Bauverwaltung geht gegen Bamberger Bordell vor

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"Liliana" sorgt für Ärger in der Bamberger Nordflur. Drei Damen sollen hier ihre Dienste anbieten.
"Liliana" sorgt für Ärger in der Bamberger Nordflur. Drei Damen sollen hier ihre Dienste anbieten.
2011 sorgte das "FKK Germania", angeblich Frankens größter Sexclub, in der Jäckstraße für Aufregung (r.). Mittlerweile herrscht dort wieder tote Hose. Die Halle steht nach einem Betreiberwechsel leer. Fotos: Ronald Rinklef
2011 sorgte das "FKK Germania", angeblich Frankens größter Sexclub, in der Jäckstraße für Aufregung (r.). Mittlerweile herrscht dort wieder tote Hose. Die Halle steht nach einem Betreiberwechsel leer. Fotos: Ronald Rinklef
 
Ein Bordell mit drei Zimmern hat sich gegen den Willen des Eigentümersn in einem Backsteinhaus in Bamberg-Nord eingenistet. Die Stadt glaubt nicht, dass dies mit dem Baurecht in Einklang zu bringen ist.
Ein Bordell mit drei Zimmern hat sich gegen den Willen des Eigentümersn in einem Backsteinhaus in Bamberg-Nord eingenistet. Die Stadt glaubt nicht, dass dies mit dem Baurecht in Einklang zu bringen ist.
 

Darf ein Bordell seine Dienste mitten zwischen Wohnhäusern im Bamberger Norden anbieten? Die Bauverwaltung sagt nein. Das neue Etabissement in Bamberg-Nord soll deshalb wieder schließen.

Ein Backsteinhaus mit hübschem Garten. Vor einigen Jahren residierte hier die Basketballgesellschaft von Sabine Günther. Jetzt gibt es im zweiten Stock käufliche Liebe. "Bei Liliana" steht an der Tür. Liliana ist eine einschlägige Adresse in Bamberg. Drei Frauen sollen hier seit einiger Zeit ihre Dienste anbieten. Mitten im Gärtnerland.

Doch sie tun es gewissermaßen im rechtsfreien Raum. Die Stadtverwaltung sieht einen Antrag der Betreiberin als nicht genehmigungsfähig an. Baureferent Ilk, der die Stadträte über seine Einschätzung informierte, stützt sich auf die bayerische Bauordnung. Danach dürfen in einem eingeschränkten Gewerbegebiet keine Vergnügungsstätten, keine Sozialbetriebe, aber auch keine Kirchen entstehen. Wie Ilk sagte, sehen die Gerichte Bordelle zwar nicht als Vergnügungsbetriebe an. Dennoch verstößt der Puff im Gärtnerland gegen das Gesetz. Das Baurecht sage nämlich auch, dass von den Nutzungen in einem solchen Gewerbegebiet "keine Belästigungen und Störungen" auf die Nachbarn ausgehen dürfen.

Darüber, dass dies der Fall ist, besteht offenbar kein Zweifel. "Wir haben etliche Beschwerdebriefe von Bürgern. Und wir haben deshalb auch schon die Polizei um Hilfe gebeten", sagte Michael Ilk. Einer der Nachbarn sitzt auch im Bausenat: Pankraz Deuber (CSU). Er kann bestätigen, dass es in der Gundelsheimer Straße und am Schubertshof rumort. "Die Anwohner laufen Sturm und sind sehr verärgert über den Bordellbetrieb vor ihrer Haustür."

Eigentümer ist nicht erfreut

Wenig erfreut über das Bordell, das sich bei ihm eingenistet hat, ist auch der Eigentümer des Hauses. Er möchte nicht genannt sein und hofft, seine neuen Mieter mit Hilfe der Gerichte und der Stadt so schnell wie möglich wieder los zu werden: "Wir wurden arglistig getäuscht", sagt er. Der Mieter habe eine physiotherapeutische Praxis einrichten und Yoga-Kurse anbieten wollen.

Doch davon kann keine Rede sein. Statt Patienten besuchen nun Freier das Haus. Auch der Ausbau eines Stromzählers hat dem Vernehmen nach nichts genutzt. Die Bordellbetreiber erwirkten mit Hilfe der Gerichte, dass der Stromzähler wieder eingebaut werden musste.

Nach der Sitzung im Bausenat ist unwahrscheinlich, dass sich wiederholt, was vor drei Jahren in der Jäckstraße wochenlangen Wirbel ausgelöst hatte. Damals mussten sich CSU-Politiker den Vorwurf machen lassen, sie hätten den Bauantrag für Frankens größten Puff ohne Debatte einfach so durchgewunken und damit ein Geschäftsmodell befürwortet, das der Inhaber mit den Worten "Sodom und Gomorrha, aber gepflegt" umschrieb. Auch die Verwaltung stand damals unter Beschuss. Sie habe die Stadträte getäuscht, hieß es.

Auf natürlichem Weg erledigt

Drei Jahre danach haben sich die Wogen wieder geglättet und das Thema Edelbordell hat sich nach einem Betreiberwechsel zumindest im hinteren Teil der Jäckstraße auf natürlichem Wege erledigt. Offenbar fehlte der Markt für einen "Sexpark" dieser Größe in der Domstadt. Trotz der millionenteueren Investition für den luxuriös ausgestattete Liebespalast herrscht heute wieder der gleiche Leerstand wie zu der Zeit, als die Halle noch ein einfaches Fitnesscenter war.

Dem Stadtrat blieb das Thema Prostitution in der Folgezeit dennoch nicht erspart. Anfang 2011 musste er sich mit dem Hinweis aus Insiderkreisen auseinandersetzen, in Bamberg habe sich ein Wildwuchs von Wohnungsprostitution herausgebildet. Die Behörden prüften und zählten tatsächlich rund 20 so genannter Schwarzbordelle. Ein Großteil dieser Clubs in Privathäusern konnte auf dem Weg von baurechtlichen Anordnungen zwischenzeitlich geschlossen werden.

Ein ähnliches Vorgehen erwägt die Stadt nun auch in der Gundelsheimer Straße. Weil der beantragte Bordellbetrieb offenbar bereits läuft, müssten die Betreiber schon bald mit einer Nutzungsuntersagung rechnen, sagte Claus Reinhard, Sprecher im Baureferat. Dass es dann mit dem horizontalen Gewerbe im Gärtnerland weiter geht, ist eher unwahrscheinlich: Die Anordnung ist mit einem Strafgeld bewehrt.