Am 29. Februar 1984 mussten 360 Patienten vom Alten Krankenhaus ins neu errichtete Klinikum "umgebettet" werden.
Eine Stadt im Ausnahmezustand: Von der Sandstraße bis zum neuerrichteten Klinikum am Bruderwald standen Polizisten an Ampeln und Stoppschildern, um allen Krankenwagen freie Fahrt zu geben. 360 Patienten mussten am 29. Februar 1984 innerhalb weniger Stunden quer durch die Stadt transportiert werden. Im Vier-Minuten-Takt kamen die Wagen an der Buger Straße an, wo die Menschen in Empfang genommen, in neue Zimmer und neue Betten gebracht wurden. Was für ein Unterschied im Vergleich zum Alten Krankenhaus, das längst nicht mehr den Erfordernissen der Zeit entsprach.
"Alles lief am eigentlichen Umzugstag wie am Schnürchen. Die Monate davor aber waren mehr als stressig, weil wir nach unserer eigentlichen Arbeit noch die neuen Stationen mit den nötigen Büromaterialien, Verbandszeug, Medikamenten, medizinischen Geräten, Handtüchern, Geschirr, Müllsäcken, Toilettenpapier und anderem bestücken mussten", berichtet Brigitte Dippold als Pressesprecherin der Sozialstiftung, die zu dieser Zeit noch als Stationsleiterin der Urologie im Einsatz war.
Eine neue Ära
Dann - inmitten der Faschingszeit - endlich der große Tag, der die neue Ära einleiten sollte. Wie lange hatte man darauf gewartet, nachdem der Stadtrat 1969 noch unter Theodor Mathieu beschlossen hatte, das neue Krankenhaus am Bruderwald zu bauen. Als "Jahrhundertprojekt" bezeichnete der damalige Oberbürgermeister bei der Grundsteinlegung den Neubau, der unter seinem Nachfolger Paul Röhner acht Jahre nach dem ersten Spatenstich eingeweiht werden sollte.
Die Verlegung der Patienten begann an jenem 29. Februar um 6 Uhr morgens und war gegen 14.30 Uhr abgeschlossen. "Alle kamen wohlbehalten an", berichtet Brigitte Dippold. Dabei waren etliche Patienten schwer krank, nachdem alle "leichten Fälle" zuvor noch entlassen worden waren. Unter der Leitung des BRK-Kreisverbandes beteiligten sich auch 258 Rotkreuzhelfer an der Aktion. 30 Krankenfahrzeuge aus der ganzen Region waren im Einsatz. Um 13.27 Uhr kam das erste Baby an der Burger Straße zur Welt. Im Marcus-Haus am Markusplatz wurde an dem Tag das letzte Kind geboren, nachdem sich die Frauenklinik nun ebenfalls am Bruderwald befand.
365 Millionen DM kostete das Neubauprojekt. Bei der Grundsteinlegung war OB Mathieu noch von 270 Millionen DM ausgegangen. Was aber nicht den Enthusiasmus minderte, mit dem man in der Domstadt die Fertigstellung des "Jahrhundertprojekts" feierte, zu der auch der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß kam.
"Das Klinikum sprengte alle Vorstellungen, die die Bamberger von einem Krankenhaus hatten", schrieb Willy Heckel, der damalige Leiter der FT-Lokalredaktion. Man schwärmte von der "nahezu hotelähnlichen Atmosphäre" und dem wunderschönen Blick auf die Stadt, die Altenburg und den Bruderwald: Zimmern, in denen nun allenfalls noch drei Betten standen. Gab's rein gar nichts zu mäkeln? Doch: "Schwierigkeiten hatten manche Betrachter mit der blauen Grundfarbe", so Heckel.