Brandserie - auch Zeuge war in Verdacht

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n den Beweis-Videos gab es auch Einblick in den Brand vom 12. Februar, hier unser Archivbild.News5/Merzbach
n den  Beweis-Videos gab es auch Einblick in den  Brand vom 12. Februar, hier unser  Archivbild.News5/Merzbach

Im Sicherungsverfahren gegen eine 77-Jährige, der die Brände in Lichteneiche zur Last gelegt werden, relativiert ein Polizeibeamter Zeugenaussagen.

Die Lücke zwischen nicht und zu spät auftauchenden Zeugen nutzte das Gericht, um Videos zu der Brandserie Anfang des Jahres in Lichteneiche zu begutachten. In dem Sicherungsverfahren vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts wird der 77-jährigen Regina S. (Namen geändert) zur Last gelegt, für diese Brandserie verantwortlich zu sein. Am gestrigen Montag waren neun Zeugen geladen, von denen einer nicht erschienen war, man auf andere wartete und das Gericht auf einen gar verzichtete. Erstmals meldete sich auch die Familie der Beschuldigten zu Wort: Nach dem Verfahren würde eine Enkelin die Großmutter zu sich nehmen.

Wie in den vorherigen Verfahrenstagen waren auch am Montag wieder Zeugen aus der Schlesienstraße 123 geladen, dem Haus, nach dessen Kellerbrand am 12. Februar 78-Bewohner für Wochen ihre Bleibe verloren hatten. Bereits zuvor hatte es im Müllcontainerhäuschen, wie später erneut und in weiteren baugleichen in der Nachbarschaft gebrannt. Vorsitzender Richter Manfred Schmidt wollte dazu wissen, wer sich hier Zugang verschaffen kann und ob es möglich ist, auch von außen hinein zu langen.

Durchgreifen nicht möglich

Die Zeugen erklärten, dass Bewohner für das Häuschen einen Schlüssel brauchen, die Tür jedoch bisweilen offen ist. Durchgreifen durch vier Zentimeter breite Lattenabstände ist kaum möglich, bestenfalls etwas Brennendes hindurch schieben.

Staatsanwalt André Libischer hakte in Sachen Eingangstür bei der Schlesienstraße 123 nach: "Ist sie auch manchmal auf?" Was explizit eine Zeugin nicht nur bejahte, sondern sich auch wieder daran erinnerte, dass ein Bewohner etwa zwei Wochen vor dem Brand seinen Schlüssel verloren hatte, worauf er mit einem Zettel im Hausgang aufmerksam gemacht hatte.

Auf intensives Nachfragen erinnerten sich auch die Zeugen dieses Tages, Regina S. öfters mit ihrem Fahrrad und einem Kasten Bier darauf gesehen zu haben. Einige sprachen von Alkoholproblemen der Beschuldigten. Beim großen Brand am 12. Februar bestätigten die meisten, dass Regina S., wie viele weitere Anwohner aus der Nachbarschaft, vor Ort war.

Unklar blieb einmal mehr, ob man die Beschuldigte für Brände verantwortlich gemacht hatte, bevor die Polizei sie nach dem letzten Brand (18. Februar) mitnahm. Hierzu konnte jedoch ein Polizeibeamter, der bei mehreren Bränden vor Ort war und Zeugen vernommen hatte, für Klarheit sorgen: Schmidts Frage, ob die Beschuldigte "vor dem letzten Brand in irgendeiner Weise im Gespräch war", mit einem klaren "Nein" beantworten.

Dem Polizeibeamten war bei den Bränden allerdings ein (bereits in der Verhandlung gehörter) Zeuge aufgefallen. Auf Nachfrage von Verteidiger Andreas Dräger erklärte er: "Der Zeuge war öfter vor Ort und immer eifrig, er war auch schon der Feuerwehr aufgefallen."

Außer der Reihe wurde eine Enkelin von Regina S. gehört. Sie möchte sich nach dem Verfahren um die Oma kümmern und braucht in Sachen Wohnungssuche eine Unterschrift. Denn die bisherige Wohnung hatte der Lebensgefährte von Regina S. gemietet. Der kam in der Zwischenzeit aufgrund seines Gesundheitszustands in ein Heim, weshalb die Wohnung gekündigt wurde. Im Übrigen habe für sie schon länger festgestanden, dass sie sich um ihre Oma kümmern werde, so die Enkelin. Weil sie ein besonderes Verhältnis zu ihr habe. Manfred Schmidt ermutigte sie, sich zu überlegen, ob sie möglicherweise ein bisschen was über die persönlichen Lebensverhältnisse der Oma sagen wolle. Bislang hatte sich Regina S. auf Anraten ihres Anwaltes nicht geäußert.

Branddelikte im Verfahren

In dem Sicherungsverfahren geht es um eine ganze Reihe von Bränden, die der Beschuldigten zur Last gelegt werden.

Der große Brand: Der ereignete sich am 12. Februar in der Schlesienstraße 123, in einem Kellerabteil brannte es, das ganze Haus mit seinen 78 Bewohnern musste von Feuerwehren evakuiert werden, einige Bewohner erlitten Verletzungen, erst nach Wochen konnten die Bewohner zurückkehren.

Kellerbrände: Nach dem großen Brand in der Schlesienstraße 123 brannte es im Keller des Hauses Schlesienstraße 68 zweimal - einmal am 14. Februar eine in einem Abteil aufgehängte Decke, das zweite Mal am 18. Februar - ein Holzverschlag im Keller wurde angezündet.

Müllcontainer: Ein Papiercontainer in einem Müllcontainerhäuschen in der Schlesienstraße 123 brannte am 2. Januar; am 20. Januar brannten Container und das Containerhäuschen zwischen Schlesienstraße 123 und 125; zwischen Schlesienstraße 68 und 125 brannten am 14. Februar zwei Container im Müllhäuschen sowie dieses.

Delikte: Aus diesen Vorkommnissen leiten sich vier Fälle von Sachbeschädigung, zwei in Tateinheit mit Brandstiftung ab sowie schwere Brandstiftung in Tateinheit mit vorsätzlicher Körperverletzung und versuchte schwere Brandstiftung.an