BayWa macht über 90 Millionen Euro Verlust - sind die Standorte in Franken in Gefahr?

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BayWa macht 93 Millionen Euro Verlust - Standorte in Franken in Gefahr?
Der Baustoffbetrieb der BayWa AG in Bamberg liegt im Bereich des Hafens.
BayWa macht 93 Millionen Euro Verlust - Standorte in Franken in Gefahr?
Bay­Wa
BayWa macht 93 Millionen Euro Verlust - Standorte in Franken in Gefahr?
Visualisierung des neuen Holzzentrallagers der BayWa AG in Bamberg. Die Baumaßnahmen werden voraussichtlich bis Herbst 2024 abgeschlossen.
BayWa macht 93 Millionen Euro Verlust - Standorte in Franken in Gefahr?
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BayWa macht 93 Millionen Euro Verlust - Standorte in Franken in Gefahr?
Der Baustoffbetrieb der BayWa AG in Bamberg liegt im Bereich des Hafens.
BayWa macht 93 Millionen Euro Verlust - Standorte in Franken in Gefahr?
Bay­Wa

Der Agrar- und Baustoffhändler BayWa hat einen Verlust von über 93 Millionen Euro erlitten. Der Konzern prüft nun Maßnahmen. Hat die Krise Folgen für die zahlreichen fränkischen Standorte? Eine Sprecherin bezieht gegenüber inFranken.de Stellung.

Die BayWa steckt in einer Krise. Im zurückliegenden Geschäftsjahr verzeichnete der Agrar- und Baustoffhändler einen Verlust von mehr als 93 Millionen Euro. Gründe für die Talfahrt sind laut Firmenangaben vornehmlich die derzeitigen allgemeinen Umstände in der Wirtschaft sowie enorm gestiegene Zinsen. Das Jahr 2024 will das Traditionsunternehmen mit Hauptsitz in München zur Konsolidierung nutzen, wie die BayWa am Donnerstag (28. März 2024) ankündigt.

In diesem Zusammenhang möglich ist demnach auch der Verkauf von Geschäftsfeldern. Die Zahl der Zweigstellen soll augenfällig sinken. Im Baubereich kommt als Maßnahme zudem Kurzarbeit infrage. Der Agrarhändler und Mischkonzern ist auch in Franken vielerorts vertreten - allein in Bamberg gibt es acht BayWa-Standorte - darunter zwei Tankstellen. Haben die aktuellen Schwierigkeiten des Konzerns Auswirkungen auf die fränkischen Zweigstellen? inFranken.de hat nachgehakt. 

BayWa schreibt rote Zahlen: Traditionskonzern erwägt Maßnahmen - zum Teil Kurzarbeit möglich

"Nach Jahren starken Wachstums haben sich auch für die BayWa AG im Jahr 2023 die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen massiv verändert", erläutert die BayWa. "Das spiegelt sich auch in der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr wider." Nach Abzug von Zinsen und Steuern schließt die BayWa das Jahr 2023 demnach mit einem Minus von 93,4 Millionen Euro ab - der erste Verlust in der Geschichte des 1923 gegründeten Unternehmens überhaupt. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2022 hatte die BayWa noch einen Gewinn von knapp 240 Millionen Euro erzielt.

Nach Eigenaussage belastet der "rasante Zinsanstieg" alle Geschäftsbereiche und drückte auf das Ergebnis des international tätigen Unternehmens. Um die roten Zahlen hinter sich zu lassen, sind laut Geschäftsführung mehrere Schritte denkbar. "Dafür schauen wir uns aktuell jede unserer über 500 Beteiligungen an und definieren Wachstumsfelder, Optimierungsfelder sowie Geschäftsfelder, von denen sich die BayWa trennen will", sagt CEO Marcus Pöllinger. "Zukünftig muss jede Einheit für sich profitabel sein."

Die großen Wachstumsfelder des Agrar- und Baustoffhändlers seien der internationale Getreide- und Spezialitätenhandel und die erneuerbaren Energien. Dort werde nachhaltig investiert. "Optimierungsbedarf sehe ich in den Geschäftsfeldern Agrar und Bau", so Pöllinger. "Diesen gehen wir entschlossen an." Laut einem Bericht der Agentur dpa soll es Verkäufe geben, zudem soll die Zahl der Standorte im Agrarbereich etwas reduziert werden. Im Geschäftsfeld Bau könne es gegebenenfalls zu Kurzarbeit kommen.

Standortschließungen im Baubereich geplant? BayWa-Sprecherin gibt Entwarnung für Franken

Drohen an den etlichen fränkischen Standorten nun Schließungen, Verkäufe oder Stellenstreichungen? inFranken.de hat sich bei der BayWa erkundigt, ob in der Region entsprechende Schritte zu befürchten sind. "Grundsätzlich überprüfen wir unser Standortnetz permanent auf Wirtschaftlichkeit", teilt Pressereferentin Anja Richter am Donnerstagnachmittag (28. März 2024) auf Anfrage mit. Gegenwärtig sei es aber noch zu früh, konkret Regionen oder Agrar-Standorte zu benennen, die von einer Schließung betroffen sein könnten. "Das gilt auch für den Umfang der Kurzarbeit, wie wir sie für den Bereich Bau prüfen."

"Entscheidend ist: Wir werden weiterhin flächendeckend in unserem Vertriebsgebiet vertreten sein", betont Richter. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft erfordere jedoch angepasste Vertriebsstrukturen und -konzepte im Agrarhandel. "Das ist nicht an die Anzahl von Agrarstandorten gebunden", hält die BayWa-Sprecherin fest. "Der Trend, den wir schon seit einigen Jahren verfolgen, geht hin zu größeren leistungsfähigen Agrarkompetenzzentren, in denen mehrere kleine Standorte aufgehen. Wo wir das bereits umgesetzt haben, haben wir gute Erfahrungen gemacht, sowohl auf Kunden- als auch Mitarbeiterseite."

"BayWa Bau plant keine weiteren Standortschließungen", konstatiert Richter. Mit Blick auf Franken sei "das Gegenteil" der Fall: "In Bamberg zum Beispiel wird kräftig investiert. Zum Beispiel in die Modernisierung des Betriebs und den Neubau eines Holzzentrallagers." Schwerpunkte im dortigen Sortiment bilden Konstruktionsvollholz und Brettschichtholz. Die Fertigstellung erfolge voraussichtlich im August oder September 2024.

Vor dem Bamberger Bosch-Werk haben zahlreiche Mitarbeiter derweil unlängst gegen die massiven Stellenstreichungen im Konzern protestiert. Der Betriebsratschef befürchtet auch in der Domstadt einen deutlichen Verlust von Arbeitsplätzen - er spricht von einem "Sterben auf Raten." Weitere aktuelle Nachrichten aus Bamberg findest du auf unserer Lokalseite.