Parkdruck und Verkehrschaos. Der neue Uni-Campus auf der Erba-Insel in Bamberg hat mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Ein neuer Bushalt treibt Anwohner auf die Barrikaden. Doch auch Studenten sind enttäuscht.
Bärbel Meister beginnt schon zu schimpfen, wenn sie nur daran denkt. An den Bus. Immer wenn er aus Richtung Bischberg anrollt, und das ist aus ihrer Sicht viel zu oft der Fall, füllt sich der Gehsteig vor ihrer Haustüre wie in einer Fußgängerzone. Vor allem nachmittags, wenn auf dem Erba-Campus viel besuchte Vorlesungen beginnen, dann geht es in der Gaustadter Hauptstraße fast ein wenig wie auf der Sandkirchweih zu, so dicht stehen die jungen Leute. Dauerbeschallung ist nicht das einzige Problem, mit dem Meister und die Familie ihrer Tochter seit Oktober zu kämpfen haben. Auch Müll und andere Hinterlassenschaften türmen sich neuerdings am Gartenzaun. "Wir sind ängstlich, ja fast traumatisiert. Niemand interessiert sich fur unseren Fall", sagt Meister.
Wer würde daran zweifeln, dass ein gut ausgebauter Busverkehr zu den unverzichtbaren Vorzügen einer Stadt gehört? Doch es gibt auch Menschen, die darunter leiden. Dass es gerade in der Gaustadter Hauptstraße 121 dazu kommt, hat mit der Vorgeschichte zu tun. Der Stadtrat hat die Haltestelle den Anwohnern vor zwei Jahren aufs Auge gedrückt, weil er wegen des Baus einer Abbiegespur Richtung Erba-Insel keine Alternative als die Platzierung vor dem schönen Gründerzeithaus sah - ungeachtet der Proteste, die laut wurden.
Durch die Entwicklung des Uni-Standorts fühlt sich Bärbel Meister, zu allem Überfluss auch noch zur Reinigung des Gehsteigs verpflichtet, in ihren Befürchtungen bestätigt: "Wir können nachts nicht mehr schlafen. Die Enkelkinder werden bei ihren Hausaufgaben abgelenkt. Durch die Haltestelle ist mein Haus nur noch die Hälfte wert."
Sie ist nicht allein.
Auch Daniela Reinfelder, die Vorsitzende des Bürgervereins Gaustadt, bemängelt, dass der Standort des Bushalts weder mit der Eigentümern, noch mit dem Bürgerverein abgesprochen worden sei. "Das ist für alle, auch die Studenten, extremst unerfreulich", lautet das Fazit von Reinfelder. Ihre Forderung: Der Bushalt soll auf die Erba-Halbinsel verlegt werden.
Doch so logisch das auf den ersten Blick scheinen mag, so schwer ist es umzusetzen. Beim Bebauungsplan für das neue Viertel mit immerhin 230 Arbeitsplätzen, einem Zulauf von über 3000 Studierenden am Tag und künftig 1000 Bewohnern ist kein Wendehammer für Busse vorgesehen. Der öffentliche Nahverkehr muss einen Bogen um die Erba machen.
Dennoch bestreitet Peter Scheuenstuhl, der Leiter des Verkehrsbetriebs, dass die Stadt von der dynamischen Entwicklung des Viertels überrascht worden sei. Im Gegenteil.
Aus seiner Sicht haben die Stadtwerke sehr flexibel auf die gestiegene Nachfrage reagiert und eine Pendelbuslinie zwischen den Uni-Standorten Feldkirchenstraße und der Erba-Insel eingerichtet. Und auch für die Gaustadter Hauptstraße sei Besserung in Sicht. Durch den Einsatz von Verstärkerbussen, die wenige Minuten vor dem Linienbus abfahren, sollen Wartezeiten großer Menschenmengen verhindert werden. Zudem: Ab Februar hält die nach 20 Uhr verkehrende Nachtbuslinie nicht mehr am Haus von Meister, sondern auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Doch der Streit um die Linie 906 ist nicht das einzige Sandkorn, das im Getriebe des neuen Uni-Standorts knirscht. Auch der massiv gestiegene Parkdruck macht Ärger. Weil die zahlreichen Bewohner und Gäste des neuen Viertels nur selten in die Tiefgarage fahren, sind freie Parkplätze im vorderen Teil Gaustadts zur Mangelware geworden.
Schon wird über großflächige Ausweisung neuer Lizenzparkgebiete nachgedacht.
Doch löst Verknappung das Problem? Linus Dietz von der Fachschaft Wirtschaftsinformatik bestätigt, dass das von der Stadtbau betriebene Parkhaus meist leer steht: "Die Tiefgarage kostet 60 Euro im Monat oder einen Euro pro Stunde, und es gibt keine Ermäßigung für Studierende. Ich glaube, bei diesen unverschämten Preisen ist es kein Wunder, wenn Studierende versuchen, entlang der Gaustadter Hauptstraße zu parken."
Im Gegensatz zu den Stadtwerken sieht der Studentenvertreter den zweistündig verkehrenden Pendelbus zur Feldkirchenstraße als bei weitem nicht ausreichend an. Weil immer nur ein Bus fährt, sei es vielen Studenten nicht möglich, die Anschlussveranstaltungen pünklicht zu erreichen, wenn sie den Standort wechsel müssen.
"Vor allem für Erstsemester, die Veranstaltungen in der Feldkirchenstraße haben und für Wirtschaftsinformatiker, die Fächer der Betriebswirtschaftslehre besuchen, ist das eine Zumutung. Sie sind auf einen reibungslosen Pendelverkehr angewiesen."
Etwas diplomatischer drückt sich Uni-Kanzlerin Dagmar Steuer-Flieser aus: "Die neue Linie hilft uns sehr, hat aber noch Verbesserungspotenzial." Sie bemängelt, dass die Bushaltestellen zu weit vom Uni-Gebäude entfernt sind. Verspätungen seien dadurch häufig unvermeidlich, weil die Studenten oft nur 30 Minuten Zeit zum Standortwechsel haben. Ihr Vorschlag: Der Pendelverkehr sollte über die Maria-Ward-Straße Richtung Ziegelbau laufen, wo die Studenten aussteigen könnten. Dadurch würde sich die Anfahrt deutlich verkürzen. Mit dieser Forderung rührt Steuer-Flieser freilich an ein Politikum.
Die Fraktionen im Stadtrat hatten den Anwohnern der Mayerschen Gärtnerei zugesichert, dass über die Maria-Ward-Straße kein Durchgangsverkehr zur Erba gehen werde. "Daran fühle ich mich gebunden", sagte am Dienstag Oberbürgermeister Andreas Starke. (SPD). Eine andere Lösung komme für ihn nur im Konsens in Frage.
Michael Wehner schreibt, dass der Stadtrat die Haltestelle den Anwohnern vor zwei Jahren aufs Auge gedrückt hat. Das heißt, dass der Stadtrat den Standort beschlossen hat. Insofern ist es unerklärlich, wenn die Vorsitzende des Bürgervereins Gaustadt, die ja dem Stadtrat angehört, bemängelt, dass der Standort des Bushalts weder mit der Eigentümerin noch mit dem Bürgerverein abgesprochen worden sei. Als Stadträtin muss sie Bescheid gewusst haben und dafür oder dagegen gewesen sein. Oder wurde die Verlegung vor das Haus Nr. 121 von der Verwaltung auf eigene Faust oder aufgrund einer Intervention einzelner Stadträte durchgeführt? Die Frage muss in in null Komma nix von der Verwaltung zu klären sein.
Wenn die Frau Stadträtin die Bushaltestelle auf die ERBA-Insel verlegt haben will, braucht sie ja nur den Antrag im Stadtrat stellen, dass dort eine Haltestelle eingerichtet wird und die Busse durch die Maria-Wardt-Straße geleitet werden. Logischerweise müssten eventuell entgegenstehende Stadtratsbeschlüsse aufgehoben werden.
Wenn ein solcher Antrag nicht gestellt wird, ist die ganze Diskutiererei für die Katz.
im Bereich der Feki und an den anderen Uni-Standorten auch, und da beschweren sich keine Anwohner so laut. Sicherlich muss der ÖPNV hier noch nachbessern, denn ein Gelenkbus, der alle 2 Stunden die Unistandorte miteinander verbindet, ist einfach zu wenig, und dass es Verstärkerbusse geben muss, ist auch klar.
Wie bewegt sich denn Fam. Meister durch die Stadt? Fährt sie immer mit dem Auto oder geht sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad? Oder nimmt sie gelegentlich auch mal den Bus. Obwohl, wenn sie das so verteufelt, dann braucht sie den vielleicht gar nicht. Und was ist mit ihren Enkeln, wo gehen die zur Schule? Evtl. auch Busfahrschüler?
Es ist gut, dass eine Bushaltestelle dort ist, wenn nämlich diejenigen, die sich in den Bus quälen, auch noch mit dem eigenen PKW kämen würden, dann würde sich Frau Meister nicht über den Lärm an der Haltestelle, sondern über den unendlichen Autolärm und die Abgase beschweren.