Die ICE-Baustelle wird zum Ausflugsziel

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Eine Wandergruppe aus Bamberg schaut sich im Informationspunkt das neueste Drohnenvideo von der Baustelle an.Fotos: Hans Kurz
Eine Wandergruppe aus Bamberg schaut sich im Informationspunkt das neueste Drohnenvideo von der Baustelle an.Fotos: Hans Kurz
Der Informationspunkt am Bahnhof Breitengüßbach
Der Informationspunkt am Bahnhof Breitengüßbach
 
Der Fahrsimulator
Der Fahrsimulator
 

Für Ausflügler und Experten ist der Informationspunkt der Bahn in Breitengüßbach eine beliebte Anlaufstelle.

Der Landkreis Bamberg hat eine neue Touristenattraktion. Im Reiseführer sucht man sie allerdings vergebens: die Bahnbaustelle zwischen Breitengüßbach und Zapfendorf. Wer im Obermaintal unterwegs ist, kann sie jedoch nicht übersehen.

So mancher überraschte Fahrrad- oder Wandertourist fragt sich, was hier eigentlich los ist. Erfahren kann man es in Breitengüßbach. Etwas versteckt am Bahnhof, der ja Teil der Großbaustelle ist, steht ein roter Container. In ihm hat die Bahn einen Informationspunkt zum Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 (VDE8) und insbesondere über den Bauabschnitt zwischen Hallstadt und Ebensfeld eingerichtet.

Auch manche Fahrradtouristen verschlägt es hierher.
Die meisten kommen aber, weil sie von anderen den Tipp bekommen haben, oder ganz gezielt, weil sie sich für die Baustelle interessieren, wissen Klaus-Dieter Weisflog und Hans-Dieter Fuchs, die abwechselnd den Informationspunkt betreuen. Es sind Gruppen und Einzelpersonen aus nah und fern.


Wanderziel

Gerade ist es eine Gruppe von acht Männern, die den Container betritt. Die älteren Herren sind zu Fuß aus Bamberg gekommen. "Wir wandern jede Woche einmal zehn bis 15 Kilometer gemeinsam, dort wo es uns gefällt: Steigerwald, Haßberge oder Fränkische Schweiz", berichten sie. Und diesmal ging es eben nach Breitengüßbach. Nicht nur, weil ein Wanderfreund sie eingeladen hat, sondern auch "aus Interesse" zum Informationspunkt.

Hans-Dieter Fuchs spielt auf der großen Leinwand die drei Hauptvideos ein: den Imagefilm der Bahn über die neue Schnellfahrstrecke Nürnberg - Erfurt, die Computeranimation von dem, was gerade zwischen Hallstadt und dem Tunnel Eierberge hinter Ebensfeld entsteht, sowie die Bilder vom jüngsten Drohnenflug über die Baustelle. "Da sind wir oft gestanden, jetzt haben sie das schöne Häusla abgerissen", entfährt es einem der Wanderfreunde, als es über den ehemaligen Bahnhof Ebing geht.

Nach den Filmen haben die Bamberger noch Fragen. Was wird aus dem ICE-Halt in Bamberg? Wie ist das mit dem Güterverkehr und dem Lärmschutz? "Werden unsere Enkel in 50 Jahren mit dem Auto, dem Zug oder dem Flugzeug nach Berlin reisen?", will einer wissen.


Weite Anreise

Fuchs beantwortet die Fragen so gut es geht. Bei der letzten ist er optimistisch, dass schnelle Bahnverbindungen Kurzstreckenflüge überflüssig machen können. Beim Thema Lärm verweist er zum einen auf den Geräuschsimulator, auf dem man sich über Kopfhörer Zuggeräusche mit und ohne Schallschutzwände vorspielen lassen kann, zum anderen auf die sechs Meter hohe Wand, die direkt vor dem Container aufgebaut ist.

Nicht direkt betroffen, aber interessiert sind andere, die von weit her kommen. Fuchs berichtet von einem Radfahrer aus Berlin. Der sei hierher geradelt, habe dann die ganze Baustelle abgefahren, sich im Informationspunkt alles angeschaut. Danach wollte er Bamberg aus mit dem Zug zurück nach Berlin. Kollege Weisflog weiß von einem Motorradfahrer aus Norddeutschland, der alle paar Wochen eine Tour nach Oberfranken macht, um dich über den Baufortschritt zu informieren.


Fachleute und Familien

Die Großbaustelle zieht aber nicht nur Bahn-Enthusiasten an. Ingenieure und Landschaftsarchitekten, ob einzeln oder in Gruppen, sowie Studenten von Hochschulen aus ganz Deutschland haben sich bereits im Gästebuch verewigt.

Eröffnet wurde der Informationspunkt bereits im Dezember 2013 - gut zwei Jahre bevor es ernst wurde mit der neben Stuttgart 21 derzeit wohl größten Bahnbaustelle Deutschlands. Waren es anfangs vor allem Anwohner und Einheimische, die hereinschauten, so sind Fachbesucher und Ausflügler inzwischen in der Mehrheit.

Auch bei Familien ist der Informationspunkt recht beliebt. "Bei Kindern und Jugendlichen ist der Fahrsimulator der Renner", stellt Hans-Dieter Fuchs fest. Für viele Kinder ist das spannender als so manches Museum.



Der DB-Informationspunkt


Öffnungszeiten
Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 19 Uhr. Für Gruppen - nach Anmeldung - auch außerhalb der Öffnungszeiten

Kontakt
Telefon: 09544/ 9838414, E-Mail: infopunkt-vde8.1@t-online.de

Videos
Streckensimulationen und aktuelle Baustellenfilme, die im Informationspunkt gezeigt werden, gibt es auch in der Mediathek von www.vde8.de