"Bedenkliche Parallele": Schmierereien am Mohren-Haus alarmieren Antisemitismus-Beauftragten

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Bamberg: Schmierereien an Mohren-Haus alarmieren Antisemitismus-Beauftragten - "bedenkliche Parallele"
Ein Unbekannter beschmierte das Mohren-Haus in Bamberg. Patrick Nitzsche, der Antisemitismus-Beauftragte der Stadt, hat sich eingeschaltet.
Ralf Welz (inFranken.de); Benjamin Gerges (Uni Bamberg) / Collage: inFranken.de
Bamberg: Schmierereien an Mohren-Haus sorgen für Wut - "selbstgerechte Arschlöcher"
Bamberg: Schmierereien an Mohren-Haus sorgen für Wut - "selbstgerechte Arschlöcher"
Ralf Welz / inFranken.de
Bamberg: Schmierereien an Mohren-Haus sorgen für Wut - "selbstgerechte Arschlöcher"
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Benjamin Herges (Uni Bamberg)
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Ralf Welz / inFranken.de
Bamberg: Schmierereien an Mohren-Haus sorgen für Wut - "selbstgerechte Arschlöcher"
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Ralf Welz / inFranken.de

Schmierereien am Mohren-Haus in Bamberg haben den Antisemitismus-Beauftragten der Stadt alarmiert. Der Experte sieht eine "bedenkliche Parallele zur NS-Zeit".

  • Bamberg: Schmierereien an Mohren-Haus machen Historiker hellhörig
  • Antisemitismus-Beauftragter stellt "bedenkliche Parallele zur NS-Zeit" fest
  • Gemeinsames Gespräch mit Mohren-Haus-Inhaber und Israelitischer Kultusgemeinde

In der Bamberger Innenstadt wurden vor Kurzem die Außentüren des Mohren-Hauses mit gelber Farbe besprüht - inFranken.de berichtete davon. Die Schmierereien an der Front des Einrichtungsgeschäfts haben in der Folge auch die Aufmerksamkeit des städtischen Antisemitismus-Beauftragten erregt. "Gelb ist die einzige Farbe, die verwendet wurde", hält Patrick Nitzsche fest. "Ausgerechnet Gelb."

Bamberger Mohren-Haus mit gelber Farbe besprüht: Antisemitismus-Beauftragter wird "aufmerksam"

Zwar sei es möglich, dass die Hinterlassenschaften an den Türtafeln des Geschäfts lediglich "Gekrakel" ohne weitere Bedeutung seien. "Man kann es aber auch so interpretieren, dass es sich auf den Türen zweimal um das gleiche Zeichen handelt - einmal konkav und einmal konvex." 

Insbesondere die verwendete gelbe Farbe lassen bei dem Historiker die Alarmglocken schrillen. Gelb galt in der Vergangenheit lang als Farbe der Geächteten. "Diese Tradition geht auf das Mittelalter zurück", erklärt Nitzsche. Vor allem Juden mussten unter Diskriminierung durch die Farbe Gelb leiden. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Juden zum Tragen des sogenannten "Judensterns" gezwungen. Der gelbe Stern an ihrer Kleidung diente der öffentlichen Kennzeichnung und Ächtung. 

"Insofern bin ich aufmerksam, wenn so was passiert", hält Nitzsche mit Blick auf die Schmierereien am Mohren-Haus fest. Als Antisemitismus-Beauftragter nehme er auch Dinge wahr, die vielleicht nicht auf den ersten Blick auf eine Abneigung gegenüber Juden schließen ließen. Auch wenn nach vor unklar ist, welche Intention hinter der Verunstaltung der Ladenfront steckt, lassen derartige Vorfälle den Historiker offenkundig hellhörig werden. "Zumindest ist das eine ernste, bedenkliche Parallele zur NS-Zeit", betont Nitzsche. 

"Mit solchen Aktionen sollten Geschäfte boykottiert werden"

"Mit solchen Aktionen sollten Geschäfte boykottiert werden", erläutert Nitzsche. Auch wenn es sich nicht um einen jüdischen Besitzer handelt, kann es sich dennoch um NS-Methoden handeln." Im vorliegenden Fall sei durchaus denkbar, dass der Mohren-Haus-Betreiber mit Schmierereien und ähnlichen Vorkommnissen zu einer Änderung des in manchen Augen diskriminierenden Geschäftsnamens gezwungen werden soll. 

Hintergrund: Der Begriff "Mohr" ist eine veraltete deutschsprachige Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Laut Duden gilt der Begriff heute als diskriminierend. In Bezug auf Straßen- oder Gebäudenamen lag bei der jeweiligen Namensgebung vor langer Zeit indes in der Regel keine rassistische Motivation vor.

Für Ludwig Papritz, den Inhaber des Mohren-Hauses an der Oberen Brücke, kommt eine Namensänderung des jahrhundertealten Gebäudes indessen keineswegs infrage.

Mohren-Haus-Inhaber spricht mit Antisemitismus-Beauftragten und Israelitischer Kultusgemeinde

Auf die jüngsten Hinterlassenschaften an seiner Ladenfront reagierte der Bamberger Geschäftsmann mit einem Aushang in derber Wortwahl. Bei den Urhebern der Farbaktion handele es sich aus seiner Sicht um "selbstgerechte" Zeitgenossen, die von ihrer eigenen Unfehlbarkeit augenscheinlich überzeugt seien. "Mit Menschen, die von Blindheit und Blödheit geschlagen sind, kann man nicht diskutieren", betont Papritz im Gespräch mit inFranken.de

Für ihn sei der Vorfall, der sich an Ostern zugetragen hat, kein Thema mehr. "Ich habe die Sache längst abgehakt", sagt er. "Die Leute, die so was machen, werden viel zu ernst genommen." Nichtsdestotrotz soll infolge der Schmierereien kommende Woche ein Gespräch zwischen dem Mohren-Haus-Inhaber, dem städtischen Antisemitismus-Beauftragten und einem Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde in Bamberg stattfinden.