Auf dem Zollamt landen so viele Produktfälschungen wie nie. Sie kommen per Post aus China, Hongkong oder Taiwan. Bestellt wurden sie im Internet. Entsorgt werden sie vom Zoll - in der Müllverbrennungsanlage.
Mario Schmidt hat an dem Turnschuh gerochen, er hat die Sohle durchgebogen, hinter die Zunge gesehen, über den Stoff gestrichen und das Etikett betrachtet.
Mario Schmidt ist der Markenexperte im Bamberger Zollamt, er weiß, der Schuh ist eine Fälschung. Woran er es erkannt hat, sagt er nicht. Dafür sagt er: "Die Fälschungen werden immer besser". Das "e" bei der Sportmarke "Nike" vergisst heute keiner mehr.
Früher, sagt Schmidt, habe man es leicht am Material und der Verarbeitung erkannt. Heute sind der Strichcode oder tatsächliche Herstellungsländer ein Hinweis. Auch den Empfängern darf er nicht sagen, woran er die Fälschung wirklich erkennt. Allein, wenn es zu einem Prozess käme, müsste er es preisgeben.
Dazu komme es jedoch nie, sagt Matthias Dütsch, Leiter des Zollamtes. Keiner der Empfänger hätte eine Chance gegen die Vernichtung der gefälschten Produkte erfolgreich zu klagen.
Viele, sagt Dütsch, würden von vornherein die Annahme verweigern, wenn sie die Notiz von der Post bekämen, dass ihr Paket beim Zoll abzuholen sei. Diejenigen, die doch aufs Zollamt kommen, sind meist enttäuscht: das gefälschte Produkt dürfen sie nicht behalten, es muss vernichtet werden, ihr Geld ist weg und eventuell bekommen sie noch eine Abmahnung des Herstellers, so erklärt es Dütsch.
"Ich kann gar nichts dafür, die Seiten sehen täuschend echt aus", so erklären es die Käufer.
Man müsse nur warten, sagt Dütsch: Ein, zwei Wochen, nachdem die Banner der vermeintlichen Markenschnäppchen beispielsweise auf Facebook geschaltet werden, findet sich das dort angebotene Sortiment auf dem Zollamt wieder.
Markenturnschuhe, Designer-Handtaschen, Sonnenbrillen im Sommer, Boots im Winter - kein Trend der ungesehen am Zoll vorbeigeht.
Das kurze Leben der Turnschuhe Die vier Säcke passen gerade so in den Kofferraum des Kombi. Darin stapeln sich die Produktfälschungen eines Monats, rund 50 Stück. Es werden immer mehr. Das Internet macht's möglich. Die kleine gelbe Postkiste stellt Schmidt neben sich auf den Rücksitz. Da liegen die Medikamente drin: Was in Deutschland unter das Arzneimittelgesetz fällt, darf nicht im Ausland gekauft werden. Potenzmittel waren einmal der Renner, jetzt sind es Abnehmpillen. Auch das wird verbrannt.
Drogen werden bereits bei den großen Frachtzentren rausgefischt. Allenfalls ein wenig Wasserpfeifentabak landet schonmal beim Zoll in Bamberg. Da ist der Glyceringehalt zu hoch. Er liegt jetzt neben dem Schwangerschaftstee.
Mittlerweile fahren die Zöllner monatlich ins Müllheizkraftwerk im Hafengebiet. Immer zu zweit, immer in abwechselnder Besetzung. Vorschriften um der Korruption vorzubeugen. Dort angekommen, werden die Säcke in Einkaufswagen geladen. Es geht mit dem Fahrstuhl ganz nach oben, alles muss direkt in die Verbrennungstrichter geworfen werden, keiner darf mehr etwas rausholen können.
Wenn der Käufer zum Hehler wird Bei einem Paar gefälschter Schuhe oder einer Handtasche gibt es für die Empfänger vom Zoll keine Strafe, das ist Sache der Hersteller, das sind Markenverstöße. Der Zoll wird in solchen Fällen nur tätig, wenn die Marke einen entsprechenden Antrag auf Beschlagnahme stellt. Es gibt Listen von den Herstellern mit Merkmalen, um die Fälschungen sicher identifizieren zu können.
Heikel werde es, wenn mehr als ein Paar Schuhe, mehr als eine Handtasche im Paket sind. Dann wird das ganze gewerbsmäßig und der Zoll beginnt zu ermitteln. Und der Jugendliche, der für seine Kumpels ein paar billige Schuhe mitbestellt hat, der muss dann erstmal den Vorwurf der Hehlerei entkräften.
Mario Schmidt arbeitet seit 25 Jahren beim Zoll. "Gefälscht wird eigentlich alles", sagt er. Im Keller des Hauptzollamtes steht ein WM-Pokal.
Nicht nur das Geld, auch die Daten sind weg Es gibt Marken, dazu gehören auch die Fifa und viele Designer-Labels, die beim ersten Markenverstoß eine Klage anstreben. Bis zu 300 Euro kann das am Ende kosten. Das Geld, sagt Dütsch, sei das eine. Die Daten das andere. Kreditkartennummer, Adresse, alles muss bei der Bestellung hinterlegt werden. Den Betreibern der gefakten Seiten reicht das, um neue Shops aufzuziehen. Bestellt wird weiterhin in China. Aber, sagt Dütsch, wenn der Hersteller auf die gefälschte Seite aufmerksam wird, dann bekommen die unbedarften Kunden Post vom Anwalt, weil deren Daten bei der Homepage hinterlegt sind. Alles schon da gewesen.
Zurück auf dem Zollamt öffnet gerade der Postbote die Pakete. Er darf das, rein rechtlich tritt er für den Zoll an die Stelle des Empfängers. Zwei Zollmitarbeiter sitzen ihm am Tisch gegenüber. Das nächste Paket kommt aus China, eine Damenjacke. Keine Marke, dafür kurze Verwirrung auf Seiten der Männer, wo nun unten und oben sei, eine Fälschung ist es jedenfalls nicht. Verzollt werden muss sie trotzdem. Bis 22 Euro ist die Ware vom Einfuhrzoll befreit, bis 150 Euro fällt nur die Umsatzsteuer an, was darüber liegt, da richtet sich der Zollsatz nach dem Wert der Ware.
Zwischen 40 und 70 Pakete kommen täglich beim Zoll an. Zwei Fälschungen sind im Schnitt darunter.
"Schuhe hatten wir heute auch schon", sagt einer der Männer am Tisch und zeigt hinter sich auf den Boden. "Und, ist es was?" fragt Dütsch, den Schuh mittlerweile in die Hand. Mario Schmidt biegt um die Ecke. "Das weiß ich gleich", sagt er, greift sich den Turnschuh und beginnt zu riechen.
Das rät der Zoll 1. Der Preis Weicht der Preis um mehr als 50 Prozent vom üblichen Kaufpreis ab, sollten die Alarmglocken angehen.
2. Die Homepage Auf den Gesamteindruck achten, stimmt das Impressum, mit offiziellen Seiten vergleichen.
3. Nachfragen Im Zweifel eine E-Mail mit dem Link an den Hersteller schicken und fragen, ob das eine offizielle Seite ist.
da richtet sich der Zollsatz nach dem Wert der Ware ist falsch..
richtig: der Zollsatz richtet sich nacht der Ware (bei Schuhen so um die 18 %