Die Geschäfte der Baywa in Franken litten im vergangenen Jahr unter dem geringen Ölpreis und einem milden Winter. Die Landwirte investieren aber immer mehr in Technik.
Eine Drohne kreist über einem Feld, analysiert innerhalb von zehn Sekunden, an welchen Stellen es Schädlinge gibt oder ob die Pflanzen Wasser benötigen. In Franken ist das noch ein Zukunftsszenario. "Auf großen Flächen in Ostdeutschland wird das aber schon erprobt", berichtete Peter May, Baywa-Geschäftsführer für die Sparte Agrar in Franken.
Kollege Günter Schuster, Geschäftsführer der Baywa in den drei fränkischen Bezirken für die Sparte Technik, sieht große Veränderungen infolge digitaler Möglichkeiten auf die Landwirtschaft zukommen. Bei der Baywa, einem der größten Dienstleister auf dem Agrarsektor, spricht man in diesem Zusammenhang von "Smart Farming". Der Konzern sieht darin künftig ein großes Geschäft, hat erst vor kurzem eine Softwarefirma übernommen, die Lösungen für die prozessgesteuerte Betriebsführung in der Landwirtschaft anbietet.
Höherer Umsatz für Techniksparte Vieles ist heute schon Realität. Zum Beispiel, dass ein GPS-System einen Schlepper oder Mähdrescher auf dem Feld zentimetergenau in der Spur hält, was ein Arbeiten bei Nacht oder bei schlechten Sichtverhältnissen ermöglicht sowie Fehlstellen und Überlappungen vermeidet. 10 000 bis 12 000 Euro muss ein Landwirt dafür investieren. "Zwischen zehn und 20 Prozent der neuen Maschinen haben das schon", berichtete Schuster.
Die Technik gehe inzwischen noch viel weiter. Etwa könne der Landwirt mit Hochleistungsmessköpfen an der Front seines Traktors in Sekundenbruchteilen den Ernährungszustand der jeweiligen Pflanzen erfassen - und im gleichen Arbeitsgang die Düngung exakt dosieren, für gleichzeitig mehr Ertrag und geringere Umweltbelastung.
Insofern verwundert es nicht, dass Karl Bittermann, Leiter des regionalen Verwaltungszentrums Franken, in einem Pressegespräch erneut Umsatzzuwächse für die Sparte Technik in Franken vermelden konnte.
Allein dies vermochte es 2014 nicht, den Umsatzrückgang der Baywa in Franken insgesamt zu stoppen. Wie schon ein Jahr zuvor zogen Einbrüche bei der Sparte Energie die Bilanz nach unten. Knapp 1,2 Milliarden Euro erzielte der in den vier Sparten Agrar, Technik, Energie und Baustoffe agierende Konzern in den drei fränkischen Bezirken im vergangenen Jahr. 2013 waren es noch 1,23 Milliarden Euro, 2012 sogar 1,31 Milliarden Euro gewesen.
Niedrige Ölpreise Wie deutlich der Rückgang bei der Sparte Energie ausfiel, machen allein schon die Zahlen aus Oberfranken deutlich: 85 Millionen Euro standen hier durch den Handel mit Heizöl, Kraftstoffen, Schmierstoffen und Holzpellets 2014 zu Buche. Ein Jahr zuvor hatte die Baywa 99 Millionen Euro erwirtschaftet. 2012 waren es 108 Millionen Euro. "Wir haben ein Fünfjahrestief beim Heizöl", sagte Joachim Klier, Regionalleiter für die Sparte Energie. "Mit solchen Preisen hat im ersten Halbjahr niemand gerechnet." Doch auch, wenn es infolge dieser Preise eine starke Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte gegeben habe: Der "ausgefallene Winter 2013/2014" habe nicht kompensiert werden können. Der Absatz von Heizöl sei dadurch um rund 15 Prozent zurückgegangen, der von Holzpellets um etwa zehn Prozent.
Einen Preisrückgang habe es im vergangenen Jahr auch bei Getreide gegeben, berichtete Agar-Geschäftsführer Peter May. Allerdings habe die Baywa diesen durch höhere Mengen ausgleichen können. "Wir hatten im letzten Jahr eine optimale Witterung: keine Trockenheit und Regen zum optimalen Zeitpunkt." Inzwischen sei der Preisrückgang beim Getreide gestoppt und auch die Preise für Dünger seien wieder angestiegen, sagte May. Insgesamt seien die Umsätze der Sparte Agrar in Franken sehr stabil, in Unterfranken habe die Baywa im vergangenen Jahr hier sogar spürbar zulegen können.
Wohnungsbau stützt Baustoffe Jochen Schneider, Spartengeschäftsführer Baustoffe, berichtete von einem nahezu unveränderten Geschäft mit einem Umsatz auf Vorjahreshöhe. Im Gegensatz zur Sparte Energie habe die Baubranche von der milden Witterung zu Jahresbeginn profitiert. "Die Nachfrage nach Wohnimmobilien wächst ungebremst", sagte Schneider. Treiber seien niedrige Zinsen und das Thema Energieeffizienz. Dagegen hemme die Sparneigung der öffentlichen Haushalte Investitionen beim öffentlichen Bau. Und auch der Wirtschaftsbau sei derzeit eher abwartend.
In Franken betreibt die Baywa aktuell 121 Standorte, davon 60 in Unterfranken, 31 in Oberfranken und 30 in Mittelfranken. Für das Unternehmen arbeiten hier rund 2300 Menschen, die meisten davon in Unterfranken und in der Sparte Baustoffe.
An Investitionen hat der Konzern in diesem Jahr in Franken 28,4 Millionen Euro eingeplant (Vorjahr: 16,7 Millionen Euro). Größtes Projekt ist der Bau eines neuen Ersatzteillagers in Röthlein (Landkreis Schweinfurt), der allein 18 Millionen Euro kostet. Technik-Spartengeschäftsführer Günter Schuster spricht hier von einem Logistikzentrum mit überregionaler Bedeutung. Neben einer 11 500 Quadratmeter großen Lagerhalle entstünde auch ein Bürogebäude für mehr als 70 Mitarbeiter.