Dreimal in nur zwei Tagen hat es in Lichteneiche gebrannt. Zumindest in einem Fall geht die Polizei von Brandstiftung aus. Die Bewohner haben Angst.
Die Schlesienstraße erlangt allmählich Bekanntheit. In einer Weise, die sich hier keiner der Bewohner wünschen kann: Innerhalb von nur zwei Tagen und fast zum gleichen Zeitpunkt, hat es hier gebrannt: Zuerst Dienstagnacht im Keller von Hausnummer 123, dann Donnerstagnacht bei der Hausnummer 125 und als Anwohner in der benachbarten Nummer 68 nachsahen, entdeckten sie im Gemeinschafts-Trockenraum des benachbarten Hauses eine brennende Wolldecke.
Zumindest beim letzen Fall geht Pressesprecherin Anne Höfer vom Polizeipräsidium Bayreuth von Brandstiftung aus. Zu den anderen Brandfällen laufen die Ermittlungsarbeiten auf Hochtouren. Am Freitag wurde in Bamberg eine eigene Ermittlungsgruppe gegründet, die nun auch die vorherigen Feuer in der Schlesienstraße von Anfang Januar und 20. Januar einbezieht.
"Jetzt langt es langsam", sagt Inge Kestler. Seit sechs Jahren wohnt sie in der Gegend und hat da schon fünf Brände miterlebt - "oder waren es noch mehr?" überlegt sie beim Zusammenzählen. Bis jetzt hatte die 59-Jährige keine Angst. Nach den aktuellen Vorfällen glaubt sie aber allmählich schon, "dass da ein Feuerteufel unterwegs ist."
Davon ist Bürgermeister Gerd Schneider (parteilos) fast schon überzeugt. "Irgendein Arschloch ist da unterwegs, das gern zündelt", bricht es aus ihm heraus, als der Hermesbote Pakete für Bewohner von Nummer 123 abgeben will und nachfragt.
78 Menschen ohne Bleibe
Immer wieder kommen welche von den 78 Bewohnern des total verrußten Hauses, um Dinge zu holen. Klar, dass man sich austauscht. Es gibt jede Menge zu organisieren und zu koordinieren. Bei der Gemeinde laufen die Fäden zusammen, auf der Homepage (www.memmelsdorf.de) werden die Dinge eingestellt, die am dringendsten gebraucht werden. Die meisten Bewohner sind notdürftig untergekommen, in der Regel bei Verwandtschaft in der Nähe. Schneider, der um Nachbarschaftshilfe gebeten hat, schäumt geradezu vor Wut, als er erfahren muss, dass manche versuchen, aus der Notsituation Profit zu schlagen: Eine gemeindebekannte Person möchte für sein Ferienhaus 400 Euro - pro Woche. Das kann er nicht bezahlen, so ein Familienvater tonlos.
Und dann mussten für Quartiere, die praktisch schon bezogen werden konnten, über die Gemeinde wieder die Schlüssel zurückgefordert werden: Weil die Vermieter erst Sicherheiten wollten , die man so nicht geben konnte. Die Menschen, die alles verloren haben und von einem gnadenlosen Vermieter verhöhnt werden, geraten noch einmal zwischen alle Fronten.
Doch in all dem Elend gibt es auch eine gute Nachricht: Jörg Hofbauer ist mit Dirk Peter, seinem Kollegen von TV1, eigentlich nur zum Drehen gekommen. Aber er hat schnell einen Freund - Sven Friedrich - angerufen und frohe Kunde: Friedrich stellt vorerst bis Montag kostenlos zehn Hotelzimmer in Hallstadt zur Verfügung. Zwei Frauen aus der Menge der wohnungslosen Mieter umarmen die Fernsehleute spontan und auch der Bürgermeister freut sich über diese Unterstützung: "Es gibt doch noch Hilfe."