Die Firma Innosent hat sich im unterfränkischen Donnersdorf mit High-Tech etabliert. Hier tüfteln 145 Experten an der allgegenwärtigen Radar-Technik.
Türen gehen automatisch auf, Lampen schalten sich wie von Geisterhand ein, Autos fädeln sich in die engsten Parklücken ein, ohne dass der Fahrer Blut und Wasser schwitzt: Was vor einer Generation noch nach Science Fiction klang, ist nicht nur in den Räumen der Firma Innosent Alltag.
Überall auf der Welt arbeiten die kleinen und meist unsichtbaren Helferlein aus
Donnersdorf. Ihr Geheimnis ist das Radar. Da denkt der Laie an große, sehr große und meist sehr geheime Technik: riesige Schüsseln, die den Himmel absuchen, Augen, die selbst nachts sehen.
Wer die Firma Innosent in Donnersdorf sucht und dabei nach großen Schüsseln Ausschau hält, wird nicht fündig. Bei Innosent geht es auch gar nicht geheimnisvoll zu. Hier ist alles offen, transparent, es gibt große Glasflächen, viel Licht und gut gelaunte Mitarbeiter.
Die bauen jedes Jahr 3,5 Millionen Radaranlagen, und um das zu erfassen, muss sich der Besucher von der Vorstellung verabschieden, dass Radar immer groß und irgendwie ein bisschen bedrohlich sein muss. Er erfährt, dass Radar überall ist und oft nicht mehr Platz beansprucht als ein Fingernagel.
High-Tech auf kleinstem Raum: Das ist das Erfolgsrezept, das Robert Mock und sein Team auf der grünen Wiese mit Blick zum Steigerwald umsetzen. Der moderne Campus, der sich in der Architektur von zwei neuen Gebäuden manifestiert, ist so etwas wie ein fränkisches Silicon Valley - eine Ideen- und Technikschmiede auf dem Land, wo nicht nur moderne Technik produziert wird. Hier trifft man auch auf eine hochmoderne Arbeitswelt, in der Teamarbeit groß geschrieben wird.
Eine bewusste Entscheidung
Mock hat sich, wie er sagt, bewusst für diesen Platz und gegen die Großstadt entschieden, nicht nur wegen des günstigen Grundstücks und der Nähe zur Autobahn. "Ich bin überzeugt, dass man auch und gerade auch in einer ländlichen Region mit Spitzentechnologie erfolgreich sein kann", begründet der aus der fränkischen Rhön stammende Unternehmer sein Bekenntnis zur Heimat.
Umgekehrt ist für eine Firma wie Innosent die Welt ein Dorf. Das Unternehmen hat Kunden auf allen Kontinenten, gilt als Weltmarktführer bei nicht militärischen Radar-Anwendungen. Immer mehr Technik wird autonom gesteuert und von Sensoren überwacht. Dabei konkurrieren Radar, Kameras und Licht(-schranken). Der Gründer hat aufs richtige Pferd gesetzt. Radar ist vielseitig einsetzbar, lässt sich in viele andere Systeme integrieren, ist zuverlässig und wenig störungsanfällig.
Mock gründete Innosent mit seinem Geschäftspartner Wolfgang Weidmann 1999. Sie mieteten sich in eine Schreinerei ein. Mocks erstes Produkt war ein Exot, der nur für Autos der Oberklasse in Frage kam: ein Abstandswarner. Wie danach ein Türöffner und ein Spurwechselassistent wurden diese Innovationen von Innosent aus der herkömmlichen Radartechnik entwickelt, waren aufwendig aus zugekauften Einzelteilen konstruiert und in Handarbeit montiert.
Die Idee war, diese Anwendung zu industrialisieren - zu einem Zeitpunkt, als Fahrassistenten alles andere als ein Massenprodukt waren und das Auto ohne Fahrer Zukunftsmusik. Das hat sich geändert, und Innosent fährt an der Spitze der Entwicklung mit; nicht nur in der Automobilbranche.
Die von Radarsensoren gesteuerten Geräte sorgen für mehr Komfort, für mehr Sicherheit (etwa bei Überwachungssystemen) und für mehr Effizienz. In den modernen Innosent-Räumen etwa schauen die Radaraugen, ob Menschen da sind, ob Licht und Heizung also wirklich gebraucht werden. Es is ein bisschen unheimlich, aber keine Sciene Fiction mehr. In Donnersdorf hat die Zukunft schon angefangen.