Kreis Bamberg: Angst vor Feuerteufel macht sich breit

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Zum zweiten Mal in dieser Woche hat es in der Schlesienstraße in der Lichteneiche gebrannt und das gleich an zwei Stellen. Foto: A. Schreiber
Zum zweiten  Mal in dieser Woche hat es in der Schlesienstraße in der Lichteneiche gebrannt und das gleich an zwei Stellen.  Foto: A. Schreiber
Hier hat es Donnerstagabend gebrannt.Foto: Anette Schreiber
Hier hat es Donnerstagabend gebrannt.Foto: Anette Schreiber
 
Die Reste der Brandnacht vom DienstagFoto: Anette Schreiber
Die Reste der Brandnacht vom DienstagFoto: Anette Schreiber
 
Die Fahndung läuftFoto: Anette Schreiber
Die Fahndung läuftFoto: Anette Schreiber
 
Bei den Bränden eingesetzt und wieder als aktuelle Feuerlöscher deponiertFoto: Anette Schreiber
Bei den Bränden eingesetzt und wieder als  aktuelle Feuerlöscher deponiertFoto: Anette Schreiber
 
Abgelaufen, schon langeFoto: Anette Schreiber
Abgelaufen, schon langeFoto: Anette Schreiber
 
Die ausgebrannten Papiertonnen und PapierresteFoto: Anette Schreiber
Die ausgebrannten Papiertonnen und PapierresteFoto: Anette Schreiber
 
Dankbare Mieter, die von den zehn kostenlosen Hotelzimmern erfahren habenFoto: Anette Schreiber
Dankbare Mieter, die von den zehn kostenlosen Hotelzimmern erfahren habenFoto: Anette Schreiber
 
Filmteams sind wieder in der Schlesienstraße im Einsatz. Foto: Anette Schreiber
Filmteams sind  wieder in der Schlesienstraße im Einsatz. Foto: Anette Schreiber
 
Bald Dauergast in der Schleisenstraße - die Polizei
Bald Dauergast in der Schleisenstraße - die Polizei
 
In dem Haus im Hintergrund brannte es Diennstagabend, bei dem im Vordergrund Donnerstagabend,Foto: Anette Schreiber
In dem Haus im Hintergrund brannte es Diennstagabend, bei dem im Vordergrund Donnerstagabend,Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 
Foto: Anette Schreiber
Foto: Anette Schreiber
 

Dreimal in nur zwei Tagen hat es in Lichteneiche gebrannt. Zumindest in einem Fall geht die Polizei von Brandstiftung aus. Die Bewohner haben Angst.

Die Schlesienstraße erlangt allmählich Bekanntheit. In einer Weise, die sich hier keiner der Bewohner wünschen kann: Innerhalb von nur zwei Tagen und fast zum gleichen Zeitpunkt, hat es hier gebrannt: Zuerst Dienstagnacht im Keller von Hausnummer 123, dann Donnerstagnacht bei der Hausnummer 125 und als Anwohner in der benachbarten Nummer 68 nachsahen, entdeckten sie im Gemeinschafts-Trockenraum des benachbarten Hauses eine brennende Wolldecke.

Zumindest beim letzen Fall geht Pressesprecherin Anne Höfer vom Polizeipräsidium Bayreuth von Brandstiftung aus. Zu den anderen Brandfällen laufen die Ermittlungsarbeiten auf Hochtouren. Am Freitag wurde in Bamberg eine eigene Ermittlungsgruppe gegründet, die nun auch die vorherigen Feuer in der Schlesienstraße von Anfang Januar und 20. Januar einbezieht.

"Jetzt langt es langsam", sagt Inge Kestler. Seit sechs Jahren wohnt sie in der Gegend und hat da schon fünf Brände miterlebt - "oder waren es noch mehr?" überlegt sie beim Zusammenzählen. Bis jetzt hatte die 59-Jährige keine Angst. Nach den aktuellen Vorfällen glaubt sie aber allmählich schon, "dass da ein Feuerteufel unterwegs ist."

Davon ist Bürgermeister Gerd Schneider (parteilos) fast schon überzeugt. "Irgendein Arschloch ist da unterwegs, das gern zündelt", bricht es aus ihm heraus, als der Hermesbote Pakete für Bewohner von Nummer 123 abgeben will und nachfragt.

78 Menschen ohne Bleibe

Immer wieder kommen welche von den 78 Bewohnern des total verrußten Hauses, um Dinge zu holen. Klar, dass man sich austauscht. Es gibt jede Menge zu organisieren und zu koordinieren. Bei der Gemeinde laufen die Fäden zusammen, auf der Homepage (www.memmelsdorf.de) werden die Dinge eingestellt, die am dringendsten gebraucht werden. Die meisten Bewohner sind notdürftig untergekommen, in der Regel bei Verwandtschaft in der Nähe. Schneider, der um Nachbarschaftshilfe gebeten hat, schäumt geradezu vor Wut, als er erfahren muss, dass manche versuchen, aus der Notsituation Profit zu schlagen: Eine gemeindebekannte Person möchte für sein Ferienhaus 400 Euro - pro Woche. Das kann er nicht bezahlen, so ein Familienvater tonlos.

Und dann mussten für Quartiere, die praktisch schon bezogen werden konnten, über die Gemeinde wieder die Schlüssel zurückgefordert werden: Weil die Vermieter erst Sicherheiten wollten , die man so nicht geben konnte. Die Menschen, die alles verloren haben und von einem gnadenlosen Vermieter verhöhnt werden, geraten noch einmal zwischen alle Fronten.

Doch in all dem Elend gibt es auch eine gute Nachricht: Jörg Hofbauer ist mit Dirk Peter, seinem Kollegen von TV1, eigentlich nur zum Drehen gekommen. Aber er hat schnell einen Freund - Sven Friedrich - angerufen und frohe Kunde: Friedrich stellt vorerst bis Montag kostenlos zehn Hotelzimmer in Hallstadt zur Verfügung. Zwei Frauen aus der Menge der wohnungslosen Mieter umarmen die Fernsehleute spontan und auch der Bürgermeister freut sich über diese Unterstützung: "Es gibt doch noch Hilfe."

Die Freude währt nicht lang, weil Schneider dann schon wieder gebraucht wird. In Nummer 125. Die Menschen hier haben Angst, weil sie um Missstände wissen. Denn auch dieses Vielparteienhaus gehört Peter B. - wie das "Hochhaus" mit dem Kellerbrand und viele weitere in der Lichteneiche und Memmelsdorf. Im Gang stehen Feuerlöscher. Wie Mieter sagen, waren die schon lange abgelaufen. Nicht nur das, sie wurden auch für die Brände in den letzten Tagen verwendet und sind damit wohl leer. Ersatz? Fehlanzeige. Schneider erfährt von weiteren Sicherheitsmängeln und meldet sie umgehend: Polizei, Feuerwehr, Landratsamt. Denn von den Mietern aus Nummer 125 weiß Schneider, dass es auch dort gravierende Sicherheitsmängel gegeben hatte "Fluchtwege waren zum Teil versperrt", berichtet er kopfschüttelnd. "Die Bewohner hier haben Panik", erfährt er nun und befürchtet: "Da bahnt sich das nächste Drama an, hier ist Defizit hoch drei!"

Man hat einfach Angst. "Was geschieht als nächstes und, wer macht so was und warum?", fragen sich junge Mieter. Während er bei B.s Wohnhäusern immer mehr Mängel erfährt, bescheinigt Schneider der Gewo (in deren Gebäude, Schlesienstraße 68, hatte die Wolldecke gekokelt), dass da alles in Ordnung sei, Brandschutzvorschriften eingehalten würden.

Das bestätigt Heidi, eine ältere Dame. Sie ist seit 1965 Gewo-Mieterin, zuerst in der Stockseestraße und seit 1979 hier - und gerne, wie sie unterstreicht. Doch die jüngsten Vorkommnissen, "das regt einen auf, man hat das Gefühl, auf gepackten Koffern sitzen zu müssen."

Auf Wohnungssuche

Angst haben aber auch Bewohner der Einfamilienhäuser rund um die "Hochhäuser". Einige seien schon auf der Suche nach anderen Wohnungen, lässt ein 77-Jähriger wissen. Er vertraut auf seinen Wachhund.

Auch die Polizei verstärkt ihre Präsenz, so Anne Höfer und bittet weiter um Zeugenhinweise - zu den Brandvorkommnissen in der Lichteneiche seit Januar, Telefon 0951/9129 - 491.

Die Gemeinde Memmelsdorf hat ein Spendenkonto eingerichtet: Stichwort "Brandhilfe Lichteneiche" bei VR Bank Bamberg unter IBAN DE78 7706 0100 0005 7202 06