Bamberger Stiftungen kämpfen mit Niedrigzins

3 Min
Für einige der 49 Stiftungen in Bamberg stellt die derzeitige Niedrigzins-Situation auf Dauer ein Problem dar. Grafik: Carolin Höfer
Für einige der 49 Stiftungen in Bamberg stellt die derzeitige Niedrigzins-Situation auf Dauer ein Problem dar. Grafik: Carolin Höfer

Stiftungen leben davon, Gutes zu tun. Das Geld dafür kommt aus den Zinserträgen des Stiftungsvermögens. Die Zinsen jedoch sind derzeit so niedrig wie nie. Die Folgen zeigt ein Streifzug durch die Bamberger Stiftungslandschaft.

Manchmal scheitert die Ewigkeit bereits am Finanzmarkt. Eine Ewigkeit, die sich in Form einer Stiftung einem gemeinnützigen Zweck und dem eigenen Andenken verschrieben hat. Und ein Finanzmarkt, der momentan einen Zinssatz vorsieht für Festgeld von zum Teil unter 0,5 Prozent, vom Tagesgeld ganz zu schweigen.

Hier beginnt für die Stiftungen nun das Problem. Einmal gegründet verschreibt sich die Stiftung auf Dauer einem bestimmten gemeinnützigen Zweck, beispielsweise Kinder in Not zu unterstützen. Weder der Zweck der Stiftung, noch das Vermögen, das zur Gründung eingelegt wurde, darf später angetastet werden. Die finanzielle Unterstützung für die entsprechenden Projekte kommt allein aus den Erträgen des Vermögens, sprich Zinsen.


Die Stiftung und der Minuszins

0,98 Prozent für ein Jahr, Festgeld, das sei momentan schon relativ viel, sagt Eckhard Wiltsch, Geschäftsführer der Oberfrankenstiftung.
Ein Monat liegt bei 0,2 Prozent, Tagesgeld bei Null.
Es sei, sagt Wiltsch, eine Situation, die so noch nie da war.

Beträge im zweistelligen Millionenbetrag werden von einigen Banken schon gar nicht mehr angenommen. Die Banken brauchen das Geld nicht, und liegt es nur da und kann nicht in Form von Krediten beispielsweise umgeschlagen werden, kostet es nur. So lässt sich auch das Phänomen der Minusverzinsung erklären: Die Banken erheben eine Gebühr, damit sie die hohen Geldbeträge überhaupt annehmen.

Anfang November hat, bislang einmalig in der Finanzgeschichte, eine deutsche Bank Minuszinsen erhoben. Als erste Großbank hatte die Commerzbank mitgeteilt, dass sie sich bei einzelnen Großkunden die Berechnung einer Guthabengebühr vorbehalte. Kurz danch tat es ihr die WGZ Bank, die Zentralbank der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rheinland und in Westfalen, gleich.

Die größten Probleme, sagt Norbert Hübsch, Stiftungsbeauftragter der Regierung von Oberfranken, haben darum Stiftungen, die reine Kapitalstiftungen sind. Wie beispielsweise die Oberfrankenstiftung mit einem Stiftungskapital von über 500 Millionen Euro.

Denn das Vermögen muss vor allem eines: sicher angelegt werden. Sparbuch statt Aktie also.
Mit ein paar Immobilienfonds, die derzeit noch 4,5 Prozent Zinsen brächten, könne man sich noch über Wasser halten, sagt Wiltsch.

Bislang mussten noch keine Anträge aus Geldmangel abgelehnt werden. Aber er sagt auch, dass die Oberfrankenstiftung spätestens in zwei Jahren, wenn sich nichts an der Situation ändert, ihre Zuschüsse nicht mehr halten kann.

"Wir hoffen", sagt Hübsch von der Regierung, "dass es in fünf bis sieben Jahren anders aussehen wird". In der Zwischenzeit könne beispielsweise Spenden sammeln eine Möglichkeit für die Stiftungen sein, trotz niedrigen Zinsen an Geld zu kommen.

Der Bürgermeister, der seine Geburtstagsgeschenke in Form von Spenden ausgibt, die ehrenamtlichen Helfer, die auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein verkaufen.

Spenden also, in Zeiten von Niedrigzinsen die Rettung der Stiftungen, das sieht auch Jochen Hack, Stiftungsberater der Sparkasse, so. Denn Spenden können, anders als das Stiftungsvermögen, direkt an Projekte ausbezahlt werden. Über 50 Stiftungen verwaltet die Sparkasse als Treuhänder, sieben davon sind sogenannte Bürgerstiftungen, also Stiftungen der Kommunen im Landkreis.

Bürgerstiftungen beziehen sich auf das jeweilige Gemeindegebiet und sind, was ihren Zweck betrifft, breiter aufgestellt als andere Stiftungsformen. So unterstützt die Bürgerstiftung Burgebrach beispielsweise die Jugendarbeit, Bürger in Not sowie Kunst- und Denkmalpflege. In den anderen Stiftungsgmeinden sieht das Zweck-Portfolio ganz ähnlich aus. Mal ist noch der Naturschutz dabei, mal die Altenhilfe oder die Forschung.

Die wirksame Strategie der Stadt

Sicher, sagt Hack, auch bei ihnen würden die Erträge zurückgehen, bisher könnten aber alle Projekte noch weiter geführt werden - jedenfalls mittelfristig.

Anders sieht es bei Stiftungen aus, die keine reinen Kapitalstiftungen sind. Deren Vermögen also auch aus Immobilien und Unternehmensanteilen besteht. Zwar sind auch solche Stiftungen von der aktuellen Lage berührt, aber lange nicht so brutal wie andere, sagt Helmuth Jungbauer, Vositzender der Bamberger Oerthel-Stiftung.
95 Prozent Unternehmensanteile besitzt die Stiftung, und solange die Firma schwarze Zahlen schreibt, geht es auch der Stiftung gut, sagt Jungbauer.

340 Stiftungen gibt es derzeit in ganz Oberfranken, 49 sitzen in Bamberg. 20 davon werden von der Stadt verwaltet. "Unsere Strategie geht momentan auf", sagt Ulrike Siebenhaar, Pressesprecherin der Stadt Bamberg. Vor einigen Jahren habe man ganz bewusst vermehrt Vermögenswerte ins Stiftungskapital eingebunden.
Das zahle sich jetzt aus, bisher mussten noch keine Anträge abgelehnt werden. Allerdings schließt Siebenhaar nicht aus, dass, wenn sich die Situation nicht ändert, in Zukunft noch klarer abgewägt werden muss, welche Projekte unterstützt werden.

In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren ist die Zahl der Stiftungen deutlich gestiegen, allein in Oberfranken sind in den letzten vier Jahren 40 neue Stiftungen gegründet worden.
Das liegt, sagt Hübsch, nicht zuletzt auch daran, dass Änderungen im Steuerrecht die Stifter weiterhin begünstigen. Allerdings, betont Steuerberater Ulf Schmitt, sind Stiftungen keine Steuersparmodelle. Denn einmal das Unternehmen oder das Erbe steuerfrei in Stiftungskapital umgewandelt, kann es nicht mehr anderweitig ausgeschüttet werden.

Das entsprechende Kapital vorausgesetzt, lohne es sich auch in Zeiten niedriger Zinsen, eine Stiftung zu gründen, sagt Hack von der Sparkasse.
Denn entscheidend, sagt er, sei bei einer Stiftung immer noch das Ziel, nicht der Zins.