Der Sommer 2012 könnte der letzte mit einem "Strand" an der Regnitz gewesen sein. Die Auflagen, die der Betreiber des Citybeach erfüllen muss, sind gewaltig. CSU, SPD und Grüne werben für einen alternativen Standort.
Martin Herrmann gibt sich kämpferisch: "Wir werden alles tun, um die Auflagen, die uns gestellt werden, zu erfüllen", sagt der 39-jährige Gastronomie-Unternehmer. Wer Herrmann ist, wissen die wenigsten in Bamberg. Seinen Biergarten kennen umso mehr. Er ist Betreiber des "Citybeach" am Adenauerufer.
Jedes Jahr von Mai bis September zieht der "Strand" am Regnitzufer vor allem junge Menschen in seinen Bann. Erstmals lockte er 2005 tausende Gäste an, damals noch im Schatten der Erlöserkirche. Eine Verlegung nach Süden in den Luitpoldhain brachte den Durchbruch: Für viele ist das 2600 Quadratmeter große Gelände zur Stadtoase in der Sommerszeit geworden.
Paradiese vergehen Doch auch Paradiese vergehen. So ist es aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, dass sich die Geschichte des Bamberger Stadtstrands noch ein weiteres Jahr wird fortschreiben lassen. Die rechtliche Prüfung, die den Mitgliedern des Bausenats seit wenigen Tagen vorliegt, bestätigt den Verdacht, den Ursula Sowa und ihrer Mitstreiter von der grünen Fraktion bereits vor zwei Jahren geäußert hatten: Der Citybeach mit seinen Buden und Holzwegen, dem Volleyballplatz und der Umzäunung hätte so nie errichtet werden dürfen. Er ist ein Schwarzbau, der, das kommt verschärfend hinzu, auf dem Grund der Stadt steht und von dieser jahrelang geduldet wurde.
Da geht es nicht um Geschmacksfragen oder kleinliche bürokratische Auflagen: Stadtplanungsamt, Umweltamt und der Entsorgungs- und Baubetrieb zählen eine ganze Reihe von Anforderungen auf, ohne die ein Gastrobetrieb dieser Art keine Zukunft hätte - zumal in einem Park.
Zum Beispiel die fehlende Zuleitung zum Kanalnetz. Das Abwasser läuft derzeit noch in eine Sickergrube, die von einer Spezialfirma ausgepumpt werden muss. Aber auch die Parkplätze sind ein Problem. 40 Stellflächen sieht das Gesetz für eine Einrichtung mit immerhin 300 Plätzen vor. Doch wo sollen sie entstehen? Und wer kann sie zahlen?
Schließlich der echte oder auch vermeintliche Krach. Zwar tut der Betreiber nach eigenem Bekunden alles dafür, um die Belästigung der Nachbarschaft gering zu halten, doch bei Gericht wird ihm ein solches Versprechen nicht helfen. Es müsste schon ein Schallschutzgutachten her. In einer Petition beim Bayerischen Landtag gehen Bürger-Block-Stadtrat Norbert Tscherner und 61 andere Bamberger sogar noch weiter: Sie fordern, dass der Citybeach umgehend beseitigt wird.
Freilich: Es gäbe einen Weg, auch den kohlrabenschwarzen Bamberger Beach weiß zu waschen, aber er ist langwierig und hürdenreich. Er führt über ein Bebauungsplanverfahren, bei dem die Träger öffentlicher Belange und auch die Nachbarn gehört werden müssen - wie bei jedem Neubaugebiet auch. Zumindest Baureferent Michael Ilk schließt nicht aus, dass es klappt: Könnte Martin Herrmann vertraglich nachweisen, sämtliche Kritikpunkte aus der Welt zu schaffen, wäre der Weg frei für einen Regnitzstrand, der nicht nur den Bürgern gefällt, sondern auch den Juristen.
Bausenat entscheidet am Mittwoch Am Willen zumindest mangelt es nicht. Unternehmer Herrmann, der am Adenauerufer in der kurzen Sommersaison bis zu sieben Mitarbeiter beschäftigt, wäre bereit bei Bedarf 100.000 Euro zu investieren, bekäme er einen langfristigen Pachtvertrag von der Stadt. Die Zustimmung vieler Bürger wäre sicher, glaubt Herrmann.
Doch möglicherweise scheitert das Vorhaben bereits eine Stufe früher. Dann, wenn am Mittwoch der Bausenat über den nächsten Schritt berät. Zumindest in der CSU-Fraktion bestehen schwere Bedenken, das Hin und Her um den umstrittenen Standort im Luitpoldpark durch ein neues Bebauungsplanverfahren unnötig zu verlängern. "Dieser Platz ist nicht der geeignete Standort. Außerdem fürchten wir, dass die Einsprüche der Nachbarn das Projekt am Ende doch scheitern lassen, weil zu hohe Anforderungen einen wirtschaftlichen Betrieb unwahrscheinlich machen", sagt CSU-Sprecher Peter Röckelein.
Er und seine Kollegen empfehlen statt dessen, eine Freifläche unterhalb des Parkplatzes am alten Hallenbad: "Dort könnte der Citybeach in verkleinerter Form neu aufleben. Hier ist die Erschließung besser und es gäbe weniger nachbarschaftliche Probleme", lautet Röckeleins Prognose.
Auch die Bamberger Grünen glauben nicht daran, dass der Luitpoldhain der geeignete Platz für einen Biergarten mit 300 Plätzen ist. "Wir wollen nicht auf die Spaßbremse treten, empfehlen aber im Interesse der Gleichbehandlung aller Gastronomen und des Werts eines tradtionsreichen geschützten Parks alternative Standorte in Bamberg zu suchen."
SPD schlägt zweigleisiges Vorgehen vor Zu einem zweigleisigen Vorgehen rät die Bamberger SPD. Die Sozialdemokraten schlagen vor, auf die Suche nach alternativen Standorten zu gehen
und den bestehenden Standort durch ein Bebauungsplanverfahren weiter zu verfolgen. Dies widerspreche sich nicht. Wolfgang Metzner (SPD) schlägt vor, die Öffnungszeiten am Abend an die der Bierkeller in Bamberg anzupassen, die deutlich kürzer sind.
Doch klar ist auch der SPD: Für das Frühjahr 2013 kommt ein Bebauungsplanverfahren viel zu spät. Kann es daher eine weitere Duldung des Citybeach im Jahr 2013 geben? Zumindest Heinz Kuntke von der SPD, auch er Jurist, hält dies angesichts der vorliegenden Fakten für ausgeschlossen.
Was sagt Betreiber Martin Herrmann zu den Plänen im Rathaus? Für ihn wäre ein Standort am Hallenbad denkbar, aber teuer. Immerhin müssten die alten Aufbauten und 120 Tonnen Sand vom Adenauerufer dorthin gebracht werden. Kommen die anderen Auflagen noch dazu, dann werden aus 100.000 rasch 150.000 Euro oder mehr. "Irgendwo ist da eine Grenze. Dann ist das Ganze wirtschaftlich nicht mehr interessant."
Mir kommen die Tränen, weil ich diesen Verlust im Weltkulturerbe verkraften muss. Immerhin sind es nur Krokodilstränen...
=> „… wirtschaftlich nicht mehr interessant" : Eben!