Ein Entlastungsgraben an der Mittleren Ebrach sorgt dafür, dass das geschützte Tier gute Lebensbedingungen vorfindet und der Versuch mit dem Energiewald weitergehen kann.
Landwirtschaft, Biber und Energiewald. Gegensätzliche Interessen treffen im Tal der Mittleren Ebrach auf einander. Und doch gibt es einen Weg, bei dem hier alle auf ihre Kosten kommen. Den Weg, den die Ebracher Justizvollzugsanstalt (JVA) eingeschlagen hat und auf den alle Beteiligten ein bisschen stolz sind, allen voran Anstaltsleiter Gerhard Weigand: Die Mittlere Ebrach bekommt einfach einen Entlastungsgraben. Der soll dafür sorgen, dass der Energiewald nicht absäuft, der Versuch weitergehen und Frank Bauer überdies auch die Landwirtschaft der JVA weiterbetreiben kann. Das erlaubt dem Biber, im angestammten Revier zu bleiben.
Fleißig und geschickt "Der Biber ist fleißig und geschickt." Respekt und Bewunderung schwingen in den Worten von Frank Bauer mit. Gesehen hat er den geschickten pelzigen Baumeister freilich noch nicht.
"Der ist nachtaktiv", weiß Bauer, der seinerseits tagsüber auf der Arbeit ist - als Chef der Landwirtschaftsabteilung der JVA. Der Biber im Ebrachgrund sorgt dafür, dass Bauer und seine vier Kollegen sowie im Schnitt acht bis 15 junge Gefangene zusätzlich Beschäftigung haben.
Denn dank des Bibers dürfen sie jede Woche mit dem Bagger anrücken, damit die vom Biberbau angestaute Mittlere Ebrach nicht unnötig Wasser rückstaut und damit für Überschwemmung sorgt. Das ist gerade östlich von Ebrach unterhalb der B 22 problematisch. Hier läuft seit dem Jahr 2007 ein Versuch des Bayerischen Amtes für Forstliche Saat- und Pflanzenzucht (Teisendorf).
Die eineinhalb Hektar große Fläche hier ist eine von bayernweit sechs, auf denen erforscht wird, welche Kreuzungen von insgesamt vier Pappelsorten die höchsten Erträge bringen.
So erklärt es Abteilungsleiter Randolf Schirmer vereinfacht. Auf diese Weise wird im Sinne der Energiewende wichtige Vorarbeit für die Landwirtschaft (speziell für Energiewirte) geleistet. Den Energiewald pflegt die Landwirtschaftsabteilung der JVA.
Im Winter 2013 wurde erstmals "geerntet". Da kurz vorher der Biber aktiv war - durch Nagen und Stauen - gab es Ausfälle, weswegen Ergebnisse sozusagen hoch gerechnet werden mussten. Angesichts der doch erheblichen Steuermittel, die in diesen Versuch fließen, kann das Projekt nicht so einfach aufgegeben werden, verdeutlicht Schirmer.
Wenn der Energiewald ständig unter Wasser steht, sterben die Bäume, so Schirmer weiter.
Christopher Lutter, an der JVA Leiter der Arbeitsverwaltung, die auch für die Landwirtschaft zuständig ist, betont: "Wir haben wegen des Bibers Kontakt mit der Unteren Naturschutzbehörde aufgenommen." Mit der stimmt Frank Bauer seit Jahren JVA-Landschaftspflegemaßnahmen ab, erklärt Klaus Then namens der Behörde. Gemeinsam mit Randolf Schirmer und Frank Bauer traf Then sich dann vor Ort. Für alle Beteiligten war die Existenzberechtigung des Bibers unstrittig.
Nachdem der Biber vor 150 Jahren in Deutschland ausgestorben war, wurde er 1966 wieder ausgewildert, erläutert Then. 2014 gibt es bayernweit 20.000 Biber. Fast der gesamte Landkreis Bamberg ist besiedelt. Bei Then gehen nahezu täglich Anfragen ein. "Der Biber kommt mit dem Menschen zurecht, aber der Mensch muss sich wieder daran gewöhnen", sagt er. Biber seien aus ökologischen Gründen wertvoll und gewollt, ihre Bejagung (mit wenigen Ausnahmen) verboten.
Biber sorgen für Artenvielfalt, strukturreiche Gewässer und Hochwasserrückhaltung. Biber korrigieren sozusagen auch falsche Eingriffe des Menschen in die Natur. Dazu benötigen sie etwas Fläche entlang der Uferbereiche.
Eingang unter Wasser Der Biber konstruiert seine Bauten so, dass der Eingang unter Wasser ist. Deswegen staut er Gewässer an. Gerade das gefährdet nun den Ebracher Energiewald-Versuch. Die von allen erarbeitete Lösung sieht vor, dass Frank Bauer einen Teil des Dammes abbauen und einen Entlastungsgraben anlegen darf. Zusätzlich kann er den Energiewald mit einem Weidezaun vor Biberbesuch und Verbiss schützen. Denn mindestens sechs weitere Jahre soll der Energiewald-Versuch dauern, um verwertbare Ergebnisse zu liefern.
Das bedeutet sechs Jahre Mehraufwand für Bauer und seine Leute und eventuell auch die Gefahr, Familie Biber mit dem Schlepper zu besuchen - unfreiwillig, wenn man in sein unterirdisches System einsinkt. "Der hält uns schon in Schach, der ist ein fleißiger Kerl", beweist Bauer Sportsgeist. Die derzeitigen JVA-Pflegemaßnahmen an der Mittleren Ebrach haben nichts mit dem Biber zu tun, wie Bauer zu hören ist. Im Gegenteil. In der Nähe des Dammes lassen seine Leute mehr stehen, als anderswo, als Baumaterial für den Biber.
JVA-Chef Weigand freut sich über gelungenen Interessensausgleich und die Sensibilität seines Landwirtschaftsmeisters Frank Bauer.
Wo ist da ein gelungener Interessensausgleich? Ein Amt führt nicht autochthones Baumwerk ein und ist auf diese Florenverfälschung so stolz, dass die Natur nicht zeigen darf, welche Bäume hier eigentlich wachsen würden. Es wären Erlen, Eschen und Weiden. Ja, aber die wachsen zu langsam, die sind nicht für Plantagen geeignet, die entsprechen nicht unserem Wunschdenken!
Es fragt sich, wie viel fossile Energien nun für diesen sog. Interessensausgleich (Bagger) aufgebracht werden müssen, damit man Holzschnitzel verheizen kann. Dass dies auch anderweitig längst geschehen ist, lässt das Foto mit Herrn Bauer erkennen: Da wächst gerade langsam nach, was er vor etwa zwei Jahren für seine ach, so ökologische Heizung abrasiert hat.
Lasst den Energiewald absaufen! Er hat an dieser Stelle nichts zu suchen. Lasst fremde Bäume dort, wo sie natürlich vorkommen. Verunziert nicht weiter mit derartigen Holzäckern unsere Täler!