Dennoch wird einiges getan, um Menschenansammlungen in der AEO klein zu halten: So wurde die Anzahl der Sitzplätze in der Mensa von 1000 auf 300 reduziert, und das Bistro wurde geschlossen; gleichzeitig wurden die Öffnungszeiten verlängert und ein Mitnahme-Schalter eingerichtet.
Auch bei der Frage der umstrittenen Unterbringung zeitigt die Corona-Krise offenbar positive Auswirkungen. Nach Informationen von Daniela Reinfelder vom Ombudsteam der Stadt wurde die Belegung auf sechs Personen pro Wohnung begrenzt, um die Ansteckungsrisiken zu minimieren. Alle Häuser seien derzeit belegt. "Aus meiner Sicht haben die Behörden sehr viel getan, um der Ansteckungsgefahr vorzubeugen. Die Bewohner können sich immer noch frei bewegen. Das ist alles vorbildlich."
Alle Spielplätze sind dicht
Geschlossen sind seit kurzem alle Bolz- und die Spielplätze der früheren US-Garnison. Auch der Zugang von Beschäftigten der Wohlfahrtsverbände und Ehrenamtlichen wurde stark eingeschränkt. Für die grüne Landtagsabgeordnete Ursula Sowa entsteht so eine prekäre Situation: "Was machen denn Kinder in einer solchen Einrichtung ohne richtige Wohnung, die nicht einmal mehr Spielplätze benutzen dürfen?"
Und es geht nicht nur um die psychologische Seite. Alexander Thal vom Flüchtlingsrat kritisiert, dass die Ansteckungsgefahr selbst bei entzerrter Unterbringung deutlich höher liege als etwa in einer deutschen Familie, da stets mit externer Zubelegung in einem Mehrbettzimmer zu rechnen sei. Die Menschen könnten sich einfach nicht aus dem Wege gehen und hätten auch mit Sicherheitskräften engen Kontakt. Thal hofft nicht, dass es zu einem Szenario wie in Geldersheim kommt: "Wenn es einmal drin ist, dann ist es nicht mehr zu stoppen."
Kommentar des Autors:
Die Gefahr der Masse
Knapp 180 Personen wurden in der AEO bereits getestet, das sind mehr als zehn Prozent aller Bewohner.
So wird sichergestellt, dass Neuzugänge keine Infektionen in die Unterkunft einschleusen können.
Aber nicht nur an der Schranke, auch im Ankerzentrum passiert jetzt vieles, was Flüchtlingshelfer lange Zeit vergeblich gefordert hatten: Entzerrung in den Unterkünften, eine Entschleunigung im Kantinenbetrieb.
Die Entschlossenheit, mit der der Freistaat binnen weniger Tage umgesteuert hat, ist alternativlos.
Das System der massenhaften Unterbringung von Flüchtlingen ist seit vielen Jahren heftig umstritten. Es mag technokratische Vorteile haben, wenn man das Asylverfahren für Flüchtlinge an einem Ort konzentriert.
In einer Krise wie der jetzigen haben Ankerzentren eine entscheidende Schwäche: Große Menschenansammlungen auf begrenzter Fläche sind das beste Einfallstor für das Virus.