In ihrem neuen Buch servieren die Bierkochbuch-Autoren Barbara Dicker und Hans Kurz Bier-Grillrezepte wie Bratwurstsalat mit Bierne und Rauchbierbutter.
Es ist eine schreckliche Szene, die sich immer wieder in deutschen Gärten abspielt: "Der Mann steht am Feuer und verlangt nach Bier. Er bekommt eine geöffnete Flasche gereicht, weil er ja mit der freien Hand das Grillgut wenden muss. Also Daumen auf die Flasche, kräftig schütteln und dann den schäumenden Gerstensaft über Steaks und Bratwürste geschüttet." Was die "Bierkochbuch"-Autoren Barbara Dicker und Hans Kurz in ihrem neuen Buch "Bier grillen" beschreiben, ist vielleicht der größte Frevel in der an Freveln reichen Geschichte kulinarischer Eskapaden.
Bier und Grill - aber ohne Asche und Verschwendung des flüssigen Goldes
Bier und Grill - das gehört schon zusammen. Aber nicht geschüttelt, nicht verschüttet, nicht so, dass Asche aufgewirbelt wird und am Essen klebt. Sondern so, dass es dem Grillgut eine feine Nuance Biergeschmacks verleiht. Und dafür hat das hat das Bamberger Autorenduo 100 recht unterschiedliche Rezepte kreiert, die irgendwas zwischen fränkisch-rustikal und exotisch sind. Und natürlich bierig.
Es gibt kleine "Amuses Grilles", Marinaden-, Saucen- und Grillbutterrezepte, Salate vom Grill, Veganes, Vegetarisches, Fisch, Meeresfrüchte und natürlich Fleisch. Für die "Weißbiersenf-Koteletts" wird einfach pro Kotelett ein Esslöffel süßer Senf mit einem Esslöffel Hefeweizen verrührt und das Fleisch damit eingestrichen und mehrere Stunden im Kühlschrank mariniert. Ganz simpel. Andere Rezepte sind raffinierter und etwas aufwendiger, aber immer so, dass es auch Koch- und Grill-Laien problemlos schaffen, Abwechslung in die Steak- und Bratwurstsaison zu bringen.
Lieblingswurst aus dem Frankenwald
Die klassische fränkische Bratwurst wird den Autoren aber nicht langweilig: Wenn sie frische Bratwürste aus ihrer Lieblingsmetzgerei im Frankenwald haben, grillen Barbara Dicker und Hans Kurz gerne zu zweit - und wenn entgegen jeder Wahrscheinlichkeit einmal nicht alle Bratwürste aufgefuttert werden, gibt's eben einen "Bratwurstsalat mit Biernen", dem ein Sößchen aus Hellem die feine Note verleiht.
Biernen. Märzenfrische Medaillons. Calabieri, die mit einem Ungespundeten aus der Bamberger Brauerei Mahr auch Calamahri heißen dürfen. "Bier grillen" ist ein Kochbuch, bei dem die Lust an der Sprache auf jeder Seite zu spüren ist. Die Autoren sind eben nicht nur bekennende Biertrinker, sondern auch professionelle Schreiber, von denen es beispielsweise auch Krimis gibt. Hans Kurz arbeitet als Redakteur beim Fränkischen Tag. Ihre Rezepte haben Dicker und Kurz mit Praxistipps zur Grillausstattung und einer kleinen Bierkunde angereichert; insgesamt ist das Buch launig zu lesen und verrät eine Menge über die Vorzüge verschiedenen Gerstensaftes.
Der "Smoker" unter den Bieren
Jedes Bier schmeckt anders - genau wie bei Grillrezepten. Wer zarten Rauchgeschmack liebt, bei dem Fleisch nach amerikanischer Art im Smoker gegart wird, sollte mal die fränkische Variante probieren: Grillen mit Rauchbier. Am einfachsten kommt das Raucharoma aufs Fleisch, wenn für die "Rauchige Zwiebelbutter" Röstzwiebeln, Pfeffer und eben Rauchbier gemixt werden.
Egal ob Rauchbier, Helles, Dunkles, Hefeweißbier oder sogar Kölsch - bei Dicker und Kurz landet jedes Bier auch auf dem Grill. "Für das Buch haben wir im vergangenen Jahr zwei, drei Mal pro Woche den Grill angeschürt, um alle Rezepte zu testen. Und dann nochmals, um sie für die Fotos zuzubereiten", erzählt Kurz. Heuer haben sie sich beim Grillen noch zurückgehalten. Vor allem wegen des miserablen Wetters. Denn auch wenn die beiden Bamberger gerne mal nur zu zweit ein paar Bratwürste aus dem Frankenwald verdrücken, ist Grillen normalerweise für sie ein Erlebnis: "gemeinsam mit Freunden im Freien essen, trinken und sich gut unterhalten."
Sie haben sich Rezepte ausgedacht, die wunderbar als Menü funktionieren. Dabei werden auch die Desserts nicht nur gegrillt, sondern mit einem Schuss Bier verfeinert wie die "Bocko-Banane", ein schneller, süßer Traum mit dunkler Schokolade und Bockbier. Oder die Erdbierchen. Und selbst das Radler bekommt karamellisierte Zitronenviertel vom Grill.
"Tradition und Trend"
Warum die bekennenden Biertrinker dem Gerstensaft verfallen sind? Vielleicht weil sie in der Region
Bamberg leben. "Da ist es naheliegend, sich mit dem Thema Bier zu beschäftigen", sagt Kurz. Als das Bierkochbuch der beiden vor fünf Jahren erschien, gab es in Deutschland gerade den ersten Biersommelier; heute sind es unzählige. Und über Amerika schwappte die Craft-Beer-Welle als Modeerscheinung herüber. "Bier ist eben Tradition und Trend zugleich."
Rezept Biermelonensalat
Zutaten für vier Personen 1 kernlose Miniwassermelone (ca. 1 kg)
1/2 TL Öl zum Bepinseln
1 TL dunkles Bier zum Bepinseln
400 g frischer Babyspinat
80 g Feta
1 TL Olivenöl
2 TL dunkles Bier
Salz, Pfeffer
40 g Pinienkerne
ZubereitungDie Wassermelone halbieren. Die eine Hälfte in rund 1 cm dicke Scheiben schneiden. Öl und Bier vermischen und die Scheiben damit bepinseln, auf einen Teller legen und in den Kühlschrank stellen. Die andere Melonenhälfte aushöhlen (sie wird die Salatschüssel) und ebenfalls kühl stellen.
Den Spinat waschen und trocken schleudern. Den Feta zerkrümeln.
Kurz vor dem Anrichten den Spinat in die Schalenschüssel geben. Die Melonenscheiben von jeder Seite etwa 2 Minuten grillen. Sie sollen warm werden, aber immer noch Biss haben. Vom Grill nehmen, die Schalen ab- und das Fruchtfleisch in 5 cm große Stücke schneiden.
Die gegrillte Melone zum Spinat geben. Olivenöl, Bier, Salz und Pfeffer separat so lange verrühren, bis alles gut vermischt ist, dann unterheben. Zum Schluss den Feta und die Pinienkerne darüberstreuen.
Das Rezept stammt aus folgendem Buch:
Barbara Dicker und Hans Kurz: Bier grillen - 100 Rezepte rund um Grill und Gerstensaft (mit Fotos von Daniel Duve), ars vivendi Verlag Cadolzburg, 2016, 184 Seiten, 19,90 EuroBier und Grillen gehören zusammen - lesen Sie
hier, welche fränkischen Bücher es sonst zu den Themen gibt.