Weil es geheißen hatte, Untersteinach ist kein Sturmgebiet, hatten etliche Familien keine entsprechende Versicherung. Dann schlug Sturm Fabienne hier zu.
Den September 2018 vergessen die Menschen in Untersteinach nicht. Sturm Fabienne fräste eine Schneise der Verwüstung durch den 150-Seelen-Ort. Viele Anwesen wurden abgedeckt oder zerstört. Am schlimmsten hatte es den Hof des langjährigen Burgwindheimer Bürgermeisters Heinrich Thaler getroffen: An insgesamt zwölf Gebäuden des Bauernhofes war ein Schaden von über einer halben Million Euro entstanden. Nun, fast zwei Jahre und gut 1000 Arbeitsstunden später, ist die Familie immer noch mit den Folgen von Fabiennes Wüten beschäftigt.
"Der Sturm hat den Hof verändert", stellt Heinrich Thaler fest. Nichts sei mehr wie vor Fabienne, optisch nicht und auch von der Bewirtschaftung her nicht. Gebäude wurden abgerissen, neu gedeckt, neu gebaut. Über einen gemeindlichen Hilfsfonds gab es wie für weitere Geschädigte im Ort einen prozentualen Anteil der Schadensumme. Da wurden wiederverwertetes und umgenutztes Material oder Eigenleistung nicht gewertet.
Eine Sturmversicherung hatte Familie Thaler nicht. Als Heinrich Thaler zu Beginn der 90er-Jahre den Hof übernahm, ging er alle bisherigen Versicherungen durch. "Dabei hatte es geheißen, Untersteinach sei kein Sturmgebiet." So wurden etliche neue Versicherungen abgeschlossen, bestehende erhöht. Auf die Sturmversicherung wurde nach der Expertenaussage verzichtet. Man fühlte sich gut abgesichert.
Und dann kam Fabienne. Sie wütete zwar nur wenige Minuten, dafür aber gnadenlos. Nun haben Heinrich Thaler und seine Frau Sabine alles auf dem Hofgelände auch gegen Sturm versichert. Dennoch, "bei Unwetter sind wir auch mitten in der Nacht sofort hellwach."
Noch immer arbeitet die Familie zusammen mit Verwandten den Sturm auf. Täglich. Immer wieder trösten sich die Eltern, dass man in all dem Unglück noch Glück hatte, keiner aus der Familie zu Schaden kam. "Die Kinder hatten erst kurz vor dem Sturm noch im Hof gespielt und den Wind genossen", so Thaler. Er rät Gebäudebesitzern dringend, ihre Versicherungen durchzusehen und gegebenenfalls Gebäude auf deren Statik hin zu überprüfen. Sehr geholfen hätten nach dem Sturm Landrat und Landratsamt: schnell und unbürokratisch bei der Abfallentsorgung und dann ebenso bei den Anträgen für den Wiederaufbau.
Landkreis reagiert
Landkreisweit hat auch Bernhard Ziegmann als Kreisbrandrat immer wieder mit den Folgen von Naturkatastrophen zu tun. Schätzungsweise um etwa 20 Prozent hätten die derartigen Einsätze in den letzten zehn Jahren zugenommen. Vor allem handle es sich dabei um solche, die auf starke Regenfälle oder Stürme zurückgehen. Darauf habe der Landkreis im Jahr 2012 reagiert und ein Wechselladersystem eingeführt, mit dem flächendeckend mit Material, Geräten und Aktiven geholfen werden könne.
"Jeder kann auch selbst etwas tun, um sich besser zu schützen." Ziegmann hat hier ganz praktische Tipps, die helfen zu verhindern, dass Wasser ins Haus eindringt. Ganz wichtig seien dabei zum Beispiel Rückstauventile, damit nicht Wasser aus dem Kanal rein in die Häuser gelangen kann.
Zuerst möchte ich festhalten, das mir jeder Sturmgeschädigte leid tut. Aber die Behauptung, das man dem Herrn keine Versicherung gegen Sturmschäden verkaufen wollte, halte ich für eine Schutzbehauptung. Ich würde auch ungern von mir in der Zeitung lesen, das mir ein entsprechender Versicherungsschutz zu teuer erschien und ich jetzt die Folgen des Schadens selbst tragen muss. Das ist halt dann einfach Pech. Aber er hat ja jetzt fast 30 Jahre ein paar Euro Versicherungsbeiträge gespart.