"Film ab!" heißt es am 21. Januar an der Regnitz, wenn die 23. Bamberger Kurzfilmtage beginnen. Der Vorhang hebt sich für ein Festival, zu dem es alljährlich Cineasten und Filmemacher aus diversen Ländern zieht.
Als weißen Fleck auf der Karte der Filmnationen betrachtete Europa Südkorea noch zur Jahrtausendwende. Jetzt feiert man auch in Bamberg den künstlerischen Aufschwung des Kinos des geteilten asiatischen Landes. Diese Grenze ins cineastische "Paradies", wie sich Volker Traumann als Festivalkoordinator ausdrückte, überschreiten die 23. Bamberger Kurzfilmtage ab 21. Januar. Als künstlerischer Pate begleitet Hans W. Geißendörfer das Event, das alle Jahre wieder Fans von nah und fern ins fränkische Mekka des Genres zieht. Erneut drehen die Organisatoren aber auch die Zeit zurück, um eine weitere Grenze zu überschreiten und einen Kinosaal der Wirtschaftswunderjahre aufleben zu lassen.
Zwischen Genialität und Wahnsinn "Vorhang auf!", heißt es nach einem halben Jahrhundert erstmals wieder im Sängerheim Gaustadt.
Die einstigen "
Bavaria-Lichtspiele" erwachen am 22. Januar aus dem Dornröschenschlaf. "Vocal Stories" thematisieren in der Aufbaustraße 16 den Gesang im Kurzfilm (ab 19 Uhr), gefolgt von der Offerte "Spätzünder" (ab 22 Uhr), die dem Publikum zwölf Streifen zwischen Genialität und Wahnsinn beschert.
Peinliche Panne bei der Eröffnung Kommt an dem Tag wohl auch ein Zuschauer, der die Anfänge der "Bavaria-Lichtspiele" miterlebte? Am 7. Oktober feierte man 1949 die Eröffnung des ersten nach dem Zweiten Weltkrieg auf Bamberger Boden neu errichteten Kinos, wie Martin Lorber an Ort und Stelle auch am 22. Januar berichtet. Zahlreiche Ehrengäste fanden sich ein - darunter der Gouverneur der amerikanischen Militärregierung, Nathan R. Preston, der Luitpold Weegmann gleich nach Kriegsende wieder ins Amt des OBs gehoben hatte.
Der Bürgermeister der damals noch eigenständigen Gemeinde Gaustadt schwärmte von den Lichtspielen als "Markstein kultureller Entwicklung". Nur wollte nach dem ebenfalls noch folgenden Vortrag des Bläserchors die "Kleine Melodie aus Wien" partout nicht erklingen. So fiel die erste Filmvorführung "wegen einer technischen Störung" aus, wie der FT am Tag darauf berichtete. Und das Publikum träumte sich mit 24 Stunden Verspätung über Paul Hörbiger von der Regnitz an die schöne blaue Donau.
Der Fernseher brachte das Aus Von der Gemeinde wurden die "Bavaria Lichtspiele noch bis in die 60er Jahre hinein betrieben, wie Martin Lorber erläuterte.
"Während des Booms der 50er Jahre war Gaustadt auch keineswegs der einzige Landkreisort, der ein eigenes Kino eröffnete - so fanden sich weitere Beispiele in Memmelsdorf, Hallstadt, Oberhaid und Strullendorf." Nur ließ das Fernsehen nach und nach all diese Lichtspielhäuser sterben, "während sich in Bamberg viele kleine Anbieter noch bis in die 70er Jahre hinein halten konnten".
Aufregendste Filmlandschaft Asiens Aber zurück zum Kurzfilmfestival und dem versprochenen Länderspecial über das südkoreanische Kurzfilmkino: "Beleuchtet wird eine der innovativsten und aufregendsten Filmlandschaften Asiens mit raffinierten Erzählstrukturen, avantgardistischem Mainstream und atemberaubend komponierten Bildern", schwärmt der Festivalkoordinator. Zu erleben am 23. Januar, 20.15 Uhr, und 26. Januar, 18 Uhr, im Lichtspiel.
Während im Wettbewerb über 70 Filmbeiträge aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol laufen. So nutzen etliche Filmemacher aus dem In- und Ausland wieder das Forum, um Spielfilme, Animationsfilme, Dokumentarfilme, Kinderfilme und Experimentalfilme vorzustellen. Bewertet von einer Fachjury und dem Publikum, das den "Bamberger Reiter" vergibt.
Bamberg dreht ab Vergessen wir nicht den Regionalfilm-Contest "Bamberg dreht ab", bei dem heuer zehn Bewerber wetteifern. Eine freakige WG schildert ein Beitrag. Eine Dokumentation über das Leben von Asylbewerbern entstand und ein Musikclip über den Alltag eines mexikanischen Wrestlers, um nur einige Beispiele zu nennen. Ja und dann gibt's noch den "Jahrhundertrausch", bei (nach) dem kein anderer als E.T.A.
Hoffmann im heutigen Bamberg erwacht, verwirrt durch die Stadt stolpert und dabei diversen Figuren aus seinen Werken begegnet. Mehr dazu aber am 26. Januar ab 18 Uhr im Luli-Saal des ehemaligen UFA-Kinos.
Als künstlerischer Pate kehrt Hans W. Geißendörfer nach Bamberg zurück. "Mit der fränkischen Region verbinden ihn ja Kindheitsjahre in Neustadt an der Aisch, eine Internatszeit in Windsbach und Studienjahre in Erlangen", so Volker Traumann. 2010 erst hatte der mehrfach ausgezeichnete Filmemacher, den viele leider nur als Vater der "Lindenstraße" sehen, in Bamberg das Melodram "In der Welt habt ihr Angst" gedreht. "Jetzt stellt Geißendörfer, der gleich zur Eröffnung kommt, sein Projekt ,Schätze des deutschen Films' vor."
Hier finden Sie die offizielle Internetseite der Bamberger Kurzfilmtage.