Bilder von Kindern mit Down-Syndrom sind ab 28. Januar bei einer Wanderausstellung zu sehen, die im Ertl-Zentrum eröffnet wird.
19 ist Annika. Wenn's um Fotoshootings geht, ist die Schülerin aber ein alter Hase. So steht die Stegauracherin ab Samstag schon zum zweiten Mal im Blickpunkt der Öffentlichkeit: Als Protagonistin der Ausstellung "Einzigartig! Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom" , bei der ab Samstag im Ertl-Zentrum noch 16 weitere Jungs und Mädels porträtiert werden. "Das ist toll", sagt Annika, die der Eröffnung gespannt entgegensieht. "Da kommen Freunde, auch meine frühere Schulbegleiterin. Cool."
Auf Magazintitel
Ja, Annika ist ein Sonnenschein, obwohl sie sich beim Interview in der Lokalredaktion anfangs noch schüchtern gibt. Dann aber kommt das lebenslustige Mädchen durch, das vom Fotoshooting bei Ibrahim Özgökay und einem früheren fürs Titelbild des Familienmagazins "Bambolino" erzählt. Zehn Jahre lang besuchte Annika - derzeit in der letzten Klasse der Berufsschulstufe der Lebenshilfe - auch die Regelschule. Welche Zukunftsträume hat die Stegauracherin? "Ich möchte später mal in einem Café arbeiten - am liebsten an der Theke", sagt Annika, die bei einem Praktikum schon entsprechende Erfahrungen sammelte. Zumal sie gerne kocht und bäckt. Erklärtes Lieblingsgericht: "Nudeln mit Tomatensoße."
Fotos und Lebensläufe
Stephanie Greese, die die 19-Jährige begleitet, lächelt ihrer Tochter zu. Gemeinsam mit Annika entwickelte sie auch den Begleittext, mit dem sich die Stegauracherin Ausstellungsbesuchern vorstellt. Ebenso wie all die anderen Jungen und Mädchen, die Ibrahim Özgökay fotografierte.
Viele Vorurteile
"Unsere Ausstellung soll Augen öffnen, indem man Kindern in die Augen blickt", sagt Christina Nürnberger-Schütz, die die Schau mit ihrem Mann organisiert. Nach einer persönlichen Begegnung könnten Besucher mehr als blanke Theorie, seelenlose Zahlen und Fakten mit den Menschen verbinden, denen viele noch immer Vorurteile entgegenbrächten.
Falsches Bild
"Früher sprach man solche Vorurteile unumwunden aus. Heute äußert man sie unterschwelliger, in Nebensätzen - nach außen hin politisch korrekt." Ein falsches Bild würde auf diese Weise aber nach wie vor über das Down-Syndrom vermittelt. "So sind unsere Kinder mit der entsprechenden Förderung sehr wohl in der Lage, ihr Leben zu meistern."
Andere Stärken und Schwächen
Schule und Beruf sind für den vierjährigen Leo Nürnberger, dessen Foto im Ertl-Zentrum ebenfalls zu sehen ist, noch Zukunftsmusik. Seine Zwillingsschwester Fiona kam übrigens ohne Down-Syndrom zur Welt, wie Christina Nürnberger-Schütz berichtet. "Leo aber ist im Umgang viel einfacher." Während ihm seine Schwester in anderen Bereichen wiederum voraus sei. "So hat jedes unserer Kinder eben Stärken und Schwächen", sagt die Scheßlitzerin. Leider aber stünden bei Jungen und Mädchen mit Down-Syndrom meist nur Defizite im Fokus. "Welche Bereicherung diese Kinder für die ganze Familie sind, können sich die meisten Menschen nicht vorstellen."
Auch aus diesem Grund ist die Fotoausstellung allen Beteiligten so wichtig. Nicht zuletzt Ibrahim Özgökay, der als Großvater eines Enkels mit Down-Syndrom auf die Idee kam. Vernetzt sind die Eltern und Großeltern schon länger - auch über Facebook - und treffen sich regelmäßig. Wozu ein früherer Bericht des FT zum Welt-Down-Syndrom-Tag beitrug, der Familien ebenfalls miteinander in Kontakt brachte.
"Unser gemeinsamer Start war aus gesundheitlichen Gründen nicht leicht", heißt es im Steckbrief zu Annika zuletzt noch. Oft sei das Mädchen im Krankenhaus gewesen. "Heute aber ist Annika zum Glück ganz gesund." Und präsentiert sich ebenso selbstbewusst wie andere Schüler ihres Alter. Warum auch nicht?
Auf einen Blick
Am 28. Januar wird um 14 Uhr im Untergeschoss des Ertl-Zentrums (Emil-Kemmer-Straße 19, Hallstadt) die Wanderausstellung "Einzigartig! Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom" eröffnet. Als Schirmherrin wird Gesundheitsministerin Melanie Huml neben Vertretern des Down-Syndrom-Info-Centers Lauf und den 17 beteiligten Familien anwesend sein. Weitere Ausstellungsorte werden im Februar auf Facebook veröffentlicht. Die Ausstellung wird im Vier-Wochen-Turnus die Örtlichkeit wechseln.