Es gibt eine Stelle in München, die nichtstaatliche Museen unterstützt. Zwei Mitarbeiter tourten durch den Landkreis und gaben Hilfestellung. Die erste Station: Scheßlitz - die veterinärmedizinische Sammlung hat Potenzial.
Uff! 80 000 Exponate. Dr. Alexander Wießmann und Shahab Sangestan schnaufen hörbar inmitten der Berge zusammengetragener Pretiosen, die sich da im Alten Bahnhof der Stadt Scheßlitz türmen. Auf ihnen ruhen die Hoffnungen, nicht nur des heimischen Abgeordneten Heinrich Rudrof, sondern vor allem der Mitglieder des Historischen Vereins. Sie versprechen sich Tipps ebenso wie Fördermittel von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, von der Rudrof das Experten-Duo eingeladen hat. Im Anschluss an Scheßlitz führte die Tour die beiden Herren in Sachen Museum nach Hirschaid, Röbersdorf und Baunach.
Von den rund 1350 Museen im Freistaat sind gut 1250 nicht staatlich. Damit fallen sie in die Zuständigkeit der Landesstelle, für die Wießmann und Sangestan kürzlich in die Region Bamberg kamen. Wegen dieses Besuchs haben rührige Mitglieder des Historischen Vereins Scheßlitz zwei Tage lang einen Raum aus- und umgeräumt, um zumindest einige Exponate gut zu präsentieren.
"Was sollen wir damit?", fragt Vereinsvorsitzende Franziska Hintzke die Experten. Sie meint eben diese 80 000 Exponate, die der Verein im Laufe der Jahre gesammelt und im Bahnhof deponiert hat. Man sei regelrecht überflutet worden, erklärt Zweiter Vorsitzender Eberhard Schäl die beachtlichen Stapel und Objektberge. Die Kernfrage in Scheßlitz ist die, was jetzt: "An die Eigentümer zurückgeben?", stellt Vorsitzende Hintzke provokativ.
Überblick verschaffen
Vor einer Antwort wollen sich Wießmann und Rangestan eine Art Grobüberblick verschaffen und begeben sich mit Rudrof, Landrat Johann Kalb, dem Scheßlitzer Bürgermeister Roland Kauper sowie ein paar Leuten aus der Führung des rund 150 Mitglieder großen Vereins auf Entdeckungstour durchs Sammelgut:. Landwirtschafts-Utensilien zuhauf, dann Schultafeln, Bänke und weitere Lehrartikel und vieles, vieles mehr aus der Schäätzer Vergangenheit.
Nach dem groben Durchforsten bleibt der Ansatz, der sich beinahe schon zu Beginn ergeben hat: Neben dem beachtlichen Unterkiefer eines Pferdes und dem konservierten vierbeinigen Entenküken im Glas sowie diversen mächtigen Instrumenten der Geburtshilfe sind es die weiteren veterinärmedizinischen Objekte, an denen die Museums-Experten Gefallen finden. Schließlich umfasst dieser Teil der Exponate mit rund 12 000 Stücken einen "übersichtlicheren" Bereich. Dass der Verein eine zeitnahe Lösung brauche, unterstreicht die Führungsriege Mal um Mal.
Angesichts der Objektfülle wird den Scheßlitzern dringend zur Entsammlung und zur Besinnung auf ein Alleinstellungsmerkmal geraten. Dafür muss natürlich der Bestand gesichtet und inventarisiert werden. Mut zum Museums-Projekt macht kein Geringerer als der Landrat. Hans Kalb erklärt, wie es praktisch aus dem Nichts gelungen ist, in Buttenheim das Levi-Strauss-Museum in Buttenheim aufzubauen. Auch, weil die Scheßlitzer immer wieder fragen, ob ihnen nicht eventuell Studenten behilflich sein können. Auch hier kann der Landrat mit Buttenheim ein positives Beispiel nennen: Man habe eine Studentin zunächst als ABM-Kraft eingestellt. Der Museumsaufbau sei zudem in deren Uni-Arbeit eingeflossen.
Zunächst jedoch, so erklärten die Experten von der Landesstelle, bedürfe es einer Potenzialanalyse und einer Machbarkeitsstudie, die man durchaus fördern könne. Das sei der richtige Weg, schließlich plane man für die nächsten 50 Jahre. Angesichts des doch fortgeschrittenen Alters der aktiven Vereinsmitglieder dränge die Zeit, ließen die Scheßlitzer erneut wissen.
Nachdem die rund 400 vollgestellten Quadratmeter des Alten Bahnhofes "inspiziert" sind und die Münchner unter anderem Feld-Veterinärskiste, Teile einer tierärztlichen Hausapotheke, die Schlagmaske für Rinderschlachtung als ersten tierschützerischen Ansatz im Schlachtbereich sowie weitere Objekte aus der Veterinärmedizin entdeckt haben, steht fest, wohin der Weg für Scheßlitz führen kann: Die Aufbereitung der veterinärmedizinischen Sammlung, die im Vergleich zum gesamten Bestand einen vergleichsweise überschaubaren Teil ausmacht.
Digitale Erfassungr
Für die nötige digitale Erfassung, so Bürgermeister Kauper, stelle die Stadt einen (beheizten) Raum. Auf jeden Fall, so findet nicht nur er, habe sich der Besuch der Experten schon gelohnt. "Ein tolle Sammlung, da kann man was draus machen", fasst Experte Wießmann am Ende zusammen und sagt dem Verein weitere Hilfestellung zu.