Rund um den Bamberger Dom hat es eine einzigartige archäologische Untersuchung gegeben. "Eine große Fläche des Domplatzes ist bislang nicht erforscht worden", erklärt Expertin Wieke de Neef. Dies soll sich nun dank eines neu entwickelten Radar-Systems ändern.
Bamberger Dom:Archäologische Untersuchung soll Licht ins Dunkel bringen
"Hier wurde noch nicht gegraben": Großes Areal am Domplatz bislang unerforscht
Suche nach Überresten mittelalterlicher Gebäude mit neuartigem Bodenradar
"Ist hier alles ein Überraschungsei": Archäologin hofft auf neue Erkenntnisse
Der Dom gilt als das prägendste Bauwerk der Welterbestadt Bamberg. In seiner Architektur ist er stilistisch kein einheitliches Gebäude. Der heute bestehende Bamberger Dom ist bereits die dritte Version der Kathedrale. Geweiht wurde er 1236. Viele Jahrhunderte später ist das markante Gotteshaus und seine Umgebung gleichwohl an vielen Stellen noch immer nicht umfassend ergründet - zumindest bis heute. Denn durch eine vor Ort bislang einzigartige Untersuchungsmethode kann sich das schnell ändern.
Bamberg: Archäologische Untersuchung am Bamberger Dom - neu entwickeltes Radar-System im Einsatz
"Hier wurde noch nicht gegraben", erklärt Wieke de Neef bei einem Ortstermin mit Blick auf das Kopfsteinpflaster-Areal zwischen Dom und Alter Hofhaltung. Abgesehen von einer vormaligen Säule auf dem Domplatz halten sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Domplatz laut der Leiterin des Lehrstuhls für Geophysikalische Prospektion und Dokumentation in der Archäologie und Bauforschung der Universität Bamberg in Grenzen. "Eine große Flächedes Domplatzes ist bislang nicht erforscht worden." Mithilfe einer modernen technischen Methode erhofft man sich nun jedoch neue Einsichten in die Bamberger Stadtgeschichte.
Zu diesem Zwecke fand am Mittwoch (14. Juni 2023) eine geophysikalische Untersuchung im und am Dom statt. Mit einem neu entwickelten Bodenradar hielten Experten und Studierende auf dem Domplatz nach Überresten mittelalterlicher Gebäude Ausschau. Im Inneren der Kirche suchten die Forscher unter anderem nach den noch unbekannten Fundamenten der Türme des Heinrichsdoms, einem mittelalterlichen Vorläufer des heutigen Doms.
Vor Ort kam ein neuartiges Radar-System zum Einsatz, das in der archäologischen Forschung bisher kaum Verwendung fand. "Es ist eine neue Art der Messung", sagt Burkart Ullrich von der Berliner Firma "Eastern Atlas", der das Uni-Team unterstützte. Auf einem Quad samt Anhänger fuhr sein Kollege Ronald Freibothe am Mittwoch mit dem Bodenradar großräumig den Domplatz ab. Dauer: Rund zwei Stunden. Die Vorzüge der neuen Radar-Methode liegt laut Ullrich unter anderem in deren breitem Frequenzbereich, der 20-fachen Datenmenge im 3D-Format sowie der exakten Positionierung per GPS. "Das alles führt zu einer neuen Qualität der Daten", so der Physiker.
"Ist hier alles ein Überraschungsei": Experten hoffen auf Spuren mittelalterlicher Gebäude
Mit einer Handvariante des Radargeräts wurde anschließend auch das Innere des Doms unter die Lupe genommen. Im Blickpunkt standen dort insbesondere die beiden Seitenschiffe des Gotteshauses. Der Vorteil der modernen Technik: Mit dem neuartigen Radar lassen sich womöglich Gesteine und Mauern ohne Ausgrabungen lokalisieren. "Die Arbeitsmethode ist völlig zerstörungsfrei und hat das Potenzial, unser Verständnis der historischen Phasen des Doms im Zentrum des UNESCO-Erbes zu erweitern“, erklärt Wieke de Neef, die das Projekt im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit ihren Studierenden angeht.
Laut Cornelia Lohwasser vom Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Bamberger Uni wurde auf dem Domplatz bis heute nicht gegraben - auch nicht an der Stelle, wo bis 1779 die sogenannte Tattermannsäule gestanden hatte. Der Grund: "Man wollte natürlich das Bodendenkmal in Ruhe lassen und nicht weiter beschädigen", erläutert die Archäologin. "Das ist hier alles ein Überraschungsei." Auch sie erhofft sich mithilfe des Bodenradars neue Erkenntnisse. "Ich glaube schon, dass unter der Erde etwas liegt", sagt Lohwasser. In Betracht kommen demnach etwa Spuren kleiner Mauerzüge oder Pfostenlöcher.
"Es kann sein, dass sich die Bebauungen einmal ganz nah in Richtung Dom erstreckt haben. Der zweite Dom war nicht so lang wie der heutige." Nach Lohwassers Auffassung könnte durch den Einsatz der neuartigen Technik vielleicht sogar ein Forschungsstreit beigelegt werden - nämlich die Frage, an welcher Stelle rund um das Bischofsgrab einst die Türme des Heinrichsdoms standen. "Wir wollen jetzt in den Seitenschiffen messen. Wir suchen den Standort der Osttürme", sagt sie. Mit ersten Antworten wird zeitnah gerechnet. Die Auswertung der archäologischen Untersuchungam Bamberger Dom soll noch in dieser Woche in Zusammenarbeit mit den Studierenden erfolgen.