Auch im Raum Bamberg: Marienkäfer in Massen

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Jeder "Punkt" auf dem Stein ist ein Marienkäfer. Das Bild entstand an einem Waldrand bei Trabelsdorf im Landkreis Bamberg. Foto: Jutta Behr-Groh
Jeder "Punkt" auf dem Stein ist ein Marienkäfer. Das Bild entstand an einem Waldrand bei Trabelsdorf im Landkreis Bamberg. Foto: Jutta Behr-Groh
 

Auf der Suche nach einem Platz für den Winter tauchen Marienkäfer zur Zeit in Schwärmen auf.

Beim Spaziergang in der Herbstsonne kann man zur Zeit auch im Raum Bamberg eine Invasion der besonderen Art erleben: Marienkäfer. Stellenweise treten sie so zahlreich auf, dass die Luft schwirrt. Sie lassen sich nicht nur auf Blättern und Steinen nieder, sondern sogar auf Menschen. Was ist da los?

Die Frage stellten wir Jürgen Gerdes, promovierter Biologe im Dienst der Stadt Bamberg. Seine Antwort kam prompt: "Dass sie jetzt Massenstärken erreicht haben und invasiv wirken, hängt sicherlich mit dem warmen trockenen Sommer und der üppigen Läusenahrung zusammen."


Relativ junges Phänomen

Ein anderer Grund ist, dass sich bei uns eine asiatische Art immer mehr verbreitet, die in Schwärmen überwintert. Die einheimischen Arten, unter denen der Siebenpunkt-Marienkäfer am häufigsten ist, verbringen den Winter dagegen als Single.
Das erklärt, warum solche Invasionen ein relativ neues Phänomen sind.

Nach den Beobachtungen des Naturschutzbundes (Nabu) ist 2015 ein gutes Marienkäferjahr. Die Tiere würden die letzten Sonnentage nützen, um sich auf ihre Wanderungen in wärmere Regionen Europas zu begeben.

In ihrer asiatischen Heimat überwintern die Marienkäfer in Felsritzen, sagt Gerdes: "Bei uns werden sie daher von Hauswänden, Grabsteinen, Türspalten und anderen Ersatzbiotopen angelockt."

Die asiatischen Marienkäfer erkennt man an den größeren hellen Punkten und Mustern am Halsschild. Sie wurden vor ein paar Jahren als so genannte Nützlinge im Erwerbsgartenbau gezielt eingeführt, um Blattläuse zu bekämpfen.Dann haben sie sich aus den Gewächshäusern in die freie Natur abgesetzt und dort enorm verbreitet.


Gefrässige Nützlinge

Laut Gerdes fressen auch die heimischen Marienkäfer und ihre Larven Blattläuse, jedoch nicht so viele wie ihre asiatische Verwandtschaft. Diese mache sich auch über Schildläuse und andere Schädlinge her. Bedauerlich sei, dass die importierten Arten den heimischen durch ihre Größe beim Beutefang und -verzehr überlegen seien und so die angestammten Arten zurückgedrängt würden. Laut Nabu gibt es in Deutschland 70 Arten von Marienkäfern, weltweit 4500.

Immer wieder verirren sich Marienkäfer auch in Wohnungen. Experten appellieren, die Tierchen vorsichtig ins Freie zu bugsieren. In den Häusern sei es für die Käfer zu warm: Sie könnten nicht in Kältestarre verfallen und müssten verhungern.