Anwohner der "Breitwiesen" in Hirschaid passt die Änderung des Bebauungsplans überhaupt nicht. Der Bürgermeister vertritt da eine ganz andere Meinung.
Mehr als den anderen Empfehlungen seines Integrierten Stadtentwicklungs-Konzeptes trägt der Markt Hirschaid dem Auftrag der Innen- und Nachverdichtung Rechnung. Aus voller Überzeugung, aber auch dem Mangel an gemeindlichem Bauland auf der grünen Wiese geschuldet, lässt Bürgermeister Klaus Homann (CSU) seit 2014 Baulücken schließen. Das trägt ihm gewiss Ruhm und Ehre bei den übergeordneten Behörden und vielleicht sogar die Anerkennung einiger Naturschützer ein, aber auch jede Menge Ärger.
Schriftliche Stellungnahme
Kaum eine Anpassung eines Jahrzehnte alten Bebauungsplans an die neuen Anforderungen vergeht ohne harschen Bürgerprotest. Als in Sassanfahrt für ein neues Sechsfamilienhaus der
Bebauungsplan Oberer Semmelberg geändert werden musste, gingen die Nachbarn auf die Barrikaden und nun gibt's einen neuen Zankapfel: Die Änderung des Bebauungsplans "Breitwiesen I" aus den 1960er Jahren passt 93 Anwohnern nicht. Sie unterzeichneten eine advokatisch ausgezirkelte Stellungnahme zu dem im Genehmigungsverfahren befindlichen neuen Bebauungsplan.
Homann bleibt unbeirrt
Einer der Wortführer des Protests, Bernd Brendel, übergab sie jetzt dem Bürgermeister. In der Januar-Sitzung des Marktgemeinderats sollen die Argumente zur Abstimmung gestellt werden. Gegenüber unserer Zeitung ließ Homann inzwischen anklingen, dass er sich vom Kurs nicht abbringen lassen wolle. Denn in der ersten Anhörungs-Runde sei man den Anliegern bereits entgegen gekommen: Statt der vorher angepeilten viergeschossigen Bauweise habe man auf drei Geschosse reduziert und den Bauträger dafür gewonnen.
Bebaut werden soll eine rund 2000 Quadratmeter große Gewerbebrache zwischen der Sigismund- und der Frankenstraße. Es sollen drei Gebäude mit zehn, sieben und drei Wohneinheiten entstehen. Den Nachbarn drängt sich der Verdacht auf, "dass hier die Wünsche eines Bauträgers, nicht aber die Wünsche der Nachbarn und Anwohner berücksichtigt" werden. Sie wären mit kleineren Einheiten einverstanden und klagen dem Gemeinderat: "Der Grundsatz der Erforderlichkeit wird hier mit Füßen getreten!"
Die Nachbarn fürchten, dass auf diese Weise ein Präzedenzfall für die Errichtung weiterer Zehn-Familien-Wohnhäuser im gesamten Baugebiet geschaffen wird. Begründet wird die Ablehnung des Projekts unter anderem mit der zu erwartenden Erhöhung des Verkehrsaufkommen sowie der erheblichen Versiegelung durch die Steigerung der Grundflächen- und Geschossflächenzahl. Kritisiert werden auch die Aufweichung der Abstandsflächen, das Maß der baulichen Nutzung und der Verzicht auf Vorgaben für Kniestock, Dachneigungen, Art und Anzahl von Gauben im Entwurf der Bebauungsplan-Änderung.
Optimale Verwertung ist Ziel
Bürgermeister Homann vertritt jedoch die Meinung, dass sich die künftigen Baukörper "komplett in die Umgebung einfügen werden". Den erzürnten Bürgern hält er entgegen, dass auf dem Baugrundstück eine Schreinerei betrieben wurde. Ohne Änderung des Bebauungsplans, der ein Mischgebiet vorsah, könnte ohne weiteres wieder eine Schreinerei oder ein anderer Betrieb errichtet werden.
Hirschaid ist zwar langfristig ein Stillstand der Bevölkerungsentwicklung vorhergesagt worden. Derzeit aber ist die Marktgemeinde dankbar für die Schließung von Baulücken und Leerständen in den Ortslagen, etwa 400 an der Zahl. Bei Grundstückspreisen zwischen 300 und 400 Euro pro Quadratmeter in bebauten Bereichen liegt es für den Bürgermeister auf der Hand, dass die Grundstückskäufer, meist Bauträger, an einer optimalen Verwertung ihres Invests interessiert sind. Und das nütze auch den Interessenten an Eigentumswohnungen sowie den späteren Mietern.
Insgesamt macht Bürgermeister Homann den Bewohnern des
Baugebiets Breitwiesen wenig Hoffnung auf Berücksichtigung ihrer Forderung nach weiterer Reduzierung des Bauvolumens.
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