffler am Beispiel der Vereins "Pro Animale". Dieser für in Not geratene Tiere gegründete Verein finanziere sich sogar zu 91 Prozent aus Spenden, Tierpatenschaften und Erbschaften. Aber auch die meisten anderen Tierheime wären ohne Erbschaften und Spenden nicht überlebensfähig.
"Sicherlich weiß man nicht, wann Erbschaften kommen, aber da wir uns immer sehr intensiv um unsere Sponsoren und potenziellen Erblasser gekümmert haben, wussten wir genau, dass immer zusätzliches Geld hereinkommt." Und wenn man die betriebswirtschaftlichen Auswertungen anschaue, sehe man, dass die Strategie aufgegangen sei. Wollte man hingegen ohne Erbschaften annährend kostendeckend arbeiten, müsste man die Mitgliedsbeiträge um ein vielfaches von 25 auf über 100 Euro erhöhen, die Gebühren der Tiervermittlung verzehnfachen (also bei einem Hund von 190 Euro auf 1900 Euro) und die Beträge der Gemeinden für die Aufnahme von Fundtieren von derzeit 25 Cent pro Einwohner auf weit über einen Euro anheben.
"Sicherlich kann man maßvoll an diesen Stellschrauben drehen, aber bei einer kostendeckenden Erhöhung würde die meisten Mitglieder austreten und kaum jemand mehr ein Tier aus dem Tierheim nehmen", argumentiert Löffler weiter.
Die neue Richtung des aktuellen Vorstandes hingegen sieht Liebhard Löffler sehr kritisch. Er befürchtet, dass das Tierheim am Ende kaputt gespart wird. "Was nützt es, die Kosten einer Tierärztin einzusparen. Denn kranke Tiere müssen behandelt werden. Wenn keine Ärztin mehr vor Ort ist, muss man die Tiere mit dem Auto zum Tierarzt bringen", erläutert Löffler. Das bedeute nicht nur mehr Stress für die Tiere, sondern auch zusätzliche Personal- und Benzinkosten. Und obendrauf gebe es noch eine Rechnung von der Tierarztpraxis. Somit würde man insgesamt überhaupt nichts einsparen, sondern unterm Strich sogar noch mehr ausgeben, weil eine eigene Tierarztpraxis auch finanziellen Gewinn abwerfe.
Den Vorwurf, dass ein Tierfriedhof nicht satzungsgemäß sei, weist Löffler ebenso von sich. Denn der Tierfriedhof soll Menschen einen Ort der Trauer und den Tieren einen Ort der würdigen Bestattung geben. Tierschutz werde hier also im ideellen Sinne so verstanden, dass dieser sich nicht nur auf lebende Tiere bezieht, sondern über den Tod der Tiere hinausgeht.
Sorge um die Tiere
Eine Denunziation habe es genauso wenig gegeben. "Ich habe lediglich aus Sorge um die Tiere eine Anfrage an das Ordnungsamt der Stadt Bamberg gestellt, ob die Qualifikation des damaligen Vorsitzenden Robert Pfuhlmann erlauben würde, dass er die Leitung des Tierheimes ausüben darf, was eigentlich nach den Bestimmungen des deutschen Tierschutzbundes nicht geht", schilderte er. Dies wäre ein legitimes Handeln gewesen, aber bei weitem keine Denunziation.
Löfflers Fazit: "Bei meinem Rauswurf geht es nicht mehr um die Sache, sondern man will einfach ein unbequemes Mitglied loswerden." Zumal man ihn willkürlich als einzigen von fünf Vorständen zur Rechenschaft ziehen wolle.
Ob er aus dem Verein geworfen wird, entscheiden satzungsgemäß nunmehr die Beiräte zusammen mit dem Vorstand. Liebhard Löffler bleibt dann im Falle eines Ausschlusses nur noch die Möglichkeit, gerichtlich dagegen vorzugehen.
Gut, dass mein Hund keine Zeitung liest...