Markus Schieferdecker knüpft mit zeitgenössischem Jazz an die barocke Musik eines Urahnen an. Beim Bamberger Jazzclub präsentiert der Leiter der Uni Bigband am 17. Januar sein neues Projekt "Asteroid 7881". Einen Vorgeschmack gibt's via YouTube dank Aufnahmen von früheren Konzertprojekten.
Es gibt Musik, die Menschen ein Leben lang begleitet, inspiriert, zuweilen sogar dirigiert. Nehmen wir Albert Mangelsdorffs Platte "Trilogue - Live at the Berlin Jazz Days", die Markus Schieferdeckers Liebe zum Jazz prägte - und seine Profession.
Sieben Jahre alt war der gebürtige Nürnberger, als ihm ein Musiklehrer das Album schenkte. Und es sich wohl kaum träumen ließ, dass sich sein Schüler eines Tages als Bassist in gleich zwei Ensembles Mangelsdorffs profilieren würde. Bis hin zum letzten europaweit übertragenen Konzert des berühmten Posaunisten, der den deutschen Jazz vom Nachkriegsmief befreite.
Am 17. Januar besucht Schieferdecker mit seinem Quartett ab 21 Uhr den Jazzkeller - als mehrfach ausgezeichneter Musiker und neuer Leiter der Uni Bigband, der für sein Publikum nun eine noch fernere Vergangenheit heraufbeschwört, indem er nach den Sternen greift.
Schon während des Studiums
Ja, in Oberfranken engagiert sich der Mittelfranke mittlerweile, der seinen Werdegang am Nürnberger Meistersinger Konservatorium begann. Studienjahren in Unterfranken (Hermann-Zilcher-Konservatorium Würzburg) folgten ein erster Studienabschluss in Köln (mit summa cum laude) und ein Aufbaustudium.
Zuvor schon hatte Mangelsdorff den Bassisten fürs Deutsch-Französische Jazzensemble rekrutiert - und später auch sein Quintett. Eine Zusammenarbeit begann, die die weitere Karriere Schieferdeckers prägte. Und natürlich erzählte der Franke dem berühmten Frankfurter Blech-Pionier eines Tages auch von seiner ersten Jazzerfahrung. "Ich fand als Grundschüler ja nicht leicht Zugang zu Mangelsdorffs Musik, die eine Herausforderung war", so der Bassist. Dafür aber von nachhaltiger Wirkung.
So war Mangelsdorff, der 2005 starb, mit seinem Spiel "auf totales Risiko" letztendlich zum Wegbereiter der Emanzipation des europäischen Jazz geworden.
Mit etlichen anderen renommierten Musikern arbeitete Schieferdecker im Lauf der Jahre, darunter Bill Stewart, Kevin Hays, Danny Grissett und Vincent Herring. Nicht zu vergessen Ray Brown, bei dem der Bassist am "Big Apple" seinen Sound perfektionierte, wie auf Schieferdeckers Homepage nachzulesen ist.
Kirchenmusiker des Barock
Zurück aber zum versprochenen Griff nach den Sternen. Dem Projekt "Asteroid 7881", hinter dem ein fernes Kapitel Schieferdeckerscher Familiengeschichte steht.
So lässt der 42-Jährige darin die Musik eines Urahnen aufleben, nach dem man jenen "Asteroid 7881" benannte: Johann Christian Schieferdecker (1679 - 1732), Kirchenmusiker des Barock, Organist, Komponist und Nachfolger des berühmten Lübecker Kantors Dietrich Buxtehude.
Auf "ureigene jazzige Weise" bearbeitete Schieferdecker Schieferdecker, um das Bamberger Publikum am 17. Januar auf eine "abenteuerliche Reise durch die Galaxien der klassischen, zeitgenössischen und modernen Musik" zu schicken: "Space, Improvisation, Interaktion", verspricht der Franke, an dessen Seite Jesse Milliner (Piano), Christian Torkewitz (Sax) und Silvio Morger (Drums) zu erleben sind.
Neue Ausdrucksformen
Und welche weiteren Pläne hat der Bassist und Komponist für die Uni Bigband, neben der Schieferdecker auch die Jazz-Pop-Combo der Bamberger Universität leitet? Vom hohen Niveau, schwärmt Schieferdecker in dem Zusammenhang und möchte das Repertoire des Ensembles über neue Projekte weiter öffnen. Wie überhaupt sieht der Franke die Zukunft des Jazz, der schon so oft totgesagt wurde? "Jede Generation wird ihre eigene Ausdrucksform finden - auf der Basis der Tradition und der Kommunikation, von der der Jazz lebt."