Zapfendorfer Zeuge damals "total unter Schock": Automatensprenger-Prozess in Bamberg

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Am 25. April startet am Landgericht Bamberg ein Mammutprozess gegen 16 Angeklagte, die in großem Stil Geldautomaten gesprengt haben sollen. Zwei Zeugen aus Zapfendorf berichteten kurz nach einem Vorfall von ihren Erlebnissen.

Gegen 16 Angeklagte im Alter zwischen 23 und 42 Jahren werden in Kürze am Landgericht Bamberg 30 Taten im Bereich Geldautomatensprengung verhandelt. Am 25. April 2024 beginnt der erste von insgesamt 74 Terminen. "Den Angeklagten wird schwerer Bandendiebstahl, das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und das Zerstören von Bauwerken in mehreren Fällen vorgeworfen", erklärt der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Bamberg gegenüber der Nachrichtenagentur News5.

Im Zeitraum von November 2021 bis in das Jahr 2023 soll die Bande "im gesamten Bundesgebiet", vor allem aber in Bayern und Baden-Württemberg zugeschlagen haben. Im Juli 2022 ereignete sich beispielsweise ein Vorfall in Forchheim, im Januar 2022 trieben die Täter in Zapfendorf ihr Unwesen. Zwei Augenzeugen von hier berichteten unmittelbar danach von ihren Beobachtungen.

Zapfendorfer teilt Eindrücke nach Automatensprengung: "ziemlich verrückt"

Michael Lang wohnte direkt über der betroffenen Zapfendorfer Bankfiliale, als es passierte. Wie er am 18. Januar 2022 erklärte, sei er gegen 2.20 Uhr von seiner Freundin aus dem Schlaf gerissen worden, die wegen eines Geräuschs aufgestanden war.

"Sie reißt die Tür auf und sagt, sie hätte gerade etwas gehört. Der Geldautomat wurde gesprengt." Der Zapfendorfer sei daraufhin ins Büro ans Fenster gelaufen. "Von dort habe ich ein schwarzes Auto gesehen." Um es zu fotografieren, habe er sein Handy aus dem Schlafzimmer geholt und letztlich von dem wegfahrenden Auto nur noch laute Motorengeräusche vernehmen können. Bald darauf seien Polizei und Feuerwehr erschienen.

"Am Anfang haben meine Freundin und ich total unter Schock gestanden", erinnert er sich in der Nacht. Er finde es "ziemlich verrückt, dass in so einem kleinen Dorf wie Zapfendorf so etwas passiert". Das Paar habe aufgrund der häufigen Automatensprengungen die Wahrscheinlichkeit jedoch "immer im Hinterkopf" gehabt.

"Habe einen riesigen Knall gehört": Weiterer Zeuge berichtet - und hat Sorge um Sicherheit

Zapfendorfer Sascha Seelmann erklärte: "Ich bin von der Arbeit heimgekommen und habe noch ein bisschen Fernsehen geschaut. Um 2.15 Uhr bin ich in mein Bett gegangen. Um 2.22 Uhr habe ich einen riesigen Knall gehört". Daraufhin sei er aufgesprungen, auf den Balkon gerannt und habe von dort "eine riesige Rauchwolke gesehen und den Notruf gewählt". Die vielen Nachrichten über kriminelle Taten in seiner Region bereiteten ihm ein mulmiges Gefühl.

"Bei uns kommt es in letzter Zeit öfter mal zu Einbrüchen. Man hat schon ein bisschen mehr Angst, nachts, wenn es dunkel ist, mal auf die Straße zu gehen", führt er aus. Auf einem Video eines Zapfendorfer Anwohners und seiner Tante, die eine Sprengung in Ebensfeld gefilmt habe, habe Sascha Seelmann den "schwarzen Audi A6 ziemlich sicher" wieder erkannt.

Bereits 2022 hatte das LKA eine konkrete Tätergruppe im Visier. Ein Sprecher des Landeskriminalamts informierte damals über den Kenntnisstand zu niederländischen Gruppen, die sich immer wieder mit Nachwuchs versorgten, falls Mitglieder festgenommen werden. So geschickt gehen die Automatensprenger bei der Flucht vor.

Sprecher verrät zum Bamberger Prozessauftakt Details über kriminelle Arbeitsteilung

Auch zum Prozessauftakt ging Alexander Baum auf die Niederlande ein. Von hier aus soll die Bande "Tatobjekte im Vorfeld teilweise ausgespäht haben. Die Angeklagten sollen höchst professionell und arbeitsteilig agiert haben." So habe es etwa Logistiker, Sprengsatzbauer, Fluchtwagenfahrer und Sprenger gegeben. Ihre Fluchtfahrzeuge sollen sie mit gefälschten Kennzeichen versehen haben.

Über "verschiedene verdeckte Maßnahmen" des LKAs Bayern in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Bamberg habe die Spur schließlich zu den Tatverdächtigen geführt. "Die umfangreichen Ermittlungen haben sich über mehrere Monate hingezogen", so Baum weiter. Bei den Sprengungen sei ein Beuteschaden von mehr als 3 Millionen Euro und ein Sachschaden von über 6,5 Millionen Euro entstanden. Den Strafrahmen bilde der Paragraf 308 des Strafgesetzbuchs ("Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion") mit möglichen Freiheitsstrafen zwischen einem und 15 Jahren.

Für einen höheren Schutz vor Automatensprengungen habe das Bayerische Landeskriminalamt in Zusammenarbeit mit den Bankenverbänden Risikobewertungen vorgenommen. Teilweise hätten Kriminalbeamte in den Filialen beraten. "Und die Banken bauen jetzt auch immer mehr Sicherungsmechanismen ein, also zum Beispiel Einfärbesysteme oder versuchen, das Bankenfoyer besser abzusichern", so Alexander Baum. Weitere Nachrichten aus Bamberg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.

Vorschaubild: © News5 (Archiv); Collage: inFranken.de