Bühnen-Special zu den Sieben Zwergen in Schloss Geyerswörth

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Benjamin Bochmann mit Heidi Lehnert, die sich auf der Bühne kennen- und lieben lernten. Foto: pr
Benjamin Bochmann mit Heidi Lehnert, die sich auf der Bühne kennen- und lieben lernten. Foto: pr
Einige Zeit dürfte wohl noch vergehen, bis Béla wie seine Eltern im Rampenlicht steht
Einige Zeit dürfte wohl noch vergehen, bis Béla wie seine Eltern im Rampenlicht steht
 
Wenn der Vater mit dem Sohne ...
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"Robin Hood" brachte sie zusammen ...
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Benjamin Bochmann und Heidi Lehnert als Robin und Marian.
Benjamin Bochmann und Heidi Lehnert als Robin und Marian.
 
Beim Rollenstudium
Beim Rollenstudium
 

. . .und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute? Nein, mit solchen Phrasen geben sich Heidi Lehnert und Benjamin Bochmann nicht zufrieden. Das Schauspielerpaar hakt nach und zeigt in seinem Bühnen-Special zum Gebrüder- Grimm-Jahr Märchen aus ungewohnter Perspektive.

"Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen, Erwachsenen, damit sie aufwachen”, philosophierte Jorge Bucay. Auf diese Weise bewegen die schaurig-schönen Werke der Gebrüder Grimm Menschen noch eineinhalb Jahrhunderte nach dem Tod der Märchensammler. Singend, erzählend und spielend widmen sich am 11. August in Schloss Geyerswörth Heidi Lehnert und Benjamin Bochmann schönen Prinzessinnen, dummen Hänsen, schiefmäuligen Fischen und allen anderen, die nicht gestorben sind, sondern weiterleben. Im Interview sprach das Paar über seinen Beitrag zum Jubiläumsjahr "(K)ein Märchen aus uralten Zeiten".

inFranken:Vier Mal entführten Sie Zuschauer schon in Grimms Reich der Sagen und Legenden.
Welches Publikum ziehen Märchen an?


Benjamin Bochmann: Ein Publikum quer durch alle Altersgruppen: Die jüngsten Zuschauer sind vielleicht 10, die ältesten über 70 Jahre alt. Auch Kindern macht unser Programm offenbar Spaß, obwohl wir im Grunde Erwachsene ansprechen. Oft waren die Märchen in der Originalversion ja so grausig, dass man die Geschichten für jüngere Leser im vorigen Jahrhundert glättete. Heidi und mich aber reizte die Originalfassung. Darüber hinaus befassen wir uns mit Spuren von Grimms Sammlung in der zeitgenössischen Literatur. So erlebt man die Geschichten über moderne Autoren wie Johann Friedrich Konrad ("Schneewittchens Mutter erzählt") aus einem gänzlich neuen Blickwinkel. Dazwischen gibt's in Schloss Geyerswörth Gedichte und Lieder - bis hin zu Kompositionen aus Engelbert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel".




Lästern über den Prinzen

inFranken: Was fesselt das Publikum? Worauf reagieren die Zuschauer bei "(K)ein Märchen aus uralten Zeiten" besonders?

Bochmann: Gerade über die Neubearbeitungen altbekannter Märchen lachen viele. Wenn Franz Hessel beispielsweise seinen "siebenten Zwerg", der heimlich Schneewittchen liebt, über den Prinzen herziehen lässt. An wieder anderen Stellen hört man aus dem Publikum ein mitleidiges Seufzen oder es wird mucksmäuschenstill, wenn die Spannung steigt. Die Leute fiebern mit, was uns begeistert.

inFranken: Was fasziniert Sie selbst an Grimms Märchen?

Bochmann: Die Klarheit, die einfache Aufteilung in Gut und Böse. Dabei gibt es in den Originaltexten zur utopischen Märchenwelt, in der das Gute immer über das Böse triumphiert, auch genügend Ironie, Unartiges oder Poetisches zu entdecken. Ein Beweis dafür, wie lebendig die Geschichten bis heute blieben, sind für mich auch alle Umdeutungen, die die Märchen durch moderne Autoren oder Fernsehserien erfahren.

inFranken: Wo sehen Sie die Bedeutung von Märchen für Menschen des 21. Jahrhunderts?

Heidi Lehnert: Von Max Reinhardt stammt das berühmte Zitat, dass ein Schauspieler die Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht hat, um bis an sein Lebensende weiterzuspielen. Märchen sind ein Teil dieser Kindheit, die es nicht zu vergessen gilt. So bewahrt man sich in unserer heutigen, hektischen Welt noch einen Raum für Träume - Magie.


Schöne Heldinnen spielen

inFranken: Was war Ihre erste Grimm-Erfahrung?

Lehnert: Als ich als Siebenjährige mit meiner gleichaltrigen Cousine bis zum Gehtnichtmehr "Schneeweißchen und Rosenrot" nachspielte. Die Besetzung war klar: Sie, die Blonde, spielte Schneeweißchen - ich, die Brünette, gab Schwester Rosenrot. Auf dieses Märchen hatten wir uns einigen können, da es hier ausnahmsweise zwei Heldinnen gibt. (Als Kind weiß man ja noch nicht, dass es viel spannender ist, die Böse zu spielen ...)

inFranken: Was ist Ihr Lieblingsmärchen, aus dem Sie vielleicht sogar Lebensweisheiten zogen?

Lehnert: Erstaunlicherweise kommt mir da spontan kein Grimmsches, sondern ein Märchen von Brecht in den Sinn: Ein Prinz träumt, auf einer Wiese liegend, von herrlichen weißen Schlössern. Und als er endlich König wird, träumt sich der Prinz wieder zurück auf die Wiese. So sind es vor allem die einfachen Dinge, die uns Menschen im Leben glücklich machen können.


Béla, das Theaterkind

inFranken: Béla heißt Ihr zweijähriger Sohn. Lesen Sie ihm Märchen vor, mit denen Papa und Mama auf der Bühne stehen?

Bochmann: Natürlich lesen wir Béla Märchen aus Bilderbüchern vor. Nur ist die Handlung noch zu komplex. Einfacher zu verstehen ist "Gute Nacht, Gorilla!", ein Kinderbuch, das unser Sohn liebt. Ein Theaterkind ist Béla aber schon heute. Nachdem er vor einem Dreivierteljahr erste Worte zu sprechen begann, spuckt er mittlerweile ganz gut "toi, toi, toi".



Verliebt in Robin, pardon Benjamin

inFranken: Wie ist es eigentlich für ein Schauspielerpaar, neben dem Privatbereich die Bühne zu teilen?

Lehnert: Das Theater nimmt in unserer Beziehung schon einen großen Stellenwert ein. Wir haben uns ja 2007 auch auf der Bühne kennengelernt: als Lady Marian und Robin Hood. Das Chapeau-Claque-Stück spielte auf der Altenburg. Und an einer Stelle fragte Robin seine Marian beim Abseilen aus zehn Metern Höhe, ob sie ihn heiraten will - ein Vorbote. Natürlich schätzt man es auch bei weniger waghalsigen Szenen, wenn man sich auf den anderen verlassen kann, weil man sich mit ihm sozusagen "blind versteht". (Selbst wenn es zwischen uns zuweilen zu kleinen Kämpfen kommt, wer in welcher Situation Regisseur beziehungsweise Schauspieler ist. )

inFranken: Verraten Sie allen, die am 11. August nicht kommen können, zuletzt noch: Was wurde aus den sieben Zwergen, nachdem Schneewittchen über alle Berge war?

Lehnert: Den verliebten siebten Zwerg tröstete Däumelinchen, während seine sechs Kumpel eine Bergwerksschule mit Ganztagesbetreuung eröffneten.


Termin in Geyerswörth

Unter dem Titel "(K)ein Märchen aus uralten Zeiten" spielen, singen und erzählen Heidi Lehnert und Benjamin Bochmann am Sonntag, 11. August, ab 20 Uhr im Innenhof von Schloss Geyerswörth.#