Auch nach der geplatzten Zusammenarbeit mit dem "Radentscheid" will die Stadt viel Geld für die Bamberger Radfahrer investieren.
Die Studentinnen Franziska Haas und Susanna Hümmer sind ziemlich viel mit dem Rad unterwegs. "Im Großen und Ganzen geht's ganz gut, aber an manchen Kreuzungen muss man schon aufpassen, zum Beispiel vom Markusplatz Richtung Uni", sagt Haas. Was sie nicht weiß, dass sie damit eine Stelle anspricht, die für die Stadtverwaltung Teil eines "Leuchtturmprojekts" der Fahrradstadt Bamberg werden soll. 1,3 Millionen Euro stehen im Haushalt für die Erneuerung der Radstrecke Kapuzinerstraße Markusplatz bereit. Dafür sollen unter anderem die Verkehrsführungen für Abbieger verbessert und eine Mobilitätsstation für E-Bikes geschaffen werden, erläutert Claus Reinhardt aus dem städtischen Baureferat. Zudem wolle man den dortigen Bordsteinradweg entfernen und die Radfahrer im Straßenverkehr mitlaufen lassen - wie bereits in der Langen Straße geschehen. Weiter geprüft wird eine drei Meter breite Fahrstrecke für Radfahrer zwischen Holzmarkt und Markusplatz und auf Antrag von FDP-Stadtrat Martin Pöhner auch der Radwegeausbau zwischen Wilhelms- und Schönleinsplatz. "Der Stadtrat von Bamberg hat sich zu Beginn dieses Jahres zu einer Politik bekannt, die der Stärkung und Verbesserung des Radverkehrs in der Stadt Bamberg den Weg ebnen soll", erklärte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) am Mittwoch in seiner Haushaltsrede vor dem Stadtrat. 2019 würde so viel Geld für den Radverkehr ausgegeben wie noch nie zuvor.
Was sagen dazu die Bamberger Radler? "Man muss manchmal fahren wie mit einem Auto, um gut durchzukommen, unter anderem die Lange Straße ist mit dem Fahrrad eine Zumutung", sagt ein Vater mit Rad samt Anhänger. "Mehr Fahrradstraßen wären auf jeden Fall sinnvoll." "Mittelmäßig" findet Susanne Müller die derzeitige Situation für Radfahrer in Bamberg. Sie wünscht sich mehr Radwege und übersichtlichere Regelungen an Kreuzungen. Selbst sei sie zwar noch in keine brenzlige Situation gekommen, aber wegen ihrer Kinder, die mit dem Rad zur Schule fahren, mache sie sich "schon gelegentlich Sorgen". Dass Bamberg noch weit von den versprochenen 1000 Fahrradbügeln entfernt ist, stört sie hingegen wenig: "Bei meiner alten Kiste ist das nicht so schlimm, wenn ich sie so abstelle."
Wie geht es in Stadtrat und Verwaltung weiter, nachdem die Bürgerinitiative "Radentscheid" beendet haben? "Das sollte uns nicht daran hindern, weiterzumachen. Denn wir stehen hinter der Sache", sagt Bürgermeister Christian Lange (CSU), der stellvertretend die jüngste Sitzung des Umweltsenats leitete. Dort wurde der Sachstand in Sachen Fahrradstadt vorgestellt. Dagmar Spangenberg vom Stadtplanungsamt berichtete über 63 neue Radbügel an 14 Standorten, das entspreche 126 Radabstellplätzen. Weitere 19 Standorte mit insgesamt 132 Parkmöglichkeiten für Fahrräder seien in Umsetzung. Damit liegt man freilich noch weit von den Vorschlägen der GAL entfernt (67 Standorte mit 946 Abstellmöglichkeiten). Da die Verwaltung derzeit prüfe, ob die Anschaffung von Fahrradbügeln Aussicht auf Förderung durch die Nationale Klimaschutzalternative habe, ruhe vorerst die Umsetzung an weiteren Standorten.
Was die Ausweisung von Fahrradstraßen angeht, gibt es solche mittlerweile an der Mayerschen Gärtnerei (Maria-Ward-Straße/Anna-Maria-Junius-Straße) und schon länger im "Fahrradquartier Mitte" (Mittelstraße, Färbergasse, Spitalstraße, Heiliggrabstraße, Klosterstraße). Andere Straßenzüge könnten aus unterschiedlichsten Gründen (noch) nicht als Fahrradstraßen ausgewiesen werden. So müsse zum Beispiel an den Engstellen Zinkenwörth und Generalsgasse erst ein höhengleicher Ausbau erfolgen, im Bereich Herrenstraße-Schranne-Geyerswörthplatz-Lugbank-Unter Karolinenstraße warte man erst noch die Fertigstellung der Baumaßnahmen in der Sutte ab.
Seit dem 24. Oktober ist Bamberg auch Neumitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern, den Titel "Fahrradfreundliche Kommune" gibt es freilich erst nach bestandenem Prüfungsprozess.
Was die Image-Kampagne angeht, wird für die Jahre 2019 und 2020 mit insgesamt 30 000 Euro geplant. Zusätzlich soll über einen öffentlichen Aufruf ein neues Logo gesucht werden. Eine Jury will daraus zehn Logos auswählen, über die dann im Internet abgestimmt werden soll. Die Vorschläge der ursprünglich beauftragten Agentur waren im Stadtrat durchgefallen.Erst kürzlich wurden im Finanzsenat die Mittel für Fahrradprojekte für das kommende Jahr auf 400 000 Euro erhöht. Das entspricht 5,19 Euro pro Einwohner.
"400 000 Euro klingen erfreulich, aber ich bin mir sicher, dass das Geld wieder nicht ausgegeben wird", sagt Christian Hader vom Radentscheid. Von den 160 000 im Jahr 2018 sei auch nur die Hälfte verwendet worden. Und die Stadt müsse zwischen sechs und 15 Euro pro Bewohner investieren, um im AGFK als fahrradfreundliche Kommune anerkannt zu werden.
Leider wird es grundsätzlich beim Alten bleiben: Eine fahrradfreundliche, Sicherheit bietende Verkehrslenkung wird es weiterhin nicht geben. Investitionen in den fließenden Radverkehr werden wie in der Vergangenheit vor allem das Ziel verfolgen, die Radler von der (Kern-)Fahrbahn an die Seite zu drängen, um Autofahrern die freie Fahrspur zu signalisieren. Daß die meist zu schmalen und, wenn überhaupt, mit unzureichenden seitlichen Sicherheitsräumen ausgestatteten Radwege, Radfahr- und sogenannten Schutzstreifen ein hohes Unfallrisiko an Kreuzungen, Einmündungen und Zufahrten bedeuten (deshalb wurde die allgemeine Radwegbenutzungspflicht vor mehr als 21 Jahren aufgehoben) und viel zu hautnahes Überholen / Vorbeifahren geradezu herausfordern, nehmen die Verantwortlichen billigend in Kauf. Denn auf Unwissen können sie sich längst nicht mehr herausreden.
Fahrradstraßen bieten gegenüber Tempo-30-Anordnungen den Radlern keinen effektiven Vorteil. Die Ergebnisse einer entsprechenden Studie wurden den einschlägigen Institutionen erst vor wenigen Monaten bekanntgegeben. Für den Autoverkehr kaum bedeutende Nebenstraßen - mehr läßt die StVO auch gar nicht zu - entsprechend zu beschildern, ist also nichts als Aktionismus für die Kulisse.
Leider lassen sich nicht zuletzt fast alle Medienvertreter gern von Schlagworten blenden und vernachlässigen ihre journalistische Pflicht, den Dingen auf den Grund zu gehen, nahezu vollständig. Das macht es den Politikern (zu) einfach.
Leider denken viele Radfahrer in Bamberg, sie wären alleine auf der Straße. Das fängt beim Ignorieren von Verkehrsschildern und Ampeln an und geht bis zum Abbiegen ohne es vorher anzukündigen. Viele Radfahrer fordern immer wieder Rücksicht ein, damit sie nicht Opfer von Unfällen werden. Ich erlebe leider tagtäglich viele Radfahrer, die genau das provozieren. Wenn ich als Autofahrer nicht ständig im Kopf habe, dass da ein Radfahrer auftauchen könnte, hätte ich schon so manchen auf meiner Motorhaube gehabt.
Und jetzt im Winter ist es nochmal verschärfter. Im Dunkeln mit dunkler Kleidung und ohne Licht sind die Radfahrer super zu erkennen. Mich wundert es eigentlich, dass nicht noch mehr Unfälle passieren. Allein, wenn ich abends durch die Klosterstr. gehe, hat vielleicht einer von 20 Radfahrern überhaupt ein Licht an.
Da hilft eine Fahrradstr. auch nicht weiter, bevor eine solche eingerichtet wird, sollte eine große Kampagne genutzt werden, die Radfahrer über ihre Pflichten aufzuklären und sie nicht immer als Opfer darzustellen.
Aber selbst bei der sogenannten Critical Mass fallen viele Radfahrer eben genau dadurch auf, dass sie kein Licht haben, dass sie dunkel gekleidet sind, dass sie sich nicht den Verkehrsregeln anpassen (über das Verbundfahren hinaus). Da fahren sie schon mal bewusst auf die Gegenfahrbahn oder drehen mehrere Runden im Kreisverkehr o. ä.
Also bitte erst einmal nachdenken, bevor man für sich irgendwelche Rechte und Vorzüge beantragt.
Das ganze gilt umgekehrt genauso - Autofahrer, dieauf demRadweg parken, rechts abbiegen ohne zu schauen und vieles mehr. Von Abstand halten beim überholen will ich gar nicht reden. Oder Autotüren aufreissen ohne auf Radfahrer zu achten. Es gibt auch nur noch wenige Verkehrsteilnehmer, die “rechts vor links“ kennen oder wissen, das beim Abbiegen Fussgänger bevorrechtigt sind. Ich rege mich auch über Radfahrer ohne Licht und schwarz gekleidet auf. Aber es gibt eben genau so viele Autofahrer , die keine Regeln beachten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei gegenseitiger Rücksichtnahme und Vorsicht, einer etwas entspannteren Haltung zueinander sehr viel gewonnen wäre.
Fahrradhelme wären vielleicht auch sinnvoll, vor allem wenn man in der Tageszeitung abgebildet ist.
Das wäre doch mal vorbildlich
Fahrradhelme werden völlig überschätzt. Leichte Stöße können sie dämpfen, bei schwerem Aufprall sind sie völlig überfordert. Und leider wurde nachgewiesen, daß Radler mit Helm den vermeintlichen Sicherheitsgewinn durch riskantere Fahrweise kompensieren und Autofahrer sie wesentlich schneller und mit noch geringerem Abstand als sonst schon überholen.
Zwar trage ich selbst einen (ohne die oben beschriebene Kompensation meinerseits und im Bewußtsein des doch sehr geringen Schutzes, den er bietet). Doch ändert das nichts daran, daß die Behörden einschließlich Polizei vor allem deswegen ihre Helmkampagnen fahren, weil sie an die tatsächlichen Ursachen schwerer Fahrradunfälle, nämlich riskante Wegeführung, Mängel am und im Fahrweg sowie Unachtsamkeit bis hin zu nötigender Rücksichtslosigkeit nicht weniger Kraftfahrer, nicht herangehen wollen.