Baubeginn für "betreutes Wohnen" in Gundelsheim

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Auf der Fläche links neben den beiden quadratischen Gebäuden (Seniorenzentrum) entsteht das Service-Wohnen. Im unteren Bereich nimmt der Bürgerpark Gestalt an, rechts im Bild sieht man die Kindertagesstätte, links außen einen Teil der Schule. Lufttbild: Adolf Nüßlein
Auf der Fläche links neben den beiden quadratischen Gebäuden (Seniorenzentrum) entsteht das Service-Wohnen. Im unteren Bereich nimmt der Bürgerpark Gestalt an, rechts im Bild sieht man die Kindertagesstätte, links außen einen Teil der Schule.  Lufttbild: Adolf Nüßlein
Bürgermeiter Merzbacher (l) und Ottmar Schmaus an der Baustelle
Bürgermeiter Merzbacher (l) und Ottmar Schmaus an der Baustelle
 
 
Auf der Baustelle geht es flott voran. Foto: Stefan Loch
Auf der Baustelle geht es flott voran. Foto: Stefan Loch
 
 
 

Im Süden Gundelsheims (Landkreis Bamberg) entwickelt sich ein Schwerpunkt der Ein-Ort-Gemeinde. Zwischen Schule und Kindergarten entsteht neben dem Seniorenzentrum Betreutes Wohnen. Drei Familien verraten warum sie "dabei" sind.

Vom Seniorenzentrum wollen sie noch nicht so recht sprechen. Verständlich. Im Alter zwischen 60 und 70 ist man meistens noch fit. Dennoch beginnen Dinge schwieriger, anstrengender zu werden. Auch Zuhause. Realisten bauen vor. Prophylaxe nennen sie das. Sie stellen die Weichen für eine altersentsprechende Form: Betreutes Wohnen. Vor kurzem erfolgte in Gundelsheim der symbolische erste Spatenstich für das Service Wohnen. Drei Familien verraten, warum sie mit von der Partie sind.

Beim ersten Ehepaar, das seinen Namen nicht nennen möchte, ist er 69 Jahre alt, seine Frau 65. Seit 1975 wohnt man in Gundelsheim, in einem Häuschen mit gut 140 Quadratmetern Fläche, auf zwei Ebenen. "Unten Wohnen, oben Schlafen." Jetzt sei man noch einigermaßen fit, sagt der Ruheständler. "Wie es aber in fünf, zehn Jahren aussieht..." Man könne nicht sagen, ob es dann noch möglich ist, ohne Probleme in das Obergeschoss zu gelangen.

Der Meter Treppenlift koste um die 6000 Euro, hat das Paar herausgefunden. Den Kindern wolle man sich nicht zumuten und so kam das Projekt Service-Wohnen gerade recht. Zumal sich das Ehepaar in Gundelsheim wohl fühlt. Es hat sich ein knapp 90 Quadratmeter großes Appartement gesichert. Als Alternative fürs Alter ebenso wie als Geldanlage, denn zunächst will man vermieten, und den Vertrag so gestalten, dass man kurzfristig einziehen kann.

13 Wohnungen ab Sommer 2014

Im ersten Abschnitt, der im Sommer 2014 bezugsfertig sein soll, werden 13 Appartements (zwei davon als Penthouse) in dem dreigeschossigen Bau, westlich vom Seniorenzentrum realisiert. In einem zweiten Bauabschnitt, der entsprechend der Nachfrage angegangen wird, kommen noch einmal so viele dazu, plus ein AWO-Stützpunkt. Die Wohnungen im ersten Bauabschnitt sind schon fast alle weg. Eine davon hat sich Familie D. gesichert.

Seit 1990 lebt sie in Gundelsheim, wo sie neben einem Haus auch eine Wohnung besitzt. Das Haus mit 250 Quadratmetern Wohnfläche werde für zwei Personen einfach zu groß, sagt der 70-Jährige. Der Familie gefällt es in Gundelsheim, die drei Kinder wohnen gleich in der Nähe. Er fühlt sich zwar jetzt auch noch körperlich fit, in zehn Jahren jedoch sei die jetzige Form des Wohnens - man hat auch noch 500 Quadratmeter Garten- nicht mehr zu bewältigen. Das Ehepaar hat sich ebenfalls eine 90-Quadratmeter-Wohnung gesichert, die sie gleichfalls zuerst vermieten möchte. Auf lange Sicht werde das eigene Haus dann wohl vermietet oder verkauft.

Dazu sagt Herr B. mit Blick auf sein Domizil (180 Quadratmeter Wohnfläche, 860 Quadratmeter Grundstück) noch nichts. Er weiß nur, dass alles im Alter wohl kaum zu schaffen sei, zeigt sich der 62-Jährige realistisch. Seine Ehefrau ist 58. Der Altersunterschied plus die statistisch höhere Lebenserwartung von Frauen lassen ihn annehmen, dass die Gattin ihn überleben wird.

Möglichst lange zuhause wohnen

Das ist die Überlegung, die das Paar dem Erwerb einer 64-Quadratmeter großen Service-Wohnung zugrunde gelegt hat. In die wird dann wohl der ziehen, der übrig bleibt. "Der verbleibende Part soll sich gut aufgehoben fühlen auf überschaubarer Wohnfläche und sich vor allem in vertrauter Umgebung wohlfühlen." Generell wolle man jedoch "so lange wie möglich im eigenen Haus bleiben", befindet Herr B., der seit 1986 in Gundelsheim zuhause und in Sachen Bau vom Fach ist. Deswegen weiß er, dass es sich beim Architekturbüro und Bauträger ebenso wie bei der Bau ausführenden Firma um "solide Partner " handelt.

Eine auch für die Gemeinde unabdingbare Voraussetzung, wie Bürgermeister Jonas Merzbacher (SPD) unterstreicht. Er freut sich, dass die Pläne des Gemeinderates Gestalt annehmen, wonach die Generationen im Süden Gundelsheims Seite an Seite leben: Kurz nach der Erweiterung der Kindertagesstätte entstand 2012 in deren Nachbarschaft das Seniorenzentrum. Schon jetzt gut ausgelastet. An dieses wiederum grenzt das Betreute Wohnen, die sanierte Schule befindet sich gleich in der Nähe.

Es wird hier nicht nur ein Verbindungsweg geschaffen, der Bürgerpark bildet sozusagen eine weitere blühende Verbindung. Für diesen und die beiden Einrichtungen für die älteren Bürger hat die Gemeinde gut 15.000 Quadratmeter zur Verfügung gestellt. Fürs Service-Wohnen veräußert sie den Grund, auf dem die 37 mal 13,4 Meter langen Baukörper zu stehen kommen.

In der 3500-Seelen-Gemeinde stellen die unter 18-Jährigen übrigens einen Anteil von 16,8 Prozent, der Anteil der über 60-Jährigen liegt bei 19,2 Prozent. Der Süden, sei zwar offiziell der Ortsrand, merkt Merzbacher an, "tatsächlich aber befindet man sich hier mitten im Gemeindeleben".

Demnächst findet übrigens ein gemeinsames Fest von Kindertagesstätte und Seniorenzentrum statt. Das wertet Merzbacher ebenso als Zeichen guten Miteinanders wie die Kooperation mit den Anwohnern. Die müssen seit geraumer Zeit mit immer neuen Baustellen leben. Gut, dass sie die als Zeichen einer Verbesserung der Lebensqualität am Ort betrachten.