Die Stadt wehrt sich gegen Vorwürfe, in Sachen Kinderbetreuung hinterherzuhinken. Eine Kita-Offensive soll mittelfristig 500 bis 600 neuen Plätze schaffen.
Wie viele Kinder muss eine Erzieherin im Kinderhort bzw. im Kindergarten betreuen? Laut einer kürzlich veröffentlichten Bertelsmann-Studie gibt es hier bayernweit gravierende Unterschiede. So schneidet beispielsweise der Landkreis Kulmbach mit einem Personalschlüssel im Krippenbereich (also bei der Betreuung von Kleinkindern bis drei Jahren) von 1:3,3 im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung mit am besten ab. Die Stadt
Bamberg hingegen liegt laut der Untersuchung mit einem Personalschlüssel von 1:4,3 eher im Mittelfeld. Selbst der Landkreis Bamberg schneidet mit einem Personalschlüssel im Krippenbereich von 1:4,1 noch besser ab.
Es muss aber auch festgehalten werden, dass in den Kindergartengruppen mit einem Personalschlüssel von 1:9,0 die Stadt Bamberg vor dem Landkreis Kulmbach liegt, der lediglich eine Erzieherin auf 10,5 Kinder kommen lässt. Allerdings hat auch hier der Landkreis mit einem Personalschlüssel von 1:8,9 knapp die Nase vorn.
Bayerns Familienministerin Emilia Müller (CSU) unterstellte der Studie "unseriöse Arbeitsweisen".
Wir wollten es genauer wissen und haben bei der Stadt Bamberg nachgefragt. Diese wehrt sich vor allem gegen den Begriff "durchschnittlich": "Betrachtet man die Deutschland-Karte der Studie im Bereich der Krippen, so steht Bamberg alles andere als durchschnittlich dar, sondern liegt im grünen Bereich, sprich der zweitbesten von fünf Stufen", betont Pressesprecher Steffen Schützwohl gegenüber der Lokalredaktion. Ferner widme sich die Studie lediglich der personellen Ausstattung der vorhandenen Betreuungseinrichtungen, sage aber nichts über die Quantität der Betreuungsplätze aus. Insofern sei ein wesentlicher Punkt zur Betreuungssituation (und damit ein wichtiger Teilaspekt der Familienfreundlichkeit) in einer Kommune gar nicht berücksichtigt. "Und gerade hier wurde bei uns in Bamberg ein großes Investitionspaket, die sogenannte Kita-Offensive, geschnürt, bei der es vor allem um den quantitativen Ausbau, also die Schaffung von zusätzlichen Plätzen, geht", unterstreicht der Pressesprecher. Zudem bleibe seiner Meinung nach auch unberücksichtigt, welche Qualifikation das Personal habe und genau dies sei mit ausschlaggebend; nicht nur alleine die Anzahl der betreuenden Personen.
Darüber hinaus erfülle die Stadt Bamberg den gesetzlichen Anspruch, jedem Kind einen Kita-Platz anzubieten. "Natürlich sehen wir den großen und steigenden Bedarf, der nicht immer sofort gedeckt werden kann. Dieser Situation wird mit der von Oberbürgermeister Andreas Starke initiierten Kita-Offensive begegnet, die darauf abzielt, bis 2020 mehrere hundert zusätzliche Plätze für alle Altersgruppen zu schaffen. Dazu gehören Erweiterungen von bestehenden Einrichtungen, aber auch Neubaumaßnahmen", erläuterte Schützwohl. Auch hätte es noch keinerlei Klagen gegen Bamberg gegeben, weil jemand sein Kind nicht in einer Kindertagesstätte habe unterbringen können.
Eltern zufrieden
Überhaupt sind nach Auskunft der Stadtverwaltung die Eltern mit der Betreuung ihrer Kinder in Bamberg sehr zufrieden, was eine Online-Elternbefragung, die dieses Jahr durchgeführt wurde, belege. "Es gab in letzter Zeit durch die Stadt keine ausdrückliche Befragung des Personals in Kitas; bei den vielen regelmäßigen Kontakten wird jedoch immer wieder geäußert, dass viel Personal in Kitas ist, aber andere Unterstützungen notwendig wären, wie beispielsweise im hauswirtschaftlichen Bereich". So brauche beispielsweise das Mittagessen - heutzutage Standard in jeder Kita - viel zeitlichen Aufwand für das pädagogische Personal. Einige Einrichtungen leisten sich hier extra Hauswirtschaftskräfte, die das Zubereiten, Austeilen und Erwärmen übernehmen und damit das pädagogische Personal entlasten, so dass dieses mehr Zeit für den Erziehungs- und Bildungsauftrag hat. Damit sei einmal mehr die Zahl der Betreuer allein noch kein eindeutiger Indikator für die Qualität der pädagogischen Betreuung. Es komme vielmehr darauf an, welche Aufgabenbereiche diese abdecken müssten.
Doch warum hat der Landkreis beim Personalschlüssel sowohl im Kinderkrippenbereich als auch im Kindergarten die Nase vorn? Darüber lasse sich laut Schützwohl allenfalls spekulieren, zudem der rein statische Wert auch nur ein klein wenig besser sei. "Allerdings ist bei der Kinderbetreuung nicht der Landkreis unmittelbar zuständig, sondern verantwortlich sind die einzelnen Kommunen. Und in einer kleinen Kommune mit ein oder zwei Einrichtungen fällt es vielleicht auch leichter, mehr Plätze vorzuhalten, auch wenn diese dann zeitweise nicht immer voll belegt sind", mutmaßt der Pressesprecher. Ferner dürfe nicht vergessen werden, dass die Einwohnerzahl Bambergs in den vergangenen sieben Jahren um 5000 angestiegen und damit auch die Herausforderung für die Kommune angewachsen sei.
Fakt sei ferner, dass die Stadt Bamberg in den vergangenen Jahren die Zahl der Kinderkrippenplätze um 317 Prozent zwischen 2005 und 2016 gesteigert und somit auf den erhöhten Bedarf reagiert habe. Darüber hinaus verfüge die Stadt über eine große Zahl an Kindergartenplätzen und einen hohen Versorgungsgrad bei der Betreuung von Schulkindern in Form von Kinderhorten, Schulkindbetreuung in Kindergärten sowie Mittagsbetreuung an Schulen und Ganztagsschulen.
Hunderte neue Plätze
"Durch stetig steigende Geburtenzahlen, die Attraktivität Bambergs als neuer Wohnort und den Zuzug von Flüchtlingsfamilien steht Bamberg auch im Bereich der Kinderbetreuung vor besonderen Herausforderungen", betont Steffen Schützwohl.
Aus diesem Grund habe Bamberg Ende 2016 ein gut zehn Millionen Euro schweres Finanzpaket zum Ausbau der Kinderbetreuung geschnürt. Ziel sei die Schaffung von mittelfristig 500 bis 600 neuen Plätzen im Bereich der Betreuung von Kindern zwischen 0 und sechs Jahren.