Ein Bahntunnel in Bamberg hätte viele Vorteile

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Eine Tieferlegung der Bahngleise hätte Außenwirkungen auf die Straßenanbindung. Auch die Unterführungen müssten eingetieft werden. Foto: Ronald Rinklef
Eine Tieferlegung der Bahngleise hätte Außenwirkungen auf die Straßenanbindung. Auch die Unterführungen müssten eingetieft werden. Foto: Ronald Rinklef
 
Prof. Carl Fingerhuth, Gottschall, Ilk und Axel Funke, Entscheidung im Gestaltungswettbewerb zum "Quartier an der Stadtmauer" in Bamberg; Foto: Michael Gründel
Prof. Carl Fingerhuth, Gottschall, Ilk und Axel Funke, Entscheidung im Gestaltungswettbewerb zum "Quartier an der Stadtmauer" in Bamberg; Foto: Michael Gründel
 

Neun Trassenvarianten sind für die Bamberger ICE-Planung im Gespräch. Jetzt hat das Aussieben begonnen. Auf Schwierigkeiten stoßen Ostumfahrung und die Tieferlegung der Gleise. Dagegen scheint ein Tunnel viele Vorzüge auf sich zu vereinen.

Tieferlegung der Gleise oder doch ein richtiger Tunnel durch Bamberg? Ost-Umfahrung oder Güterzugumgehung? Neun Varianten, wie die Neubaupläne der ICE-Strecke in Bamberg aussehen könnten, schwirren durch die Region. Doch welche ist die Beste?

Um dies herauszufinden, hat der Koordinierungskreis Bahnausbau beschlossen, die wichtigsten Vor- und Nachteile sämtlicher Vorschläge bis Mitte April in einer ersten Übersicht zu prüfen. Zumindest die Stadt scheint ihre Hausaufgaben gemacht zu haben. Wie Baureferent Michael Ilk auf Anfrage mitteilte, kristallisieren sich beim ersten Faktencheck im Rathaus mittlerweile Eckpunkte heraus. Und die scheinen vor allem für eine Untertunnelung zweier Güterzuggleise zu sprechen.


Doch der Reihe nach: Die von der Initiative Bahnsinn Bamberg vorgeschlagene Güterzugumfahrung wäre laut Ilk von den Kurvenradien technisch zwar machbar, würde in der Praxis aber auf Probleme wegen der Grundwasserströme stoßen. Die Schwierigkeiten, wie sie das Wasserwirtschaftsamt befürchtet, scheinen erheblich: Eine kilometerlange Tunnelstrecke im Osten der Stadt würde sich dem Grundwasserstrom, der bekanntlich vom Jura über Hauptsmoorwald in Richtung Regnitzbecken zieht, wie ein unüberwindlicher Sperrriegel entgegenstellen.
Extreme techninsche Vorkehrungen
Wollte man den Eingriff ausgleichen, so wären extreme technische Vorkehrungen nötig. Andernfalls könnte es dazu kommen, dass der Grundwasserspiegel im Regnitzbecken absinkt. Davon wären nicht nur die Gärtnerflächen in der Südflur betroffen. Auch in der Nordflur könnte Gärtnerland vom Grundwasser abgeschnitten werden, wenn die Westspange mit ihrer ebenfalls auf lange Strecke im Tunnel geführten Trasse käme.

Doch auch die beiden Varianten 6 und 7, Tieferlegung der Gleise von sieben und drei Metern, haben bei genauerem Hinsehen Schwächen. So würde eine Tieferlegung aller Gleise um sieben Meter bedeuten, dass sämtliche von Ost nach West laufenden Versorgungstrassen betroffen wären: Nicht nur Fernwärme-, Gas-, Glasfaser- und Wasser-, sondern auch Strom- und Abwasserleitungen - und das an vielen Stellen in der Stadt. Ganz abgesehen davon wirft es laut Ilk Schwierigkeiten auf, sämtliche Gleise tiefer zu legen, ohne den Betrieb der Bahnstrecke zumindest zeitweise lahm zu legen.

Auch bei der offen geführten Tieferlegung um drei Meter klaffen Wunsch und Wirklichkeit auseinander, wie sich jetzt herausstellte. Denn wie das Umweltamt feststellte, ist die erhoffte Abschottung des Lärms durch eine solche Tieferlegung jedenfalls nicht zu erreichen. Im Gegenteil: Durch den Trichtereffekt werde die Schallausdehnung eher verstärkt.

Ganze Reihe von Problemen
Nicht viel besser sieht es bei der Anbindung an das Straßennetz aus. Für das verheißt das Eintiefen der Gleisstrecke eine ganze Reihe von Problemen. So würden unter dem heutigen Niveau verlaufende Gleise dazu führen, dass gleichermaßen die Unterführungen abgesenkt werden müssten, von der Geisfelder bis zur Memmelsdorfer Straße.

Wo dies wegen des Höhenunterschieds und des zur Verfügung stehenden Raumes nicht möglich wäre, könnten die heutigen Unterführungen künftig als Brücken über die Gleise geführt werden. Doch auch dies wäre nicht ohne Konsequenzen für das Stadtbild und die viel beschworenen Sichtachsen zur Altstadt. Denn natürlich behindert auch ein Brückenbauwerk den freien Blick aufs Welterbe.

Für Baureferent Michael Ilk hat sich in der Vorprüfung bewahrheitet, was manche schon zu wissen glaubten: Die meisten Lösungen haben neben ihren Vorzügen auch gravierende Nachteile.

Am sinnvollsten scheint dem gelernten Tiefbauingenieur aus seiner persönlichen Einschätzung die Tunnellösung für Bamberg. Zwar will Ilk der Debatte im Koordinierungskreis nicht vorgreifen, dennoch bietet der bergmännische Bau eines Güterzugtunnels unter der Stadt mehrere Vorteile, auch wenn die Kosten zweifellos höher liegen werden als beim oberirdischen Bau. Durch ein Tunnel könnte es gelingen, den Lärm unter die Erde zu verbannen und gleichzeitig riesenhohe Lärmschutzwände zu vermeiden, die Bamberg auf einer Länge von mehreren Kilometern teilen würden. Auch die Betroffenheit der Bürger wäre ungleich geringer als beispielsweise bei einer Ost-Umfahrung , wo viele Bewohner bereits massive Gegenwehr gegen den Bau einer Gleisstrecke entlang der Autobahn angekündigt haben.

Weniger Beeinträchtigung
Nicht zuletzt verspricht eine Tunnellösung für die Umsetzung der Bauarbeiten weniger Beeinträchtigung als ein oberirdischer Neubau. Denn an der Strecke im Bestand für Personenzüge und die wenigen Güterzüge, die in Bamberg halten, müsste sich im Prinzip nichts ändern. Der gesetzlich vorgeschriebene Bau von Lärmschutz entfiele, wäre aber auch kaum nötig, da die lauten Züge ja unter der Erde verschwinden.

Doch die Bürgersicht ist nur die eine Seite. Was sagt die Bahn zu einem Tunnel unter Bamberg? Noch vor einem Jahr hatte Rainer Gubitz von der DB Projektbau GmbH im Stadtrat unmissverständlich klar gemacht, dass ein Tunnel in Bamberg aus Kostengründen ebenso wie aus technischen Erwägungen keinesfalls in Frage kommt. Ob dies auch heute noch gilt, darüber wollte Gubitz am Dienstag auf Anfrage keine Aussage machen.

Für die Bamberger Initiative Bahnsinn verbirgt sich hinter der Weigerung der Bahn, sich auf Bürgerwünsche und auf kostenintensive Lösungen einzulassen, eine klare Taktik. Die Bahn wolle ihre Pläne durch die Weltkulturerbestadt zu bauen, unbeirrt von Einsprüchen durchsetzen. Das "angebliche Mitspracherecht bei neun Varianten" bezeichnete Robert Bartsch von Bahnsinn deshalb als Augenwischerei.

Seine Darstellung: Die Bahn sei kurz davor gewesen, die Pläne für das Projekt bis Hallstadt Süd so festzuklopfen, dass sämtliche Varianten außer der Ursprungstrasse mitten durch die Stadt hinfällig gewesen wären. Nur durch das Einlegen von Rechtsmitteln von Bahnsinn und der Initiative "Das bessere Bahnkonzept", sei es gelungen dies zu verhindern. Dem widersprachFrank Kniestedt, Sprecher der Bahn. Durch den Planungsfortschritt im Norden und Süden der Stadt sei nichts verbaut. "Für Bamberg ist noch alles möglich."

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