Ein richtiges Gemeindefest

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Fröhliches Kirchweihtreiben versammelte die Gemeinde vor ihrem Gotteshaus. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Fröhliches Kirchweihtreiben versammelte die Gemeinde vor ihrem Gotteshaus.   Foto: Marion Krüger-Hundrup
Pfarrer Matthias Bambynek interviewt Manfred Pilgram, einen der damaligen Ministranten. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Pfarrer Matthias Bambynek interviewt Manfred Pilgram, einen der damaligen Ministranten. Foto: Marion Krüger-Hundrup
 
Spiegelbild einer jungen St. Josefs-Kirche: Kinder im Altarraum beim Vater-unser. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Spiegelbild einer jungen St. Josefs-Kirche: Kinder im Altarraum beim Vater-unser. Foto: Marion Krüger-Hundrup
 

Am Wochenende wurde der 50. Geburtstag der St.-Josef-Kirche im Hain gefeiert.

Vor fünfzig Jahren durften Mädchen noch nicht ministrieren. Folglich leisteten bei der Weihe der St.-Josefs-Kirche im Hain 1969 nur Buben den Altardienst. Acht waren es damals. Vier von ihnen zogen am Sonntag noch einmal den schwarzen Talar mit dem weißen Chorrock an und zogen mit ihren deutlich jüngeren "Kollegen und Kolleginnen" zum Festgottesdienst in das Gotteshaus ein: Klaus Otto, Manfred Pilgram, Matthias Pregler und Martin Zenk. Allesamt 63 Jahre alt, miteinander vertraut seit der gemeinsamen Grundschulzeit und ihrer frühen Karriere als Ministranten.

"Wir waren damals zwölf, dreizehn Jahre alt und haben zum ersten Mal Wein getrunken", erinnerte sich Manfred Pilgram in dem launigen Interview, das Pfarrer Matthias Bambynek zu Beginn des Gottesdienstes in der voll besetzten Kirche führte. Ob er sich noch an die Predigt zur Kirchweihmesse erinnere, wollte der Pfarrer wissen. "Nein, überhaupt nicht", gab Pilgram freimütig zu. Erzählte dafür, dass er "das bezauberndste Mädchen im Hain" kennengelernt habe, mit dem er seit 43 Jahren verheiratet sei. "Die katholische Kirche als Partnerbörse!", lachte Pfarrer Bambynek und wurde ganz ernst, als der Senior-Ministrant ein bedrückendes Thema ansprach: "In St. Josef hat es nie durch Priester sexuellen Missbrauch gegeben. Wir Ministranten waren absolut sicher", betonte Manfred Pilgram.

Geprägt von Dankbarkeit

Die früheren Kapläne und Pfarrer dieser Filialkirche der Pfarrei St. Martin, die den 50. Geburtstagsgottesdienst mitfeierten, hörten dankbar zu. Auch die einstigen Pastoralreferenten, die in St. Josef gewirkt hatten, waren zur Jubiläumsfeier gekommen. Sie war letztlich fröhlich, geprägt von Dankbarkeit für fünf Jahrzehnte aktives Gemeindeleben als "pilgerndes Volk Gottes im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils", wie Pfarrer Bambynek in seiner frei gehaltenen Predigt erklärte.

Er räumte ein, dass sich inzwischen der Alltag geändert habe, die Kirche "massiv durchgeschüttelt" werde und Misstrauen gegenüber Veränderungen herrsche. "Doch glauben Sie, dass Jesus, wenn er wieder auf die Erde zurückkäme, nur eine Kirche alter Männer wollte?", stellte der Prediger eine provokante Frage in den Kirchenraum. Und: "Wie beteiligen wir alle am Aufbau des Reiches Gottes?" Ihm graue davor, so Pfarrer Bambynek, nur aufrecht zu halten zu sollen, "was wir schon kennen". Es gelte vielmehr, die Bedürfnisse der Menschen zu erkennen.

Spiegelbild einer jungen St.-Josefs-Kirche waren der Generationen übergreifende "Miteinander-Chor", der den Festgottesdienst musikalisch bereicherte, und die vielen Kinder, die zum Vater-unser rund um den Altar standen. Auch das anschließende Kirchweihtreiben zeigte, dass es der Hain versteht, Feste zu feiern. Bereits am Samstag hatte der Reigen mit einer großen Kaffeetafel und einer Musikvesper begonnen.

Ein Blick zurück: Am 21. September 1969 weihte Erzbischof Josef Schneider die neugebaute Kirche St. Josef im Hain, damals das modernste Gotteshaus in Bamberg. Die ersten Überlegungen, im Haingebiet eine Kirche zu bauen, reichen bis in die Jahre unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Am 5. April 1951 traf sich schließlich eine Gruppe von Männern und Frauen, die die ersten konkreten Pläne dafür erarbeiteten. Die jeweiligen Pfarrer von St. Martin - zunächst Ferdinand Klopf, nah seinem Tod Michael Kropp - setzten sich kraftvoll mit dafür ein, dass die St. Josefs-Kirche als Filiale gebaut werden konnte. Eifrig sammelte der Kirchenbauverein Gelder für den Bau, dessen Kosten mit knapp einer Million Mark veranschlagt war. Architekt Adam Jakob übernahm die fachliche Planung.

Künstler am Werk

Er entwarf den Grundriss von St. Josef in Form eines Kreuzes. Die umschließende Hülle für den Kirchenraum bildet in der Hauptachse die hochaufragende und Dach tragende Holzkonstruktion, welche im Innern sichtbar in Erscheinung tritt. Den verbindenden Überfang zwischen dem weit herabgezogenen Dach und den eingestellten Mauerscheiben bilden farbige Glasfenster. Der Kunstmaler Alfred Heller hat diese Glasgemälde zu den Themen Schöpfung, Schuld, Erlösung und Vollendung geschaffen. Die bildhauerische Ausgestaltung der Kirche - Altar, Ambo, Tabernakel, Skulptur von Kirchenpatron St. Josef - übernahm Hermann Leitherer.

Bereits im Mai 1957 wurde die Kirchenstiftung St. Josef gegründet, im August 1967 die Baugenehmigung erteilt auf dem Grundstück an der Herzog-Max-Straße. Am 19. März 1968 erfolgte die Grundsteinlegung, also just am Josefitag! "Über den Namen der Kirche ‚St. Josef‘ gab es nie Diskussionen. Er war von Anfang an feststehend, schließt er doch eine Lücke im Kranz der Bamberger Kirchen", heißt es in der Festschrift zur Kircheneinweihung.

Es war die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Aufbruchstimmung herrschte allerorten in den Gemeinden, so auch in St. Josef. Die Gottesdienste waren überaus gut besucht. Nicht zuletzt die theologisch hervorragend qualifizierten Prediger begeisterten.

Aktiver Kreis Ehrenamtlicher

Rührige Gemeindereferentinnen und Pastoralreferenten, die jeweiligen Pfarrer setzten sich mit Herzblut für St. Josef ein. Und natürlich ein aktiver Kreis von Ehrenamtlichen, denen eine lebendige Ortskirche ein Anliegen ist. Bis heute tragen viele Hände und Köpfe dazu bei, dass St. Josef zuversichtlich in die nächsten 50 Jahre schauen kann - gemäß des Jubiläumsmottos "Seht Gottes Zelt auf Erden!"