Laut der internationalen Roten Liste gelten die Wildtiere erstmals als "potenziell gefährdet". Eine Bambergerin kümmert sich um einen jungen Igel, der den Winter allein wohl nicht überleben würde.
Bedrohte Tierarten gibt es auch in unseren heimischen Gärten. Das wird aktuell mit dem Igel als Wildtier des Jahres auf traurige Weise deutlich. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat Ende Oktober 2024 eine neue Version der internationalen Roten Liste veröffentlicht, wonach der westeuropäische Igel erstmals als "potenziell gefährdet" gilt. Darüber berichtete unter anderem der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV).
Verschiedene Gefahren machen Igeln das Überlebenschwer - dazu trägt vielfach der Mensch bei. Essenziell für die Stacheltiere ist beispielsweise ausreichendes Gewicht vor dem Winterschlaf. Die Nahrung wird gegen Winter aber immer knapper, Siedlungen und Straßenbau begrenzen den Lebensraum der Tiere und nicht alle Gartenbesitzer denken an igelfreundliche Gestaltung. Jana aus der Bamberger Gärtnerstadt wohnt an einem unbebauten Feld und hat täglich Igel in ihrem Garten zu Gast. Am Sonntag (9. November 2024) nahm sie zum wiederholten Mal ein Exemplar in Not auf.
Bamberger entdecken viel zu leichten Jungigel - so wird er aufgepäppelt
Mitte November beginnen die meisten Igel laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) ihren Winterschlaf. August und September seien die Hauptgeburtsorte. "Es ist ein Herbstkind", sagt die Anfang-40-Jährige gegenüber inFranken.de über ihren Igel. Das niedrige Gewicht war der Grund, weshalb sie ihn bei sich aufnahm. Tagsüber hätten Nachbarn den Igel wohl auf Nahrungssuche vor dem Haus gefunden und ihn in eine Kiste gesetzt. Igel sind überwiegend nachts aktiv, Jungigel können bis in den November hinein aber auch tagsüber bei milden Temperaturen noch auf Nahrungssuche sein.
Nach wenigen Minuten sei der Igel aus dem Karton entwischt, da die Tiere gute Kletterer seien. Jana habe ihn später auf ihrem Grundstück gefunden. Am Sonntag (9. November 2024) wog er laut ihren Aufzeichnungen 253 Gramm. 500 Gramm ist das eigentliche Soll-Gewicht für Igel, wie einer Tabelle des NABU zu entnehmen ist. Im November leichtere Tiere müssen demnach in Pflege und sollten idealerweise neun bis elf Gramm pro Tag zunehmen. Mit 600 Gramm könne man sie ruhigen Gewissens in menschlicher Obhut überwintern.
"Das Tierheim und die Igelstation nehmen ihn nicht für die Pflege, sondern nur für den Winterschlaf, weil sie komplett überfüllt sind", berichtet die Bambergerin. So zog der Igel in einen ausreichend hohen Karton im Gästebad ein, was damit auch mit dem strengen Igelgeruch ausgefüllt ist. Jana hat den Karton mit Welpenunterlagen ausgestattet und zerreißt Papier, um Blätter zu imitieren. Anders als bei einem in der Vergangenheit aufgenommenen Igel könne sie bei dem Jungtier glücklicherweise keine Flöhe erkennen. Einmal am Tag bereitet sie Rührei und Katzenfutter mit ausreichendem Fleischgehalt ohne Gelee für ihren Schützling vor. Der Verein Pro Igel empfiehlt mindestens 60 Prozent Fleischgehalt in Katzen- oder Hundefutter.
Menschen haben große Verantwortung - so kannst du Igeln helfen
"Igel dürfen niemals einseitig ernährt werden", heißt es auf der Webseite des Vereins. Weitere Möglichkeiten seien gekochtes Geflügelfleisch, kurz gebratenes, durchgegartes Hackfleisch, gezüchtete Futterinsekten oder auch Innereien wie Leber und Herz, Salz- und Süßwasserfisch, Meerestiere und Eintagsküken. Jana gestalte ihren Garten so, dass er beispielsweise durch Stroh Ohrwürmer anlockt, wie sie berichtet.
inFranken.de hat in einem gesonderten Artikel zusammengefasst, wie du in deinem Garten Igel und Insekten im Herbst unterstützen kannst. Du kannst zum Beispiel verschiedene Blumen sähen, Hecken nicht komplett zurückschneiden, Äste aufschichten oder einen Holzstapel bauen. Wichtig ist auch eine Lücke im Zaun, wie der LBV informiert. Auch Jana wünscht sich mehr Durchschlüpfe: "Wenn alle Gärten offen wären, könnten die Igel in jeden Garten rein. Wenn alle einen Naturgarten hätten, würden sie überall was zu fressen finden."