Die Stadtratsfraktionen von CSU und Grünen fordern eine Verkleinerung des Bamberger Ankerzentrums. Sie wollen mehr Wohnungen für Bürger.
Entsteht auf dem Areal des Ankerzentrums in Bamberg neuer Wohnraum? Günstige Wohnungen sind in Bamberg Mangelware. Die Stadtratsfraktion der CSU fordert daher eine Verkleinerung des Ankerzentrums. Die frei gewordenen Flächen könnten dann der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. "Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum", erklärt Stadtrat Stefan Kuhn inFranken.de.
Unterstützung kommt vonseiten der Grünen. "Mir ist es ein großes Anliegen, dass man Wohnraum schafft, den sich Familien auch leisten können", betont Stadträtin Karin Einwag. Ziel sei es, das Gebiet zu erwerben und den Bamberger Bürgern zugänglich zu machen. "Der Stadtrat zieht da an einem Strang - interfraktionell", sagt die Grünen-Landtagsabgeordnete Ursula Sowa. "Die Zukunftsentwicklung dürfen wir uns nicht nehmen lassen."
Zukunft von Ankerzentrum: Bamberger Stadtrat will Wohnungen schaffen
Durch eine Verkleinerung des Ankerzentrums könnten auf dem früheren Gelände der US-Armee neue Wohnungen entstehen - oder bestehende Gebäude anderweitig genutzt werden. Auf dem Areal im Bamberger Osten hat seit September 2015 die "ANKER-Einrichtung Oberfranken" (AEO) ihren Sitz. Sie fungiert als Anlaufstelle für Asylbewerber in Oberfranken und bietet Platz für 3400 Bewohner. CSU-Stadtrat Kuhn zufolge ist die Unterkunft dabei jedoch über Monate hinweg im Schnitt nur zu einem Drittel belegt. Demnach lebten im November und Dezember lediglich 700 Menschen im Ankerzentrum.
Kuhn räumt zugleich ein, dass es zuletzt einen erheblichen Anstieg der Belegungszahlen gegeben habe. "Die Belegungen liegen aktuell deutlich über 1000", sagt er. Um wertvollen Wohnraum zu schaffen, müsse dennoch verhandelt werden, ob nicht einzelne Blöcke und Grünflächen für die Bevölkerung herausgenommen werden könnten. Zwar verstehe er, dass man angesichts der aktuellen Corona-Situation immer Quarantäneflächen vorbehalten müsse. Raum für eine Verkleinerung des Ankerzentrums sieht der CSU-Stadtrat aber trotzdem.
Kurzfristig schwebt dem Kommunalpolitiker dabei vorrangig der Bau eines Bolzplatzes vor Augen. Von diesem sollen insbesondere die Kinder der sogenannten NATO-Siedlung profitieren. "Da wohnt eine Vielzahl von Menschen", sagt Kuhn. "Die Kinder wachsen heran und haben dort nichts." Die vorgesehene Fläche könne ohnehin nicht bebaut werden, da sie als Hochwasserschutz fungiere. Die Stadt Bamberg sei bereit, den Zaun zu versetzen und dort einen Bolzplatz zu errichten. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) habe in diesem Punkt unlängst seine Unterstützung zugesichert.
Mehr Wohnraum für Bamberg: "Das wäre natürlich unser großer Wunsch"
Mittelfristiges Ziel ist aber mehr Wohnraum für Bamberg. "Das wäre natürlich unser großer Wunsch", sagt Kuhn. Sein Vorwurf: "Die Stadt hat da in den letzten Jahren zu wenig gemacht." Ihm zufolge ließen sich "ein, zwei Blöcke" aus dem Gebäudekomplex herauslösen. Teilweise handele sich um Vier- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen. Die Häuser seien in einem guten Zustand. "Auch vom Schnitt her, von der Größe der Wohnungen, wären sie interessant für viele Wohnungssuchende", betont Kuhn. "Wir haben in Bamberg eine Vielzahl von Alleinerziehenden, die auch Wohnungen brauchen. Und sie können sich nicht exorbitante Mieten auf der ERBA oder sonst wo leisten", betont der CSU-Stadtrat.
Ähnlich betrachtet es die Grünen-Abgeordnete Ursula Sowa. Auch sie sieht Spielraum für eine vorzeitige Herauslösung von Teilflächen des Ankerzentrums. Ihr Argument: Ab einer Belegungszahl von 840 Bewohnern sollten weitere Asylbewerber in "normalen Wohnungen" unterkommen. Somit könnten "zwei, drei, vier Baukörper" herausgelöst werden. Sowa betont zugleich, dass sich die Stadt Bamberg ihrer Verantwortung in der Flüchtlingsfrage bewusst sei. Sie plädiert für "eine dezentrale Unterbringung von Geflüchteten". "Das Gelände ist aktuell ein einziges Ghetto." Die Politikerin wünscht sich deshalb ein Areal, dass von verschiedenen Bevölkerungsstrukturen durchmischt ist: "Ein schönes grünes Viertel ohne Zäune."
Man beachte die Zahlen: im November 700 Bewohner, jetzt über 1000. Während wir im harten Lockdown möglichst daheim bleiben sollten, hat die Landesregierung Menschen durch das Land gefahren. Die Folgen für den Inzidenzwert Bambergs vom vormals Musterkind in Bayern zum jetzigen Zustand sind ja bekannt.
Mal schauen, ob sich das Volk im Herbst bei Söder&Co „bedankt“!
P.S, mal schauen ob das gepostet wird, bisher wurde ja Kritik an Söder immer zensiert, frag mich, was dahinter steckt
Das schöne grüne Viertel hätte man vor 7 Jahren errichten können, gleich nachdem die US-Armee Bamberg verlassen hat. Aber jetzt kommt wieder meine Gebetsmühle: Die Wohnungen waren allesamt Asbest-verseucht und nicht bewohnbar, bevor eine riesige Sanierung passieren müsse. Und schwups kamen die ersten Flüchtlinge und auch die Polizeischule zog hinzu; und der Asbestdunst und seine gesundheitsschädlichen Folgen waren kein Thema mehr.
Dass man grundsätzlich mit den Flüchtlingsfamilien nicht in guter Nachbarschaft auskommen kann, möchte ich so allgemein nicht sagen wollen. Aber einfach stelle ich es mir in vielen Fällen nicht vor und es ist vor allem abhängig vom Charakter und dem Integrationswillen dieser Leute - und dem der einheimischen Bevölkerung. Wenn man es will, geht gar viel.
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Die Flüchtlingskrise aus 2015 ist schon lange keine Krise mehr, nicht nur deshalb weil in den Medien die Corona-Krise den Platz 1 seit nunmehr über einem Jahr eingenommen hat. Es geht viel mehr um die systematische Integration der seit inzwischen über fünf Jahren in Deutschland ansässigen Menschen aus anderen Kulturen. Dafür wird kein Ankerzentrum mehr benötigt, schon lange nicht mehr. Es wird aber dringend Wohnraum benötigt für alle Menschen und für alle Familien. Also sollte man die Ankerzentren komplett auflösen - in ganz Deutschland - und endlich eine klare Richtung einschlagen, die eine Integration als erstes Ziel verfolgt.
Werter "Frankenbaer",
Sie wissen offensichtlich auch nicht, wofür ein Ankerzentrum dient und was dort los ist. Es lebt jedenfalls kein einziger Ausländer "seit inzwischen über fünf Jahren" dort.
In den Ankerzentren sind vielmehr die Ausländer untergebracht, die eine sog. negative Bleibeperspektive haben, also zeitnah abgeschoben werden sollen. Deswegen ist auch die Stimmung dort nicht besonders gut. Und diese Einrichtungen werden sehr wohl weiterhin und dauerhaft gebraucht werden, weil der Zustrom dank entsprechender Anreize nicht abreißen wird.