Der Oberfranke Helmut Richter hat ein Getriebe entwickelt, das Schalten schneller und effektiver macht. Die Idee wurde schon mit Preisen gewürdigt. Aber bis das Produkt in Serie gehen kann, ist es noch ein weiter Weg.
Wenn der kleine, selbst gebaute Vorführblock mit den beiden ineinander greifenden Zahnrädern Fahrt aufgenommen hat, ist auch Helmut Richter in seinem Element. Wild bewegt er den Hebel hin und her, schaltet höher und gleich wieder zurück. Er lacht. Sein Getriebe mit dem Namen "Dremento" funktioniert ohne Probleme.
"Wenn man überlegt, was man damit für Energie sparen kann", sagt er über seine Innovation. Im Herbst auf der internationalen Erfindermesse in Nürnberg hatte er sie erstmals präsentiert und eine Goldmedaille erhalten.
Inzwischen hat Richter auch den Bundesinnovationspreis des Handwerks in der Tasche. Und natürlich sein erstes Patent.
"Ich sehe mich nicht als Erfinder, ich bin ein Entwickler", sagt der 50-Jährige, der in seiner Firma "Richter Feinwerktechnik" in Schönbrunn im Steigerwald (Landkreis Bamberg) sieben Mitarbeiter beschäftigt, einschließlich Ehefrau Monika.
Aus der Not eine Tugend gemacht Tagesgeschäft des kleinen Betriebs ist der Bau von Sondermaschinen und Musterteilen. Die Idee für das neue Getriebe hatte Richter schon vor fünf Jahren. "Das ist während der Wirtschaftskrise entstanden", berichtet der Werkzeugmacher und Maschinenbautechniker. Als Ende 2008 zwei Großkunden der Autozuliefererbranche ihre Aufträge stornierten, hätte der Unternehmer seine 1993 gegründete Firma beinahe aufgeben müssen. "Du zehrst da monatelang an allem", erinnern sich Richter und seine Frau.
Doch der Tüftler und seine Mitarbeiter nutzten die auftragslose Zeit zu einer staatlich geförderten Fort- und Weiterbildung in Meiningen. Das Team begann, sich mit den Themen Elektromobilität, Solar- und Windtechnik zu beschäftigen. Der Prototyp einer CO2 -freien Tankstelle aus Photovoltaik und Kleinwindanlage entstand.
Ebenso selbst entworfene Elektromobile, zum Beispiel ein Dreirad für Jugendliche und ein Buggy.
Die Elektrofahrzeuge waren auch der Anstoß für die Arbeit am Getriebe. "Ohne anständiges Getriebe läuft da zu wenig", erzählt Richter.
Und so tüftelte der Unternehmer. Er schliff die Zahnräder ein wenig ab und suchte. Suchte nach einer Möglichkeit, auch im laufenden Betrieb unbegrenzt hin- und herzuschalten, ohne dass es hakt und rumpelt. Und er entdeckte eine Anordnung der Zähne, wo es funktionierte.
Ein Vorgang, der Geduld erfordert. "Es ist nicht so, dass es gleich beim ersten Mal passt", berichtet der ehemalige Werkzeugkonstrukteur der Firma Bosch. Seine Frau spricht von "Nächten und vielen Wochenenden", an denen Richter immer wieder experimentierte. "Aber er macht es gerne. Das ist für ihn keine Arbeit."
Autoteile macht die Firma Richter immer noch.
"Aber nicht mehr in der Größenordnung wie vor der Krise", sagt Richter. Er will bewusst weniger von den Autozulieferern abhängig sein.
Sein großes Ziel: eine komplette Windanlage mit 5 bis 20 Kilowatt Nennleistung herzustellen. Dazu hat er im Technologie- und Gründerzentrum Schmalkalden eine Firma für Verbundwerkstoffe gegründet. Die Verbindung nach Thüringen ist nach der Fortbildung vor einigen Jahren nie abgerissen. Um unter anderem einen neuen Windradflügel zu konstruieren, steht Richter in Kontakt mit der TU Ilmenau und dem Lehrstuhl für regenerative Energietechnik der Fachhochschule Nordhausen.
Windrad mit klappbarem Mast Die Thüringer hatten den Oberfranken auch für den Bundesinnovationspreis vorgeschlagen.
Hier in der Region hätten sich Kammern und Wirtschaftsförderung dagegen nur unzureichend um seine Entwicklung gekümmert, kritisiert Richter. Gespräche hätten ihm nicht weitergeholfen.
"Durch dieses Getriebe wird es neue Denkanstöße geben", ist sich der 50-Jährige inzwischen sicher. Er selbst plant als nächsten Schritt ein Windrad mit klappbarem Mast. "Das erlaubt einen schnellen Getriebewechsel. Und da können wir den Verschleiß dann testen." Habe eine Windanlage erst einmal so ein von ihm entwickeltes Getriebe, so könne sie bei Windböen schnell hochschalten. 21 Meter hoch soll so ein Windrad sein, das Richter mit seinen beiden kleinen Firmen bauen will.
"Alles hängt zusammen", sagt der Tüftler. " CO2 -freie Tankstelle, Buggy, Getriebe." Der Elektro-Buggy schaffe derzeit eine Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern.
"Da will ich demnächst mein Getriebe drin haben", kündigt Richter an. Seine Augen leuchten. "Dann wird es losgehen."
Doch damit seine Erfindung einschlägt, müssen auch andere davon überzeugt sein. "Ich hoffe, dass ein mittelständischer Betrieb für Antriebstechnik Interesse zeigt", sagt Richter. Ein Betrieb, in dem der Chef Eigentümer sei und Entscheidungen treffen könne. Denn bis zum erfolgreichen Serienprodukt müssen noch etliche Räder ineinander greifen. "Das Problem ist, jemanden zu finden, der offen für Neues ist und das nötige Geld hat", erklärt Richter. Erst dann kann der Unternehmer wieder einen Gang höher schalten.