Das Feldhüterhäuschen am beliebten Milchweg muss renoviert werden - doch das ist rechtlich gar nicht so einfach. Der Grund dafür ist ein altes Testament.
Haben Sie auch schon durch's Gebüsch gespitzt? Geschaut, ob jemand zu Hause ist? So mancher Spaziergänger im Berggebiet, den es am freien Tag ins Grüne zieht, entdeckte schon dieses kleine, am Milchweg gelegene Häuschen. Eine Fläche von vielleicht 30 Quadratmetern, versteckt hinter Gestrüpp - und seit einigen Jahren dicht gemacht.
Seit etwa fünf bis sechs Jahren steht das Haus leer, wie Bertram Felix, Stiftungsreferent der Stadt Bamberg, sagt. Vorher sei das Feldhüterhäuschen vermietet gewesen. Doch wegen eines sogenannten Grundbruchs - der Grund des Hauses ist nicht mehr tragfähig - sei eine Generalsanierung notwendig geworden. Glaubt man Felix, der auch der Stadtkämmerer ist, ist dafür ein Betrag in größerer fünfstelliger Höhe erforderlich.
Sanieren ist gar nicht so einfach
Warum also nicht einfach sanieren? Hier wird es interessant. Denn Eigentümer der winzigen Immobilie ist die "Doktor-Karl-Remeis-Sternwarte-Stiftung", benannt nach dem bekannten Bamberger Juristen. Dieser lebte von 1837 bis 1882 und machte in seinem Testament die Stadt Bamberg zur Universalerbin. In dem Dokument forderte er die Errichtung und den Erhalt der Sternwarte in Bamberg. Diese gehört seit 1962 als astronomisches Institut zur Universität Erlangen. Auch die Villa Remeis ist ihm zu verdanken.
Ein Jahr nach Remeis' Tod wurde die Stiftung gegründet. Deren Zweck ist die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Astronomie sowie die "unentgeltliche Überlassung der Gebäude, des Geländes sowie der Einrichtung der Sternwarte" an das Astronomische Institut der Uni Erlangen-Nürnberg.
Zum Immobilienbesitz gehört nicht nur die Sternwarte samt landwirtschaftlich genutzter Flächen, sondern auch das Feldhüterhäuschen inklusive Grundstück.
Warum also kommt die Stiftung nicht für die Sanierung des kleinen Hauses auf? Weil sie es nicht kann. "Sie hat zwar das Haus und die Wiese, aber kaum Erträge", bringt es der Stiftungsreferent auf den Punkt. Wie an Geld kommen? Vielleicht, indem man einen Teil des Grundstücks an die Stadt oder eine andere Stiftung verkauft? Nein. "Denn das Feldhüterhäuschen und die Flächen gehören zum Testament von Karl Remeis."
Und der hat verfügt: Es darf nichts verändert werden, sprich: nichts bebaut oder verkauft werden. "Sonst droht der Heimfall an die Stadt Würzburg", stellt Felix klar. "Dann wären nicht mehr wir der Eigentümer, das wollen wir natürlich nicht."
Doch es besteht Hoffnung für das Häuschen: "Es gibt die Möglichkeit, dass die Stadt Bamberg einen Zuschuss an die Doktor-Karl-Remeis-Sternwarte-Stiftung zahlt", erläutert Felix. Dies wäre wohl über den städtischen Haushalt möglich. "Erst dann könnten wir eine Sanierung planen." Glaubt man Felix' Andeutungen, gibt es in der Stadt bereits Überlegungen in diese Richtung.
Das Stiftungswesen der Stadt Bamberg 14 selbstständige privatrechtliche StifungenKrankenhaus-Stiftung
Dr.-Karl-Remeis-Sternwarte-Stiftung
Waisenhaus-Stiftung
König-Ludwig und Königin-Marie- Therese-Stiftung (Gold. Hochzeit-Stiftung)
Paritätische Wohltätigkeits-Stiftung
Emil-Freiherr-Marschalk-v.- Ostheimsche Stiftung
Vereinigte Stipendien-Stiftung für Studierende in Bamberg
Edgar-Wolf'sche-Stiftung
Hauptmann-Max-Beckstein-Stiftung
Schwesternhaus-Stiftung
Rudolf-Kraus-Stiftung
Hans-Friedrich-Oskar-Deis-Gedächtnis-Stiftung
Edith-und-Erhard-Bausch Stiftung
Schiffauer-Stiftung
Drei kommunal verwaltete selbstständige
öffentlich-rechtliche Stiftungen mit ImmobilienAntonistift-Stiftung
Bürgerspitalstiftung (größte und älteste Stiftung)
St. Getreu-Stiftung