Eine internationale Bande steht im Verdacht, Anleger mithilfe falscher Trading-Plattformen um Millionen geprellt zu haben. Umfangreiche Ermittlungen führten zu Festnahmen im Kosovo.
Seit dem Frühjahr 2023 leitet die Kriminalpolizei Augsburg unter der Führung der Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg umfassende Ermittlungen wegen gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Betrugs gegen eine international operierende Gruppe. Im Rahmen der intensiven Ermittlungen konnten die Beamten zusammen mit den kosovarischen Behörden zahlreiche Tatverdächtige identifizieren und drei im Kosovo betriebene Callcenter ausfindig machen.
Auslöser der Ermittlungen waren zahlreiche Strafanzeigen von betrogenen Anlegern aus ganz Bayern in den letzten Jahren. Diese hatten zuvor teilweise hohe Summen auf vermeintlichen Trading-Plattformen im Internet investiert. Besonders zu Beginn der Geschäftsbeziehung wurden ihnen fälschlicherweise erhebliche Gewinne vorgegaukelt. Auch durch den Einsatz simulierter, professionell wirkender Charts wurde bei den Anlegern der Eindruck erweckt, dass durch weitere Investitionen die erzielten Gewinne noch erheblich gesteigert werden könnten. Tatsächlich wurden die investierten Gelder jedoch nie angelegt, sondern flossen ausschließlich in die Taschen der Betrüger.
Schaden im zweistelligen Millionenbetrag
Die Tätergruppe, gegen die sich die Maßnahmen am 26. November richteten, soll nach bisherigen Erkenntnissen bereits seit spätestens 2017 bis in die jüngste Vergangenheit mehr als zwei Dutzend solcher betrügerischen Trading-Plattformen im Internet betrieben haben (z. B. Banqoin, OptionFX, IQToro, ProToro, TradoFX).
Der von der Tätergruppe verursachte Schaden ist beträchtlich. Derzeit liegen Anzeigen von etwa 350 Geschädigten aus Deutschland vor. Der bekannte Gesamtschaden beläuft sich auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Es wird jedoch von einem erheblichen Dunkelfeld und somit von vielen weiteren Fällen ausgegangen. Den höchsten Einzelschaden erlitt eine Anlegerin aus Nordrhein-Westfalen; sie wurde ab Mai 2020 innerhalb von neun Monaten um knapp 1,9 Millionen EUR betrogen.
Die koordinierte Aktion gegen das Betrugsnetzwerk erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden der Republik Kosovo, wo parallele Ermittlungen gegen die Beschuldigten laufen. An den Maßnahmen nahmen neben einer Staatsanwältin und einem Staatsanwalt der ZCB mehr als ein Dutzend Beamte des Polizeipräsidiums Schwaben Nord teil. Auch zwei IT-Forensiker aus Bayern unterstützten die Aktion. Auf kosovarischer Seite waren mehr als 120 Kräfte an dem Einsatz beteiligt.
20 Festnahmen, sichergestellte Beweismaterial, weitere Ermittlungen
Im Rahmen des Action Days nahmen die Beamten 20 Personen vorläufig fest. Zehn Personen wurden im weiteren Verlauf einem Ermittlungsrichter vorgeführt. Bei den Durchsuchungen wurden unter anderem drei in Betrieb befindliche Callcenter in Pristina und Ferizaj entdeckt. Die Beamten stellten dort und in den elf durchsuchten Privatwohnungen Bargeld im niedrigen sechsstelligen Bereich, Mobiltelefone, PCs, Laptops, USB-Sticks, eine Schusswaffe sowie weitere Unterlagen sicher. Zudem froren die Ermittlungsbehörden sämtliche Konten der Beschuldigten ein. Außerdem wurden Immobilien der Beschuldigten und fünf Fahrzeuge der Oberklasse beschlagnahmt.
Die komplexen und aufwändigen Ermittlungen der Zentralstelle Cybercrime Bayern und der Kriminalpolizei Augsburg dauern an und werden auch in Zukunft in enger Abstimmung mit den kosovarischen Strafverfolgungsbehörden fortgesetzt.