Ende 2018 machte Bamberg als deutsche Pilotstadt für elektrische Roller Furore. Von der damals vorhandenen Euphorie ist heute nur noch wenig übrig.
Ende 2018 sah alles noch ganz anders aus: Vor den Augen der Weltöffentlichkeit flitzte ein sichtlich gut gelaunter Bamberger OB auf lautlosen Rollen über den Fahrradweg die Kapuzinerstraße entlang - hinter ihm der Chef der Stadtwerke, Michael Fiedeldey, mit lässig über dem E-Scooter-Lenker baumelnder Hand. Der Auftritt der Stadtoberen vor der internationalen Presse war an Deutlichkeit kaum zu überbieten: Bamberg, die alte Bischofsstadt, bewegt sich bei der Nutzung modernster Verkehrsmittel an vorderster Front. Der elektrische Roller oder auch E-Scooter sollte zum Heilsbringer für überfüllte Innenstädte und die so genannte die letzte Meile werden.
Eineinhalb Jahre nach der PR-Aktion von Stadt, Stadtwerken und einer Verleihfirma samt Pilotversuch, tobt der Verkehr heftig wie eh und je durch Bambergs Straßen. Autos, Radfahrer und Fußgänger teilen sich die begrenzte Fläche und vom elektrisch betriebenen Roller ist kaum etwas zu sehen. Auch das damals versprochene innovative Sharing-Modell lässt auf sich warten. War da was?
"Der E-Scooter steht derzeit nicht oben auf unserer Agenda", räumt Ulrike Siebenhaar ein. Hört man die Sprecherin der Stadtverwaltung, haben sich die Hoffnungen, die damals in das Kleinstfahrzeug gesetzt worden seien, nicht erfüllt. Statt einer Verlagerung vom Auto zum Roller habe eine vom Rad zum Roller stattgefunden.
Ein Flop? Rückenwind haben die Skeptiker durch eine dieser Tage vom TÜV Rheinland veröffentlichte Studie bekommen. Darin kommt das Meinungsforschungsinstitut Civey zu dem Ergebnis, dass 80 Prozent von 2500 Befragten keine Verkehrsentlastung durch die Roller sehen. Im Gegenteil: Eine Mehrheit empfinde die neuen Fahrzeuge als störend, 47,4 Prozent forderten gar den Entzug der Straßenverkehrszulassung.
Und in Bamberg? Verhandeln die Stadtwerke seit eineinhalb Jahren mit möglichen Anbietern über ein gemeinsames Sharing-Modell auf App-Basis. Es gehe um ein ergänzendes Angebot zum öffentlichen Personennahverkehr. Und es soll Gewinn abwerfen, sagt Sprecher Jan Giersberg. Ein großes Ziel. Denn auch beim städtischen Energiedienstleister hat die Euphorie fühlbar nachgelassen. Es gehe um einen Test und nicht darum, "gegen den Willen der Bamberger etwas durchzudrücken".
Wie urteilen Verkehrspolitiker der größten Fraktion im Stadtrat? Von einer allenfalls kleinen Nische spricht Christian Hader. Der E-Roller könnte zum Vorteil werden, wenn es gelingen würde, dadurch Autofahrten zu ersetzen, sagt Hader, der auch Chef des ADFC Bamberg ist. Doch eine Studie des Umweltbundesamtes habe gezeigt, dass dies nicht der Fall ist: "Es steigen Leute um, die bisher zu Fuß gegangen sind oder mit dem Rad unterwegs waren." Und auch das ist eine Erkenntnis des Bundesamtes: Von der Umweltbilanz ist der Roller deutlich schädlicher als das Rad.
Dass die Rolle eher das Fahrrad ersetzen, als ein Auto, war mir vorher schon klar. Es fehlt einfach das Konzept dahinter, und zwar nicht nur eins, wie ich so ein Sharingsystem in der Stadt betreiben kann, sondern wie ich es mit anderen Mobilitätsformen verknüpfen kann. Wenn alle Haltestellen zu einer Mobilitätsstation ausgebaut würden, sprich Haltestelle des ÖPNV, Angebot von Carsharing, Bikesharing und Rollersharing gleich vor Ort, eine App für alles, geringe Kosten oder Flatrates, dann wäre vieles möglich. Es hilft der Stadt nicht, wenn man immer mal wieder irgendetwas probiert, das hat mit den Rollern nicht funktioniert, das wird auch mit der beantragten Musterstadt für Lastenfahrräder so gehen. Wenn ich erst umständlich zu irgendeinem Punkt hinfahren muss, um mir dort dann etwas Mobilität zu sharen, dann wird es schwierig. Wenn an jeder Haltestelle entsprechende Mobilitätsformen vorhanden sind und ich sie einfach buchen und nutzen kann, ist es wesentlich einfacher. Es bringt aber auch nichts, dass nur auf die Stadt zu beschränken, hier müsste auch der Landkreis wesentlich mehr ÖPNV anbieten. Ich bin überzeugt davon, wenn nicht nur morgens und abends mal ein Bus fahren würde, sondern auch tagsüber gute Verbindungen da wären, würde so mancher vom Auto in den Bus umsteigen. Aber wenn die Busverbindungen zu den "Dörfern" nur zu Schülerfahrzeiten abgedeckt werden, dann ist doch klar, dass keiner Lust hat, den Verkehr zu nutzen.
Also liebe Stadt, plant den großen Wurf, ein Stadt und Landkreis umfassendes Mobilitätskonzept, was seinen Namen verdient, dann könnte es auch mit der Verkehrswende klappen. Und wenn dann auch der ROB am Bahnhof realisiert würde, wäre es noch besser, dann könnte der ZOB nämlich aus der Innenstadt raus und es wären ganz andere Linienführungen möglich.
Also ich frag mich oft, weshalb der FT leute die noch nicht mal die mittelmassigkeit erreicht haben, so in den himmel hebt, gar von verkehrspolitikern spricht, als wäre hier schon der rundläufer Hader erwähnenswert, der es doch tatsächlich fertig bringt, etwas lob zu den e-scootern zu äußeren, dem ganzen noch etwas positives abzugewinnen. Der hat was die energiebilanz in ihrer gesamtschau anbelangt auch wenig bis überhaupt nichts begriffen, denn man muss die gesamte herstellungs- und lieferkette betrachten, nicht nur den sicher emissionsfreien fahrbetrieb, sondern auch die förderung der notwendigen komponenten zur batterieherstellung, schon hier schaut es übel aus, von der späteren entsorgung mal ganz zu schweigen. Ja und das tollste ist ja, dass die roller tagtäglich mittels lkw zu ihren ladestationen gebracht und jeden früh wieder in der stadt zu den verleihstationen gebracht werden müssen. Etwas nachdenken wäre oft gar nicht so falsch.
Und schwups sind wir bei den E-Autos - aber das ist ein anderes Kapitel ..............
In Bamberg floppt vieles... Atrium, diverse Automobilzulieferer, neue Gewerbegebiete, die Kasernen-Konversion usw. um nur ein paar Beispiele zu nennen
na ja sagen wir mal so, ein verlust ist es bestimmt nicht, wenn die dinger in der stadt nicht herum fahren oder besser herum stehen, herum liegen. nur wenn sich die stadtwerke zurück halten, also den verleihfirmen das geschäft überlassen würden, wären wir schon längst mit dieser errungenschaft beglückt.