Ein Wohnblock ist bereits saniert, einer wird gerade entkernt und einer wird neu gebaut. Es wird der Eingang zum neuen Wohngebiet "Spiegelfelder".
Dieser Tage traf eine Leserzuschrift mit einigen Fragen in der Lokalredaktion ein: "Ich und auch Bewohner der Gegend sind daran interessiert zu erfahren, was mit den Wohnblocks in der Neuerbstraße geschieht, in denen zuletzt Flüchtlinge untergebracht waren." Die Gerüchte seien unterschiedlich: Grundsanierung, Neubau oder die erneute Unterbringung von Menschen?
Ein Baustellentermin vor Ort ergibt, dass im Grunde alle drei Optionen richtig sind. Gerhard Haßfurther, Geschäftsführer der Postler Wohnanlagen GmbH & Co. KG, dröselt auf, was in den Gebäuden mit den Hausnummern 45, 47 und 49 passiert. Zum 30. Mai 2017 war der Mietvertrag mit der Stadt Bamberg ausgelaufen, die dort Flüchtlinge beherbergt hatte, wie Steffen Schützwohl von der städtischen Pressestelle auf Anfrage sagt.
Der Hauseigentümer hat dann direkt zügig losgearbeitet: "Die Nummer 49 haben wir bereits hergerichtet, sie wird nun von der Caritas für Wohngruppen genutzt", sagt Haßfurther. Es ist der rechts liegende der drei Wohnblocks mit Baujahr 1935, von außen gut zu erkennen anhand der nagelneuen Fassade. Welches Wohngruppenkonzept die Caritas vor Ort genau verfolgt, war am Mittwoch nicht mehr in Erfahrung zu bringen, da kein Ansprechpartner zu erreichen war. Klar ist: Der Betrieb läuft bereits.
Lage am neuen Wohnquartier "Spiegelfelder"
Am mittleren Gebäude tut sich momentan am meisten, es staubt aus der Haustür bis auf die Straße. "Das Haus wird völlig entkernt, alles wird neu gemacht, die Leitungen, die Fenster." Neun Wohnungen "modernen Standards" sollen hier im Herbst kommenden Jahres fertig sein. Ob sie vermietet oder verkauft werden, ist derzeit noch unklar. Von Luxussanierung will Haßfurther nichts wissen. "Die Preise werden dem Markt und der Lage entsprechend sein." Die Lage, das ist nicht nur Bamberg-Ost, sondern auch der Rand des Wohngebiets "Spiegelfelder" im Areal zwischen Brenner-, Zollner- und Neuerbstraße, das sich derzeit in der Vorplanung befindet. Dort soll eine Mischung von Geschosswohnungsbau und Townhouses entstehen, wie von Claus Reinhardt aus dem Baureferat zu erfahren war. Grundidee sei die Schaffung einer großzügigen Grünfläche für Bamberg-Ost sowie der Ausbau einer grünen Fuß- und Radwegverbindung in diesem Gebiet.
"Und unser Haus mit der Nummer 45 soll sozusagen der Eingang zum neuen Wohngebiet werden", erläutert Haßfurther. Dazu wird das alte Gebäude komplett abgebrochen und um 90 Grad gedreht und in neuem Stil wieder aufgebaut. 15 Wohnungen sind hier geplant, in ähnlicher Größenordnung wie die, die gerade im Nachbarhaus mit der Nummer 45 entstehen: Drei-Zimmer-Wohnungen mit einer Fläche von etwa 74 Quadratmetern sowie Zwei-Zimmer-Wohnungen mit etwa 60 Quadratmetern.
Das neu zu bauende Haus ganz links, der Zugang zum Quartier, wird voraussichtlich 2019 oder 2020 fertig. Es soll laut Haßfurther ebenfalls "modernem Standard" entsprechen. Er deutet an, dass sich bereits jetzt etliche Interessenten gemeldet hätten, die auf der Suche nach Wohnraum sind. Wie viel Geld der Bauherr für die drei Blöcke in die Hand nimmt, wollte er nicht verraten. Er deutet an: "Wir investieren in der Ecke schon einen gehörigen Betrag."
Und wieder geht günstiger Wohnraum verloren. Das gesellt sich in die traurige Linie der abgerissenen Blocks in der Mittelbachstraße, zu all den vielen Wohnungen, die in Ferienappartements umgewandelt wurden. Es wird für weniger gut Betuchte immer schwieriger in Bamberg zu wohnen. Die angeblich Abhilfe schaffenden "bezahlbaren" Neubauten, etwa auf dem Glaskontorgelände und der Lagarde, werden schon wegen ihrer Neuheit mit Sicherheit deutlich teurer als diese Bestandsbauten. "Bezahlbar" ja, fragt sich für wen.
Nein, wirklich spürbare Abhilfe hätte in erster Linie eine Konversion gebracht, die das Wohnungsproblem nicht angezweifelt, nicht den angeblich so hohem Sanierungsbedarf in den Vordergrund geschoben, sondern diese Jahrhundertchance (wie die Stadt Schweinfurt) beherzt genutzt hätte. Dann wären heute deutlich mehr der vielen gut erhaltenen Familienwohnungen der U.S.-Army von Bamberginnen und Bambergern bewohnt als die "Feigenblätter" an der Hauptsmoorstraße oder der Exklave Kastanienstraße. Stattdessen sind all die vollmundigen Pläne und großen Versprechen einer Aufwertung von Bamberg-Ost und günstigem Wohnraum verpufft. Klaglos, ja zuerst bisweilen gar jubelnd, sahen die meisten Verantwortlichen (mit Ausnahme der Bamberger Allianz, der Bamberger-Linken und des BBB) zu, wie die wesentlichen Teile an die Polizeischule und an das Aufnahmelager verteilt wurden. Ist das die versprochene Aufwertung dieses ohnehin schon traditionell benachteiligten Stadtteils? Man darf gespannt sein, ob sich diese herbe Enttäuschung in den Ergebnissen der kommenden Bundestagswahl widerspiegeln wird. Mir schwant Böses für die Wahlkreisergebnisse im Osten unserer Stadt. Selten hoffte ich so sehr, nicht Recht zu behalten ... und vor allem, dass man die gemachten Fehler erkennt und daraus lernt. Damit man in Bamberg auch in Zukunft noch gut und wirklich bezahlbar leben kann.