Medien berichten in diesen Tagen, dass ein Schüler einen Verweis wegen politischer Äußerungen bekommen habe. Lehrer und Eltern sind mit den Nerven fertig. Der Direktor wird im Internet als "Altnazi" beschimpft. Was ist eigentlich an der Graf-Stauffenberg-Wirtschaftsschule in Bamberg geschehen?
Ein Offizier der Bundeswehr war Ende Januar an der Graf-Stauffenberg-Wirtschaftsschule in Bamberg. Er warb dort für die Wehr als Arbeitgeber. Der Offizier kommt seit Jahren in die Schule zu den Berufsorientierungstagen, genau wie Vertreter der Polizei oder auch des Bamberger Klinikums. Der 17-jährige Schüler, um den es geht, hat sich den Vortrag des Offiziers angehört und sich kritisch dazu geäußert. Was genau wie gesagt wurde, ist unklar. Jedoch war man nicht einer Meinung.
Der Schüler verließ das Gebäude. Vor der Schule haben sich, wie bereits die Jahre zuvor, Demonstranten verschiedener Jugendgruppen - unter anderem des Bundes der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - postiert. Sie protestierten gegen die Bundeswehr.
Der Schüler hat hier ein paar Freunde, er engagiert sich auch in der Jugendgruppe. Extremistisch aber sei er nicht, sagt sein Vater.
Als der Sohn wieder zurück auf das Schulgelände wollte, wurde er von den Hausmeistern aufgehalten. Sie sollen gedacht haben, der Junge gehöre nicht der Schule an. Der Junge hatte den Eindruck, die hätten ihn wegen seiner linken Einstellung aufgehalten, der Vater glaubt das nicht. Jedenfalls soll es laut geworden sein. Bis einer der Hausmeister die Polizei rief. Die kam. Ging aber wieder, weil: Es war ja nichts geschehen.
An die Öffentlichkeit geraten Allerdings musste der Junge bereits am nächsten Tag zur Schulleitung - mit dem Vater. Er sollte sich entschuldigen, mehrfach habe er das Angebot bekommen, sagt selbst sein Vater. Es ging dabei um das Verhalten des Schülers. Doch weigerte der sich. Am Ende bekam er einen Verweis.
In der linken Szene schlug die Geschichte im Februar nun hohe Wellen.
Die Jugendgruppe des VVN-BdA gab eine Pressemitteilung heraus mit der Überschrift: "Verschärfter Verweis wegen freier Meinungsäußerung". Die Sache geriet relativ schnell nach außen, auch der Inhalt des verschärften Verweises, in dem am Ende stand, dass der Schüler zukünftig darauf achten solle, "Äußerungen bezüglich seiner extremistischen politischen Meinung zu unterlassen". Dazu muss man wissen: Politische Werbung ist an Schulen verboten. Der Verweis war so etwas wie eine Gelbe Karte. Der Schüler hat ihn wohl auch bekommen, weil er sich bereits davor respektlos verhalten haben soll. Und: Weil er das Seminar, das eine Pflichtveranstaltung war, verlassen hatte.
Doch in der Pressemitteilung des VVN-BdA stand das anders. Die linke Tageszeitung "Junge Welt" und die Taz griffen diese auf. "Die Geschichte ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen", sagt der Vater des 17-Jährigen.
Er und seine Frau finden kaum Schlaf. Auch der Schulleiter Martin Mattausch erlebt einen Shitstorm im Internet. Mattausch stellt klar, dass er selbst am Berufsorientierungstag bei der Begrüßung sagte: "Ich tue alles dafür, dass die Linksjugend demonstrieren kann." Der Vater des Schülers berichtet, dass sich Mattausch für den Jungen stark gemacht habe. Selbst der Sohn, der sich inzwischen bei der Schule entschuldigt hat, ist dem Schulleiter dankbar. Doch ist Mattausch enttäuscht, dass der Schüler nicht mit ihm oder seinem Stellvertreter gesprochen hatte, sondern gleich an die Öffentlichkeit gegangen war.
Die Stadt ist über den Vorfall als Schulträger informiert. OB Andreas Starke hat dem Schüler ein Gespräch angeboten. Der will nun nichts mehr gegenüber der Presse sagen - davon hat ihm auch sein Direktor abgeraten. Mattausch will sich weiter für den Jungen einsetzen, dass er an der Schule bleiben kann. Der Vater hofft das: "Er ist nicht mehr schulpflichtig, welche Schule würde ihn nehmen?"
Der Verweis bleibt - auch die Frage, was denn eigentlich geschehen ist.
Ich dachte eigentlich, in Deutschland herrscht Meinungsfreiheit - scheinbar nur, wenn die Meinung in die von der Politik gewünschte Richtung geht!
Wie sollen sich junge Menschen eine Meinung bilden, wenn sie diese nicht durch Diskussion ergründen können?
Eine Diskussion kann sich aber nur ergeben, wenn zwei gegensätzliche Meinungen aufeinander prallen!
Die Unterdrückung der nicht gewünschten Meinungen und der Jugend, die soche evt. vertritt, brachte in der Vergangenheit nichts Gutes (RAF).
wäre auf jeden Fall anzuraten. Ich kann mich noch gut erinnern, daß wir auch (in den Siebzigern) vor dem Forchheimer Gymnasium standen, und gegen Vietnam/USA, CSU/Strauß, für Sozialismus/DDR/UdSSR/Mao, gegen Bundeswehr und was nicht alles waren. Mitgebrachte Mao - Bibeln und Che T Shirts im Unterricht sorgten auch für Stirnrunzeln, die Aktivsten sind in die KPD/ML eingetreten.

Unsere damaligen Sozialkunde- und Geschichtslehrer gingen alle sehr souverän mit dem Ganzen um, einer der Geschichtslehrer war sogar noch Weltkriegs - Soldat und hatte im Krieg eine Hand verloren. Einige Forchheimer Mitleser hier können sich eventuell an den Herrn erinnern.
Damals gab's noch das Argument: Geht halt 'nüber, wenn's Euch do ned bassd!
Letztlich aber - den Wehrdienst verweigert hat von uns keiner, wenn ich mich richtig erinnere. Der revolutionäre Elan blieb auch auf der Strecke, den Segnungen des Kapitalismus gedankt.
Statt Weltrevolution beim Schüleraustausch französische Altersgenossinnen kennenlernen und über Dany LeRouge diskutieren (so wurde Daniel Cohn - Bendit in Frankreich genannt) war auch irgendwie besser als Barrikadenkampf!
@RWaurich
guter Kommentar - war bei uns vor fast 40 Jahren auch kaum anders. Hatten da auch einige Zeitgenossen, für die die DDR und Sowjetunion das Paradies waren, da angeblich dort deutlich höherer Lebenstandard, mehr Freiheitsrechte usw. usw. Der Kapitalismus war der Feind, die Verstaatlichung jeglichen Privatbesitzes wurde sogar gefordert. Ausgewandert in das gelobte Land ist dorthin aber freilich niemand. Und was aus diesen Leuten geworden ist, konnte man immer wieder bei den späteren Klassentreffen sehen, wenn sie mit ihren Nobelkarossen auftauchten: wohlhabende Unternehmer, Immobilienmakler, hohe Beamte, Banker......
Mangels Detailskenntnis kann ich den vorliegenden Fall nicht objektiv und abschließend beurteilen.
Jedoch weiß ich aus Erfahrung, daß im schulischen Bereich Einschüchterung bei abweichender Meinung (im konkreten Fall durch das Schulverwaltungsamt) durchaus vorkommt. Unter der gesetzlich verankerten Pflicht zum kooperativen Miteinander versteht man dort offensichtlich untertänig devotes Verhalten der Eltern.
Daß politische Werbung an Schulen (seltsamerweise nicht an Kindergärten, wobei dort wohl eher die Eltern Zielgruppe sind) verboten ist, kann nicht bedeuten, daß keine politische Diskussion stattfinden darf. Wie sonst sollen die Jugendlichen demokratische Werte schätzen lernen, wenn diese an der Schule unterdrückt werden?
Werbung der Bundeswehr an der Schule jedenfalls ist, egal, wie man zu ihr steht, in jedem Fall ein diskussionsbedürftiger Sachverhalt.
Am lustigsten finde ich noch den zeitgeistigen Hammelherden-Genderkauderwelsch: "...... unter anderem des Bundes der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA)". Vorsicht, sonst stolpert man noch über Bürgerinnensteige und Bürgersteige!