"Unkalkulierbares Abenteuer": Mega-Wohnprojekt in Bamberg steht still - Bauherr wehrt sich gegen Kritik

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"Ecosquare" in Bamberg steht still: Bauherr wehrt sich gegen Kritik - "unkalkulierbares Abenteuer"
Von den geplanten Wohneinheiten und dem Hotel erahnt man auf dem "Ecosquare"-Gebiet in Bamberg nichts. Stattdessen herrscht gähnende Leere.
"Ecosquare" in Bamberg steht still: Bauherr wehrt sich gegen Kritik - "unkalkulierbares Abenteuer"
Erik Jasper/inFranken.de (Archivbild)
 
 

Beim neuen Bamberger Wohnviertel "Ecosquare" steht die Baustelle seit langem komplett still. Nun reagiert der Bauherr auf heftige Kritik der SPD-Stadtratsfraktion - und erklärt den aktuellen Stand.

  • Bamberg: Neues Wohnviertel "Ecosquare" - Baustelle steht still 
  • Seit über einem Jahr keine Bauarbeiten auf dem Gelände
  • "Es braucht endlich mehr Klarheit": Stadträte üben heftige Kritik
  • "Fachlich unzutreffende Töne": Bauherr reagiert verärgert - und erklärt Stand

Ärger um das geplante Bamberger Wohnviertel "Ecosquare": Weil sich auf dem Baustellengelände des Mega-Projekts hinter dem Bahnhof "bisher wenig getan" hat, fand die SPD-Stadtratsfraktion am 11. Juli 2023 klare Worte - und forderte mit Hinweis auf den Wohnraummangel in der Stadt eine Überprüfung des Vorhabens durch die Verwaltung. Bereits im April hatte Bauherr Thomas Banning gegenüber inFranken.de erklärt, die Baustelle sei "seit einem Jahr ruhend gestellt". Als Begründung nannte er unter anderem "enorm gestiegene Preise" und hohe Zinsen. Damals zeigte sich Banning allerdings optimistisch, "dass sich die Situation in den kommenden Monaten wieder verbessert". Doch weiterhin gibt es für Außenstehende keinen ersichtlichen Fortschritt. Das sorgte im Stadtrat für Unmut. Hier findet ihr einen großen Überblick zu den genauen Plänen für den "Ecosquare". 

"Umso ärgerlicher": Bamberger SPD-Fraktion fordert Untersuchung zum Stillstand beim "Ecosquare"

"Die sich verschärfende Situation auf dem Wohnungsmarkt ist auch längst ein Problem in Bamberg", heißt es in der Mitteilung der SPD-Fraktion im Juli. "Umso ärgerlicher, wenn es bei solchen Bauprojekten zu Verzögerungen kommt", schreiben die Stadtratsmitglieder. Obwohl die Baumaßnahmen für den "Ecosquare" bereits 2020 begonnen hätten, habe sich "aus Sicht der SPD-Stadtratsfraktion Bamberg bisher wenig getan".

Seit über einem Jahr "ruhen die Arbeiten sogar vollständig", heißt es weiter. "Es erschien uns nur folgerichtig die Verwaltung überprüfen zu lassen, wie die Verwirklichungsaussichten des Bauhabens und die Handlungsmöglichkeiten der Stadt Bamberg aussehen. Es braucht endlich mehr Klarheit", wird der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Felix Holland zitiert.

Konkret habe die SPD-Stadtratsfraktion Bamberg "einen dreiteiligen Antrag formuliert, in welchen unter anderem geklärt werden soll, inwieweit das Unternehmen 'eco eco AG', das hinter 'EcoSquare' steckt, seiner Bauverpflichtung nachkommt". Falls dies "nicht zufriedenstellend beantwortet werden kann", sollen "entsprechende Alternativbaumaßnahmen" geprüft werden, lautet die Forderung.

"Fachlich unzutreffende Töne": Bauherr verteidigt ruhende Mega-Baustelle - und kritisiert Stadtratsfraktion

Auf Anfrage zu der Kritik und zum aktuellen Stand bekräftigt Bauherr Thomas Banning gegenüber inFranken.de: "Das Projekt ecoSquare soll realisiert werden. Allerdings ist die Situation so, dass derzeit keine neuen Bauprojekte begonnen werden können." Das liegt aus Bannings Sicht an mehreren Gründen: So habe die Bundesregierung ein Förderprogramm "im letzten Jahr aprupt beendet", welches "wesentlich" sei, "um bezahlbare Mieten zu erreichen". Außerdem verweist der Vorstand der "eco eco AG" auf den Ukraine-Krieg, der "zu Verwerfungen am Baumarkt geführt" habe.

"Das normalisiert sich nun in kleinen Schritten, die Preise liegen aber nach wie vor ganz erheblich über den Preisen aus 2021", so Banning. Hinzu kämen Zinsen, die "innerhalb nur eines Jahres explodiert" seien. "Diese veränderten Rahmenbedingungen machen Neubauten derzeit zu einem unkalkulierbaren Abenteuer und führen im Fall der Durchführung zu massiv steigenden Mieten", erläutert der Bauherr. "Jede Woche können Sie in den Medien lesen, dass große Bauprojekte abgesagt werden und auch die Bayerische Landesregierung hat bisher ihre Ankündigungen für einen massiven Wohnungsbau zu vertretbaren Mieten nicht realisiert", so Banning weiter.

Sein Team habe mit "Erstaunen" zur Kenntnis "nehmen müssen, dass die SPD-Fraktion ungewöhnlich scharfe und fachlich unzutreffende Töne angeschlagen hat", so die Sichtweise des Vorstands. "Wenn es der SPD und der Stadt um einen schnellen Bau neuer Wohnungen geht, dann kann die Stadtverwaltung und das Stadtparlament dazu die Weichen stellen, indem notwendige Änderungen bei den Baugenehmigungen und dem städtebaulichen Vertrag positiv begleitet werden", erklärt Banning. Für günstigen Wohnraum, den er begrüße, "muss Bamberg auch die wirtschaftliche Verantwortung dafür übernehmen oder zumindest mittragen", so seine Haltung. 

"Nehmen Umplanungen vor": So soll der "Ecosquare"-Bau in Bamberg gerettet werden 

Doch gab es mittlerweile eine Überprüfung durch die Verwaltung? Wie die Stadt Bamberg gegenüber inFranken.de mitteilt, werde es Ergebnisse zum SPD-Antrag "erst nach der Sommerpause bei der Behandlung im zuständigen Senat geben, hier müssen wir um Geduld bitten". Zum Thema Stillstand beim "Ecosquare" hätten sich aus Sicht der Stadtspitze seit April keine Änderungen beim "Auskunftsstand" ergeben. 

"Sowohl das Baureferat als auch die Wirtschaftsförderung befinden sich mit dem Vorhabenträger im regelmäßigen Austausch und versuchen bei allen baulichen und planerischen Problemen zu helfen, um das Bauvorhaben zum Erfolg zu führen", erklärt ein Stadtsprecher. "Wir wollen weiterhin das Bauprojekt 'ecoSquare' realisieren", betont Bauherr Banning.

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"Deshalb nehmen wir Umplanungen vor, um die Baukosten zu reduzieren. Und reden mit Mietinteressenten darüber, in wieweit diese die notwendigen höheren Mieten akzeptieren können", erklärt er. Auch gingen "die Gespräche mit den bauausführenden Unternehmen weiter und wenn ein Bau wirtschaftlich möglich ist, wird dieser auch begonnen", verspricht Banning. Wann dies allerdings so weit ist, bleibt freilich unklar. Das leere, braune Riesenfeld hinter dem Bahnhof - es bleibt den Bamberger und Bambergerinnen wohl noch einige Zeit erhalten. Mehr Nachrichten aus Bamberg findet ihr hier.