Bei Chapeau Claque spukt's: Otfried Preußlers "Kleines Gespenst" geistert ab 17. November über die Bühne des Bamberger Kindertheaters. Eine poppig-schrille Szenerie soll bei kleinen und großen Fans des literarischen Helden punkten, der's mit gänzlich neuen Widersachern zu tun bekommt.
Stille. Finsternis, ewige Nacht. Dann diese Melodie, die aus dem Nichts zu kommen scheint und ans schräge Lied einer singenden Säge erinnert. Licht fällt auf ein Bild an der Wand: ein Gesicht, auf Leinwand gebannt. Plötzlich ein Zucken, eine Augenbewegung: Und das Porträt beginnt zu leben - wie der Ritter, der sich in seiner Rüstung regt. Geisterstunde. Zeit des Erwachens auch fürs "kleine Gespenst", das wenige Sekunden später schon durch Burg Eulenstein spukt. Und von da aus zu neuen Abenteuern aufbricht. Selbst die Humsera schreckt Otfried Preußlers Held vom angestammten Platz auf, um ab Sonntag kleine und große Fans des Kinderbuchklassikers zu bannen.
90 Jahre wäre der Autor am 20.
Oktober geworden, der "Das kleine Gespenst" 1966 zunächst noch zweidimensional erscheinen ließ. Dem "Räuber Hotzenplotz" machte Preußler Beine und ließ Zauberlehrling "Krabat" Flügel wachsen, um sich als Rabe in die Lüfte zu schwingen und dunkle Mächte zu bezwingen. "Die kleine Hexe", "Der kleine Wassermann", "Kater Schnurr mit den blauen Augen" - drei Generationen verschlangen märchenhafte Abenteuer, die der Feder des aus Böhmen stammenden Literaten entsprangen. So erinnert Chapeau Claque mit seinem Weihnachtsstück an das Werk Preußlers, der im vergangenen Februar starb.
Mit Hoody und Jogginghose Wie aber verwandelte sich "Das kleine Gespenst", das sich nicht mehr in staubige Laken hüllt, sondern mit Hoodie und passender Jogginghose materialisiert.
"Ich habe die Geschichte schon als kleines Mädchen geliebt: Ein Abenteuer, das mir zeigte, dass man die Welt immer wieder neu entdecken kann", meint Heidi Lehnert, unter deren Regie der Frechdachs seine Umgebung erstmals außerhalb der Geisterstunde erkundet. "Um ihn heutigen Kindern verständlich zu machen, wollte ich den Stoff aber zeitgemäß aufbereiten."
So verlässt das "kleine Gespenst" also modern gewandet Burg Eulenstein und treibt sich bei Tageslicht in der Stadt herum. Den Wochenmarkt besucht die Spukgestalt, um Händler aufzumischen - darunter die "Humsera" als stadtbekanntes Bamberger Original mit derb-fränkischem Wortwitz. Wie reagiert die Gärtnersfrau wohl auf geistreiche Streiche des Burgbewohners?
Spielplätze plattwalzen An Originalität mangelt es den Theatermachern nicht, die dem "kleinen Gespenst" noch andere Widersacher zumuten.
So macht sich eine Bürgermeisterin daran, den idyllischen Ort um Eulenstein zu "modernisieren": Zubetonieren will die "Visionärin" den Fluss, plattwalzen sämtliche Kinderspielplätze, die einer Autobahn weichen sollen. Schaurige Perspektiven. Vielleicht bringt das "Gespenst" die Dame noch rechtzeitig zur Räson, das nun bei Sonnenlicht herumgeistert statt das Tagesgeschehen in seiner stylischen Burg zu verschlafen.
Stylisch? Ja, schrill, abgefahren. Peppte Nikola Voit das Outfit des zunächst weiß und später schwarz gewandeten Helden auf, so sorgten Olga Seehafer und Martin Klerner für ein poppig-cooles Bühnenbild. In einer staub- und spinnwebenfreien "Burg Eulenstein" beginnen heute ab 11 und 13 Uhr auch die Generalproben: Eine Generalprobe für jede Besetzung, wie Simone Dettelbacher als Produktionsleiterin erläuterte.
Rebecca Raguse und Diana Banzhaf schlüpfen beispielsweise in die Rolle des umtriebigen Geistes, der jahrhundertelang tagsüber in einer Truhe auf dem Dachboden schlief, um nachts herumzuspuken. Bis das Gespenst eines Tages erwachte...
Die Aufführungstermine Nach der Premiere am kommenden Sonntag, 17. November (15 Uhr), zeigt Chapeau Claque "Das kleine Gespenst" am Sonntag, 24. November, 15 Uhr (im Kulturraum Hirschaid), am 30. November, 1., 7., 8. 14., 15., 21. und 22. Dezember ab jeweils 15 Uhr. Am Heiligen Abend beginnt die Vorstellung bereits um 11 Uhr. Weitere Spieltermine sind im neuen Jahr der 5., 12., 19. und 26. Januar, jeweils wieder ab 15 Uhr. Vom Aufführungstermin am 24. November abgesehen, finden alle Vorstellungen im Theater in der Grafensteinstraße 16 statt.
Tickets sind beim Spielwarengigant im Ertl-Zentrum, beim bvd und bei Collibri vorab erhältlich.
Weitere Informationen zum Stück, zu Theatervorstellungen für Schulen und Kindergärten oder auch zu anderen Projekten gibt's im Netz unter der Homepage von
Chapeau Claque.