Am Wochenende wurde der 50. Geburtstag der St.-Josef-Kirche im Hain gefeiert.
Vor fünfzig Jahren durften Mädchen noch nicht ministrieren. Folglich leisteten bei der Weihe der St.-Josefs-Kirche im Hain 1969 nur Buben den Altardienst. Acht waren es damals. Vier von ihnen zogen am Sonntag noch einmal den schwarzen Talar mit dem weißen Chorrock an und zogen mit ihren deutlich jüngeren "Kollegen und Kolleginnen" zum Festgottesdienst in das Gotteshaus ein: Klaus Otto, Manfred Pilgram, Matthias Pregler und Martin Zenk. Allesamt 63 Jahre alt, miteinander vertraut seit der gemeinsamen Grundschulzeit und ihrer frühen Karriere als Ministranten.
"Wir waren damals zwölf, dreizehn Jahre alt und haben zum ersten Mal Wein getrunken", erinnerte sich Manfred Pilgram in dem launigen Interview, das Pfarrer Matthias Bambynek zu Beginn des Gottesdienstes in der voll besetzten Kirche führte. Ob er sich noch an die Predigt zur Kirchweihmesse erinnere, wollte der Pfarrer wissen. "Nein, überhaupt nicht", gab Pilgram freimütig zu. Erzählte dafür, dass er "das bezauberndste Mädchen im Hain" kennengelernt habe, mit dem er seit 43 Jahren verheiratet sei. "Die katholische Kirche als Partnerbörse!", lachte Pfarrer Bambynek und wurde ganz ernst, als der Senior-Ministrant ein bedrückendes Thema ansprach: "In St. Josef hat es nie durch Priester sexuellen Missbrauch gegeben. Wir Ministranten waren absolut sicher", betonte Manfred Pilgram.
Geprägt von Dankbarkeit
Die früheren Kapläne und Pfarrer dieser Filialkirche der Pfarrei St. Martin, die den 50. Geburtstagsgottesdienst mitfeierten, hörten dankbar zu. Auch die einstigen Pastoralreferenten, die in St. Josef gewirkt hatten, waren zur Jubiläumsfeier gekommen. Sie war letztlich fröhlich, geprägt von Dankbarkeit für fünf Jahrzehnte aktives Gemeindeleben als "pilgerndes Volk Gottes im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils", wie Pfarrer Bambynek in seiner frei gehaltenen Predigt erklärte.
Er räumte ein, dass sich inzwischen der Alltag geändert habe, die Kirche "massiv durchgeschüttelt" werde und Misstrauen gegenüber Veränderungen herrsche. "Doch glauben Sie, dass Jesus, wenn er wieder auf die Erde zurückkäme, nur eine Kirche alter Männer wollte?", stellte der Prediger eine provokante Frage in den Kirchenraum. Und: "Wie beteiligen wir alle am Aufbau des Reiches Gottes?" Ihm graue davor, so Pfarrer Bambynek, nur aufrecht zu halten zu sollen, "was wir schon kennen". Es gelte vielmehr, die Bedürfnisse der Menschen zu erkennen.
Spiegelbild einer jungen St.-Josefs-Kirche waren der Generationen übergreifende "Miteinander-Chor", der den Festgottesdienst musikalisch bereicherte, und die vielen Kinder, die zum Vater-unser rund um den Altar standen. Auch das anschließende Kirchweihtreiben zeigte, dass es der Hain versteht, Feste zu feiern. Bereits am Samstag hatte der Reigen mit einer großen Kaffeetafel und einer Musikvesper begonnen.
Ein Blick zurück: Am 21. September 1969 weihte Erzbischof Josef Schneider die neugebaute Kirche St. Josef im Hain, damals das modernste Gotteshaus in Bamberg. Die ersten Überlegungen, im Haingebiet eine Kirche zu bauen, reichen bis in die Jahre unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Am 5. April 1951 traf sich schließlich eine Gruppe von Männern und Frauen, die die ersten konkreten Pläne dafür erarbeiteten. Die jeweiligen Pfarrer von St. Martin - zunächst Ferdinand Klopf, nah seinem Tod Michael Kropp - setzten sich kraftvoll mit dafür ein, dass die St. Josefs-Kirche als Filiale gebaut werden konnte. Eifrig sammelte der Kirchenbauverein Gelder für den Bau, dessen Kosten mit knapp einer Million Mark veranschlagt war. Architekt Adam Jakob übernahm die fachliche Planung.
Künstler am Werk
Er entwarf den Grundriss von St. Josef in Form eines Kreuzes. Die umschließende Hülle für den Kirchenraum bildet in der Hauptachse die hochaufragende und Dach tragende Holzkonstruktion, welche im Innern sichtbar in Erscheinung tritt. Den verbindenden Überfang zwischen dem weit herabgezogenen Dach und den eingestellten Mauerscheiben bilden farbige Glasfenster. Der Kunstmaler Alfred Heller hat diese Glasgemälde zu den Themen Schöpfung, Schuld, Erlösung und Vollendung geschaffen. Die bildhauerische Ausgestaltung der Kirche - Altar, Ambo, Tabernakel, Skulptur von Kirchenpatron St. Josef - übernahm Hermann Leitherer.