Bamberger wollen Jugendherberge retten

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Eine Initiative macht sich für den Erhalt der Jugendherberge in Bamberg stark. Am Mittwoch soll vor dem Beginn der Stadtratssitzung eine Protestaktion stattfinden, an der sich auch Jugendliche beteiligen.
Eine Initiative macht sich für den Erhalt der Jugendherberge in Bamberg stark. Am Mittwoch soll vor dem Beginn der Stadtratssitzung eine Protestaktion stattfinden, an der sich auch Jugendliche beteiligen.
 
 
 
 

Die Umwandlung der Jugendherberge Wolfsschlucht ist voll im Gange. In der Stadt formiert sich Widerstand gegen die Schließung einer Institution. Stadtrat Tscherner schlägt als Alternative ein leeres Bettenhaus im Vorderen Graben vor.

15.000 Übernachtungen zählte die Bamberger Jugendherberge Wolfsschlucht im zu Ende gehenden Jahr 2012. Herbergsvater Olaf Trambauer hat seine liebe Not, hunderten Schulklassen in ganz Deutschland abzusagen. Manche Besucher scheinen das idyllisch am Regnitzarm gelegene Haus regelrecht verehrt zu haben. Lea F. zum Beispiel findet die Jugendherberge "cool und superschön". Aber auch ältere Semester haben sich im Gästebuch verewigt. "Wir sind wieder da!", schreibt ein Dr. Reinhard Misske aus Ingelheim, der im August in Bamberg weilte. "Nach 50 Jahren eine unvergessliche Klassenfahrt".

Solche Liebeserklärungen an eine Bamberger Institution wird es in den nächsten drei Jahren nicht mehr geben. Seit dem dritten Dezember ist die Jugendherberge für gewöhnliche Reisende geschlossen. Die Gäste, die nun hier leben, sind keine Touristen. Sie flüchteten aus Tschetschenien, Georgien oder Rußland. Zehn sind es zur Zeit, bis zu 40 weitere Menschen werden folgen.


Bürger wollen mobil machen


Die Verpflichtung, die Bamberg als Stadt aus dem Asylrecht hat, wird von den Fraktionen im Stadtrat nicht bestritten. Dennoch brodelt es unter Bürgern, aber auch in der Politik. "Warum hat man keine bessere Lösung gefunden, als ein bestens etabliertes Gästehaus zu schließen? Es gibt auch in Bamberg leer stehende Häuser, die besser geeignet wären", sagt der Stadtrat des Bamberger Bürger-Blocks, Norbert Tscherner, und erwähnt ein Bettenhaus des Englischen Instituts in der Edelstraße. Laut Tscherner steht es leer und ist bereits zum Abbruch vorgesehen. Der Bürger-Block-Stadtrat will jene in der Stadt hinter sich scharen, die mit dem Stilllegungsbeschluss des Stadtrats unzufrieden sind.

Es sind nicht wenige. Zum Beispiel Reinhard Walter. Der Bamberger, der bei seinen Wanderungen durch den Hain stets mit Freude erleben konnte, wie die vielen Kinder und Jugendlichen in der Natur regelrecht aufblühten, mag sich nicht damit abfinden, dass ein "Eldorado für Kinder und Jugendliche" mit internationaler Bedeutung geopfert werden soll. Was ihn besonders ärgert, ist die Geschwindigkeit, mit der die Stadträte gleichsam über Nacht den Schlussstrich unter eine Institution gezogen haben: "Es ist beschämend, wenn eine Jugendeinrichtung mit bundesweitem Bekanntheitsgrad enfach geschlossen wird - ohne Bürgerbeteiligung oder öffentliche Diskussion."

Norbert Tscherner will nun versuchen, mit Hilfe eines Dringlichkeitsantrags und einigen Mitstreitern im Stadtrat versuchen, den Zug, der bereits auf dem Gleis ist, noch einmal aufzuhalten. Zur Stadtratssitzung am Mittwoch kündigt er deshalb eine Protestaktion vor dem Beginn der Sitzung am Schillerplatz an. Laut Tscherner werden auch viele Jugendliche kommen, die sich nicht mit der Schließung der Jugendherberge abfinden wollen. Die Stadtratssitzung beginnt um 16 Uhr.

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