Der Ausbau erneuerbarer Energien stößt auf vielfältige Widerstände. Das gefährdet die Ziele der Klimaallianz und erschwert die Arbeit der Regionalwerke Bamberg. Zu den geplanten vier Windrädern bei Brunn wartet das Landratsamt noch auf eine Stellungnahme aus Heiligenstadt.
Hat die Energiewende in Stadt und Landkreis Bamberg noch eine Zukunft? Der Prozess, der 2011 nach der Reaktorkatastrophe von Fuku shima auch in Bamberg mit viel Schwung und in breitem Konsens begonnen worden war, scheint ins Stocken geraten zu sein.
Verantwortlich dafür sind in erster Linie nicht die lokalen Akteure. Aber angesichts der politischen Vorgaben aus München und Berlin ist auch hier bei vielen Ernüchterung eingekehrt. Bestes Beispiel ist die Windenergie. Sie gilt als effizienteste unter den erneuerbaren Energien, droht aber derzeit gleich aus zwei Richtungen unter die Räder zu kommen.
Da ist zum einen die bayerische Staatsregierung, die gegen alle guten Argumente unbedingt die 10H-Abstandsregel durchpeitschen will. Von der anderen Seite sind es Initiativen von Windkraftgegnern vor Ort. Deren Widerstand trifft vor allem diejenigen Vorhaben, die sich die Bürgerbeteiligung auf die Fahnen geschrieben haben.
Während etwa in Wattendorf die Planungen eines auswärtigen Investors zügig voranschreiten, hat in Heiligenstadt ein Bürgerentscheid die Marktgemeinde dazu gezwungen, aus ihrer Beteiligung am Bürgerwindpark Brunn auszusteigen. Und dass die verbliebenen Projektpartner - die Regionalwerke Bamberg zusammen mit den Stadtwerken Bamberg und Ebermannstadt - auf der ausgewiesenen Vorrangfläche den Windpark in stark abgespeckter Form bei weiterhin umfangreicher Beteiligung von Heiligenstadter Bürgern realisieren wollen, lässt die Gegner schäumen.
Initiativen gegen Bürgermodelle Zum Hauptfeind haben sie nun die Regionalwerke erkoren, die vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurden, nicht nur die Erzeugung von Ökostrom fzu ördern, sondern auch um die Wertschöpfung daraus in Stadt und Landkreis Bamberg zu halten. Erstes großes Projekt ist der Bürgerwindpark Brunn - und mit ihm steht und fällt nach Ansicht vieler die Arbeit der Regionalwerke. So sorgte dann auch ein entsprechender Hinweis von Grünen-Kreisrat Bernd Fricke in einer Kreisausschusssitzung Ende September für Gerüchte und Spekulationen um die Zukunft der Regionalwerke. Deren Geschäftsmodell basiert im Wesentlichen darauf, Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu entwickeln und zu realisieren. Im kommenden Jahr sollen damit nach dem Businessplan-Entwurf von 2012 bereits rund 300.000 Euro eingenommen werden.
Da für großflächige Solaranlagen die Rahmenbedingungen inzwischen nicht mehr gegeben sind, bei Biomasse auch nur noch wenig Luft nach oben gesehen wird und Wasserkraft einen zwar konstanten aber in und um Bamberg kaum noch ausbaufähigen Beitrag leistet, bleibt im Prinzip nur noch die Windkraft.
Das sieht auch Aufsichtsrat Peter Gack von den Bamberger Grünen (GAL) so. "Entweder wir kriegen Windkraftprojekte, oder die Regionalwerke brauchen ein neues Geschäftsmodell", meint er. Leider hätten manche das Ziel aus den Augen verloren, Stadt und Landkreis bis 2035 zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Die Energiewende habe grundsätzlich eine Zukunft, weil es ohne nicht gehe.
"Die Frage ist nur, ob wir als Kommunen den Zug verpassen und es den globalen Playern überlassen. Nach dem Klimaschutzfahrplan der 2008 von Stadt und Landkreis Bamberg vereinbarten Klimaallianz bereits 2015, also im kommenden Jahr, einen Anteil von zehn Prozent an der gesamten Stromerzeugung in der Region haben. Nach den aktuell vorliegenden Zahlen waren es 2013 erst knapp viereinhalb Prozent.
Ziele noch erreichbar Allerdings sieht man sich bei der Klimaallianz Bamberg dennoch auf einem guten Weg, die für 2015 gesetzten Ziele zu erreichen. So sei der Anteil erneuerbarer Energien bis 2013 bereits auf 31,77 Prozent, im Landkreis Bamberg sogar auf 53,45 Prozent gestiegen, hat der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises, Robert Martin, errechnet. Zudem sei 2014/15 mit einem weiteren Ausbau - vor allem bei der Windkraft - zu rechnen, womit man die angestrebte Quote von 35 Prozent fest im Auge habe.
Ob diese Quote mit oder ohne die vier Windräder in Heiligenstadt erreicht wird, hängt vom derzeit laufenden Genehmigungsverfahren ab. Das Landratsamt muss derzeit noch auf eine Stellungnahme aus Heiligenstadt zu dem Bauantrag warten. Der entsprechende Tagesordnungspunkt wurde allerdings vom Marktgemeinderat im Oktober verschoben und auch im der Novembersitzung nicht behandelt.