Bamberger Weihnachtsmarkt: "Bloß nicht verunsichern lassen"

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Über den Weihnachtsmarkt schlendern - die meisten machen es nach wie vor ohne große Sorgen. Foto: Ronald Rinklef
Über den Weihnachtsmarkt schlendern - die meisten machen es nach wie vor ohne große Sorgen.  Foto: Ronald Rinklef

In Bamberg bleibt der Weihnachtsmarkt auf dem Maxplatz und am Grünen Markt offen. Es soll in Sachen Sicherheit aber "noch eine Schippe draufgelegt" werden.

Mehr Polizisten in Uniform und in Zivil sowie der Ratschlag an die Weihnachtsmarktbesucher, sich auf keinen Fall verunsichern zu lassen: Das ist die Antwort der Stadt und der Bamberger Polizei auf den Terroranschlag in Berlin am Montagabend. Der Markt in der Innenstadt läuft also weiter wie geplant.


Keine konkrete Gefährdung

"Eine Schließung wäre ja kontraproduktiv. Dann hätten die Wahnsinnigen in Berlin genau das erreicht, was sie wollten", sagt die Leiterin der Städtischen Pressestelle, Ulrike Siebenhaar. Mit der Polizei sei aber vereinbart worden, in Sachen Sicherheit "noch eine Schippe draufzulegen".

Schon früh am Dienstagmorgen hatten sich der Dienststellenleiter der Bamberger Polizei, Thomas Schreiber, und der für das Ordnungswesen zuständige Referent Ralf Haupt getroffen und die Lage besprochen. Das Ergebnis fasste Schreiber in drei Punkten zusammen:

1. Es gibt keine konkrete Gefährdung von Weihnachtsmärkten in Bayern und damit auch nicht in Bamberg.

2. Die Bamberger Polizei wird der Stadt Bamberg keinen Ratschlag geben, ob sie den Weihnachtsmarkt schließen soll oder nicht.

3. Die Polizei wird in den nächsten Tagen bis zum Ende des Marktes am 23. Dezember umfassend Präsenz auf dem Markt zeigen. Es werden sowohl mehr uniformierte Beamte als auch Beamte in Zivil dort patrouillieren.
Vergleichbar sei das mit dem Vorgehen der Polizei zur Sandkirchweih, sagt Schreiber. Unmittelbar nach den Anschlägen in Nizza und Würzburg sei man mit vielen Polizeibeamten vor Ort gewesen, um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger und Festbesucher zu stärken.

Der persönliche Ratschlag von Thomas Schreiber an die Weihnachtsmarktbesucher ist, sich nicht verunsichern zu lassen. "Ich kann niemandem raten, aus Angst zu Hause zu bleiben."

In den Gemeinden des Landkreises dauern die Weihnachtsmärkte meist nur ein Wochenende lang. In Hirschaid fand der Adventsmarkt schon um den Zweiten Advent statt. Trotzdem macht sich Bürgermeister Klaus Homann nach dem Terroranschlag Gedanken, weil der bisherige Standort der Rathausvorplatz war: "An dieser Stelle wäre ein Anschlag wie in Berlin tatsächlich denkbar. Aber wir wollten den Adventsmarkt im kommenden Jahr sowieso hinters Rathaus verlegen, was ein solches Risiko ausschließen würde."

Auch zum Frühjahrs- und Herbstmarkt würden in Hirschaid nun Überlegungen angestellt, wie man den Bereich über Barrieren noch besser abschirmen könne. "Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen darüber hinaus halte ich allerdings für übertrieben", sagt Homann.


Im Hinterkopf

Inge Müller, deren Familie seit langem einen Glühweinstand am Gabelmann betreibt, ist ebenfalls der Auffassung, man dürfe sich nicht einschüchtern zu lassen. Was sie bedrückt, ist das wachsende Misstrauen gegenüber Flüchtlingen, das durch Terroranschläge wie der in Berlin entsteht. "Tief im Hinterkopf" habe sich bei vielen die Angst vor Anschlägen eingenistet, obwohl doch die allermeisten Menschen, die nach Deutschland kämen, um Schutz zu suchen, keine Verbrecher seien.

Die Antworten der Marktbesucher am Nachmittag gleichen sich: "Wenn ich Angst hätte, wäre ich jetzt nicht hier." "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bamberg zum Ziel eines Anschlags werden könnte. Das ist doch alles zu klein hier." "Wer so was macht, wie es in Berlin passiert ist, der will, dass möglichst viele Leute zu Schaden kommen. Ich fürchte mich nicht auf diesem Weihnachtsmarkt."


Doch ein leichtes Unbehagen

"Also ein bisschen komisch war das schon, als ich mich heute morgen auf den Weg gemacht habe", bekennt die Frau in einem Stand an einer der Ecken des Maxplatzes. "Da war ein gewisses Unbehagen. Direkt Angst habe ich aber nicht. Wir sind nicht an einer großen Straße. Einen Lastwagen könnte man hier nicht mit großer Geschwindigkeit in die Menge steuern.

Aber ich bin doch froh, dass ich in Bamberg verkaufe und nicht auf einem Markt in einer Großstadt. Man redet schon drüber mit der Familie und auch mit der Kundschaft. Eine Frau hat erzählt, dass sie ihren Kindern bisher nichts von den schlimmen Ereignissen in Berlin erzählt hat. Sonst wären die heute nicht in den Zug gestiegen, wissend, dass das Ziel der Reise ein Weihnachtsmarkt war."


Behütete Stadt

"Wie soll ich das sagen - Bamberg macht immer noch so einen behüteten Eindruck." So formuliert es eine junge Frau, die in dieser Woche zweimal stundenweise an einem anderen Marktstand aushilft. "Wenn ich zum Beispiel in Nürnberg auf dem Christkindlesmarkt arbeiten würde, könnte es sein, dass meine Gedanken andere wären."

"Ich würde auch nach Nürnberg oder München auf die Weihnachtsmärkte gehen", sagt Stephan Dotterweich aus Ebrach. "Man darf sich nicht beeinflussen lassen. Sonst würde man sich gar nicht mehr raustrauen."

Polizeihauptmeister Michael Dachwald von der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt steht zusammen mit einem Kollegen am Eck vor der Sparkassenfiliale in der Fußgängerzone. "Wir sind mit Beamten in Uniform und in Zivil auf dem Weihnachtsmarkt und stehen - so wie jetzt gerade - hier am Fahrzeug und laufen auch durch die Reihe der Stände. Wie viele Kräfte im Einsatz sind, darf ich allerdings nicht sagen. Bis zum Marktende sind wir hier. So, dass die Leute uns auch sehen können."


"Wir können jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken"

"Unsere Trauer und unser Mitgefühl nach den furchtbaren Geschehnissen in Berlin sind bei allen Betroffenen, unter denen auch Markthändler sind," sagt Georg Fischer, der Vorsitzende der Marktkaufleute und Schausteller in Bamberg. "Die Stadt hat ein Sicherheitskonzept für die Märkte. Die Polizei läuft offen Streife.

Jeder Stand ist mit Feuerlöschern und Handys ausgerüstet, um sich austauschen und auf eine veränderte Sicherheitslage reagieren zu können. Fast alle Händler sind ausgebildete Sicherheitsfachkräfte. Wir können jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Das wäre ein zu großer Eingriff in unser Leben."

"Meine Frau und ich kommen gerade vom Bamberger Weihnachtsmarkt. Bedenken hatte ich keine. Dann dürfte man ja nirgendwo mehr hin", meint Günter Herteux aus der Nähe von Lohr am Main. "So tragisch das ist, was in Berlin vorgefallen ist - mein Leben geht weiter wie bisher.

Wenn man Angst hätte, dürfte man sich in keinen Zug setzen, kein Konzert in einer großen Halle besuchen. Eine viel konkretere Bedrohung, die ich sehe, sind zum Beispiel Krankenhauskeime. Da habe ich mal gedacht, ich hätte einen erwischt. So was ist für mich greifbarer."