Bei der "Bunten Liga" gehen Jugendliche auf Torjagd und trainieren spielend soziale Kompetenzen. Seit vier Jahren gibt es das Angebot mittlerweile, das sich an Gaustadter Jungen und Mädchen wendet, ohne Leistungsdruck aufzubauen.
"Setz' dich! Hör' endlich auf, den Unterricht zu stören!" Wie oft ermahnten Lehrer Kevin (Name von der Redaktion geändert), dem Trainer auch auf dem Fußballplatz wegen ständiger Kaspereien die "Rote Karte" zeigten. An Regeln hielt sich der 13-Jährige nicht, provozierte nur immer weiter und fiel in seinen Leistungen zurück. "Wichtiger war's ihm, die Aufmerksamkeit von Mitschülern oder anderen Spielern auf sich zu ziehen", berichtet Constantin Noß.
Als Leiter der "Bunten Liga" lernte der Sozialpädagoge Kevin in dieser Phase kennen. "Über eine ambulante Jugendhilfemaßnahme kam der Junge vor mittlerweile über einem Jahr zu uns" - als einer von derzeit rund 20 Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien, die die Offerte des Sozialdienstes katholischer Frauen nutzen. Und tatsächlich veränderte sich Kevin über das Training, bei dem einmal nicht das Leistungsprinzip im Vordergrund stand.
Rund 3000 Euro Gerade gab die Keep Swinging Big Band ein Benefizkonzert, um für die "Bunte Liga" zu trommeln. "Unser Trainingsangebot ist kostenlos. So ist der Sozialdienst katholischer Frauen auf Spenden anwiesen, um Jugendliche auf diese Weise auch künftig unterstützen zu können", sagt Noß. Und tatsächlich kamen dank 240 Besuchern am Sonntagabend rund 3000 Euro zusammen, mit denen neue Übungsgeräte finanziert werden können. Gerne würden die Betreuer am Wochenende darüber hinaus mal mit den Jungs Kanu fahren oder eine Höhle besichtigen, aber auch dazu benötigen sie finanzielle Mittel, die derzeit kaum verfügbar sind.
Aber zurück zu Kevin, der in einen Teufelskreis geriet, bevor er zur "Bunten Liga" stieß. Zunehmend aggressiv wurde der 13-Jährige, dessen Streitigkeiten mit Mitschülern eskalierten und ihn nur noch mehr frustrierten. Selbst Lehrer attackierte der Gaustadter, bis er von der Schule flog. Parallel dazu sein Ausschluss aus dem Fußballverein und Probleme zu Hause, die Kevins Mutter an den Rand der Verzweifelung brachten.
Neue Bedingungen Dann, 2012, die "Bunte Liga", der sich im Lauf der Jahre rund 100 Kinder und Jugendliche anschlossen, wie Noß berichtete: Mädels und Jungs wie Kevin, der als leidenschaftlicher Fußballer in der Gaustadter Turnhalle unter neuen Bedingungen zu trainieren begann. "Bei uns zählen eben nicht nur Erfolge", betont der Leiter des 2009 gegründeten Projekts.
Kein Leistungsdruck laste auf Teenies wie in der Schule und vielfach auch im Freizeitbereich, was zu Frust, Selbstzweifeln, Ängsten und Aggressionen führe. Vielmehr ginge es darum, den kickenden Kids zwanglos im geschützten Rahmen neues Selbstwertgefühl zu vermitteln und soziale Kompetenzen wie jene Teamfähigkeit, die Kevin lange vermissen ließ. "Nur in der Gruppe ist soziales Lernen ja letztendlich möglich."
Vielleicht bringt der Kampf ums runde Leder nicht jeden Jungen und jedes Mädchen aus der Außenseiterpositon. Für Kevin kam über das Training mit Jugendlichen, die ähnliche oder wieder ganz andere Probleme zur "Bunten Liga" führten, die Wende.
"Mittlerweile spielt der Junge wieder bei einem Fußballverein und besucht die Schule mit erheblich besseren Noten", berichtet Noß. Im geschützten Umfeld wäre nach und nach das Selbstwertgefühl des mittlerweile 14-Jährigen gestiegen, der sich heute nicht mehr über Provokationen bei seinen Mitschülern zu profilieren sucht. Eine Erfolgsgeschichte, auf die auch Benito Bahr als Pädagoge stolz ist, der die Liga ebenfalls auf dem Fußballfeld begleitet.
Immer freitags Trainiert wird übrigens immer freitags von 13 bis 16 Uhr in der Gaustadter Turnhalle. "Einfach vorbeikommen!", heißt's auf der
Homepage, auf der Interessenten auf alle weiteren nötigen Infos stoßen. Angesprochen dürften sich "alle Mädchen und Jungen aus Gaustadt zwischen 10 und 16 Jahren mit Spaß am Fußballspielen" fühlen.