Damit die Zeitung pünktlich ist

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Den Zeitungswagen, oder wie Marga Uzelino es nennt ihr Geschoss, ist eine eigene Erfindung. Seitdem bringt es sie und ihre Zeitungsstapel jeden Morgen ab kurz nach zwei sicher durch Memmelsdorf. Foto: Anja Greiner
Den Zeitungswagen, oder wie Marga Uzelino es nennt ihr Geschoss, ist eine eigene Erfindung. Seitdem bringt es sie und ihre Zeitungsstapel jeden Morgen ab kurz nach zwei sicher durch Memmelsdorf. Foto: Anja Greiner
Eigentlich ein Job wie jeder andere, nur eben draußen: Manuela Jäger trägt seit zwölf Jahren den Fränkischen Tag aus. Fotos: Anja Greiner
Eigentlich ein Job wie jeder andere, nur eben draußen: Manuela Jäger trägt seit zwölf Jahren den Fränkischen Tag aus.  Fotos: Anja Greiner
 
Wenn Marga Uzelino morgens um halb drei ihren Zeitungswagen - oder wie sie es nennt, ihr Geschoss - belädt, dann reicht der Stapel mindestens bis zu ihrer Hand. Vorne in der kleinen Holzkiste ist ihr Notfallpaket.
Wenn Marga Uzelino morgens um halb drei ihren Zeitungswagen - oder wie sie es nennt, ihr Geschoss - belädt, dann reicht der Stapel mindestens bis zu ihrer Hand. Vorne in der kleinen Holzkiste ist ihr Notfallpaket.
 
Den Zeitungswagen, oder wie Marga Uzelino es nennt ihr Geschoss, ist eine eigen Erfindung. Seitdem bringt es sie und ihre Zeitungsstapel jeden Morgen ab kurz nach zwei sicher durch Memmelsdorf.
Den Zeitungswagen, oder wie Marga Uzelino es nennt ihr Geschoss, ist eine eigen Erfindung. Seitdem bringt es sie und ihre Zeitungsstapel jeden Morgen ab kurz nach zwei sicher durch Memmelsdorf.
 

Marga Uzelino und Manuela Jäger sind Zeitungszusteller in Bamberg und Memmelsdorf. Ab dem 1. Januar bekommen sie 8,50 Euro in der Stunde. Was sich nicht ändert: raus bei jedem Wetter, spätestens morgens um zwei.

Da sitzen sie also. Auf zwei Holzstühlen, die gelben Kissen darauf sind der einzige Farbklecks in der Garage. "Wenn man lang warten muss", sagt Marga Uzelino, "dann ist es schon kalt".

Uzelino ist 66 Jahre alt. Als sie damals den Zustellbezirk ihrer Nachbarin in Memmelsdorf übernommen hatte, gab sie sich fünf Jahre. Länger wollte sie die Zeitungen nicht austragen. 31 Jahre später sitzt sie immer noch jeden Morgen um zwei in ihrer Garage und wartet auf den Zeitungsfahrer. Zusammen mit Ingrid, einer Austräger-Kollegin.

Kommt der Fahrer pünktlich, ist Uzelino gegen halb sechs fertig. Auf zwölf Kilometern hat sie dann 250 Zeitungen verteilt, die Brief- und Postsendungen nicht mitgerechnet. Bevor sie nach Hause geht, kauft sie beim Bäcker zwei Brötchen, ihr Mann ist dann gerade aufgestanden.

Das Lifting der Natur

Manuela Jäger ist 53.
Vor zwölf Jahren übernahm sie die Urlaubsvertretung ihrer Nachbarin, seitdem trägt sie jeden Morgen 197 Zeitungen aus im Bezirk Bamberg - Moosstraße. "Ich mach's gern", sagt Jäger, macht eine kurze Pause, lacht und meint: "Ich brauch' mich nicht liften lassen, ich werd' von der Natur geliftet".

Überhaupt, die Natur, die kann nachts in Bamberg ganz schön harsch sein. Gerade zur Sandkerwa: Jugendliche, die Mülleimer umtreten, Betrunkene, die im Gebüsch ein Nickerchen machen. Mit einem Mann sagt sie, würde sie noch fertig werden, wenn ihr mehrere, leicht torkelnd entgegenkommen, wechselt sie schon mal die Straßenseite. Sicher ist sicher, sagt Jäger.

Ab und zu sei sie auch schon von der Polizei befragt worden, Zeitungszusteller sind oft die einzigen Zeugen, wenn früh morgens randaliert wird oder Unfälle geschehen.
Mit ihrem Verdienst sei sie bisher zufrieden. Die Menge mache es bei ihr. Wie es wird, wenn der Mindestlohn greift, dass werde sich zeigen, sagt Jäger. Bisher wurde sie nach Stück bezahlt, ab Januar pro Stunde.

Alles neu berechnet

Seit gut einem halben Jahr wird in der für die Mediengruppe Oberfranken zuständigen Zustellfirma Z+S Zustell- und Service GmbH die Einführung des Mindestlohns geplant: Für jeden der über 1350 Zusteller wurden die Weg- und Rüstzeiten im jeweiligen Bezirk ermittelt.

Christian Martin, als Regionalleiter zuständig für die Zusteller in den südlichen Landkreisen im Verbreitungsgebiet des Fränkischen Tags, sieht die Einführung des Mindestlohnes trotz "erheblicher Mehrkosten" positiv: "Es wäre fatal gewesen, wenn Zusteller außen vor geblieben wären".

Außerdem hofft er, dass durch die Lohnsteigerung von bisher durchschnittlich 7,05 Euro auf 8,50 Euro die Arbeit als Zusteller attraktiver wird. Darum sei auch von der stufenweisen Übergangslösung für die Zusteller kein Gebrauch gemacht worden. Diese sähe vor, dass erst 2017 die 8,50 Euro komplett bezahlt werden müssten.

"Das Geschoss" ist Marga Uzelinos ganzer Stolz. Eine alte Holzkiste auf Hüfthöhe, vorne zwei Reflektoren , unten im Metallgestell ein alter Spülmaschinenkorb. Ein Freund ihrer Tochter hat den Zeitungswagen vor 15 Jahren gebaut. Wenn sie ihm einen kleinen Schubser gibt, bevor sie zu den Häusern auf der anderen Straßenseite geht, rollt der Wagen alleine weiter. So zieht sie im Zick-Zack durch die Straßen.

Bestens ausgerüstet

Marga Uzelino ist ausgerüstet für alle Fälle: Regenjacke, Schirm, eine Plane, Spanngurte, eine Taschenlampe für die Häuser hinten am Wald, einen Stein zum Beschweren.Wenn es glatt ist, hilft das alles nichts. Wenn sie dann hinfällt, gilt die erste Sorge den Zeitungen, die hält sie fest, der Rest ist egal. Sie lacht, als sie das erzählt. Ein paar kleine Metallplättchen hat sie auch immer dabei. Für die Halterungen der Briefkästen sagt sie, die sind bei manchen abgebrochen. Uzelino macht sie wieder hin.

Als sie vor über dreißig Jahren anfing, musste ihr Mann die ersten Wochen mit. Er sollte wissen, welche Route sie läuft, damit er einspringen kann, wenn sie ausfällt. Heute hilft er nur noch Samstags mit, dann geht es schneller, sagt Uzelino. Einmal sei sie bisher krank gewesen, wenn sie mal in den Urlaub fahren übernimmt die Tochter. Die Stühle hat Uzelinos Mann irgendwann aufgestellt, damit sie es ein bisschen bequemer haben, sagt er. Morgens um zwei in einer Garage in Memmelsdorf.