Im Bamberger Umweltsenat wurde bekannt, dass die Sozialstiftung hundert neue Parkplätze auf dem Michelsberg bauen will. Betroffene wollen sich mit allen Mitteln wehren.
Wer wie Achim Hubel am Jakobsplatz wohnt, kennt den Terror des täglichen Verkehrs aus eigener Anschauung. Erschütterungen, Abgase, Krach wenige Meter vor der Haustüre. Vor allem in den Morgen- und Abendstunden rollt eine endlose Blechlawine über das Pflaster des bekannten Bamberger Nadelöhrs. Und sie wird immer schlimmer. "Man hat uns versprochen, dass es keine neuen Parkplätze geben soll. Doch tatsächlich wird das ganze Berggebiet nochmal und nochmal mit Verkehr belastet", sagt Hubel.
Die Nerven liegen blank im Berggebiet, nicht erst, seit der Stadtrat den Plänen, kommunale Tempojäger einzustellen, eine Absage erteilt hat. Die beschlossene Verlagerung der Musikschule in das ehemalige Propsteigebäude, der nächstes Jahr bevorstehende Umzug von städtischen Mitarbeiter ins Klostergebäude sowie etliche bereits erfolgte Ansiedlungen von besucherträchtigen Einrichtungen fördern die
Befürchtung bei Bewohnern der Bergstadt, dass die Stadt den Verkehrsinfarkt billigend in Kauf nimmt.
Neue Nahrung bekommen diese Vermutungen durch Pläne der Sozialstifung, die am Ende einer vierstündigen Debatte und als Anhängsel des Tagesordnungspunkts 15 im Umweltsenat bekannt wurden und in der folgenden Kampfabstimmung sogleich eine Mehrheit erhielten.
Mehrheit für Parkdeck Grundsätzlich befürwortet demnach die Mehrheit der Stadträte, dass die Stiftung für die 620 Mitarbeiter ihres Klinikums am Michelsberg und der Seniorenheime ein neues unterirdisches Parkdeck für rund 100 Fahrzeuge schafft. Es soll für 2,5 Millionen Euro hinter der geriatrischen Rehabilitation in der St.-Getreu-Straße gebaut werden, wo die Stiftung im näheren Umfeld bereits über 177 Parkplätze verfügt.
Eingebettet war der Beschluss in eine Empfehlung der Verwaltung, die keineswegs umstritten war: die Einführung einer Parkraumbewirtschaftung auf dem Gelände des Klosters und die Sperrung des Ottobrunnens durch eine Schranke, um auch hier das wilde Parken zu zügeln. "Es ist fünf vor zwölf", schilderte Stiftungsreferent Bertram Felix die Auswüchse des Parkdrucks im Klosterhof, wo sich vor St. Michael mit seiner berühmten Dientzenhoferfassade nicht selten Fahrzeugmassen stauen.
Um dieses Ärgernis in den Griff zu bekommen und auch die Lindenallee mit ihren teils 300-jährigen Bäumen zu schützen, wird die Zahl der Parkplätze auf dem Klostergelände verringert. Auch soll die Zufahrt ins Kloster künftig nur noch dann möglich sein, wenn man am Eingang ein Ticket gezogen hat. Diese Regelung fand bei allen Fraktionen Zustimmung.
Auch die Grünen gaben ihr Ja, verweigerten dies anders als CSU und SPD aber beim zweiten Teil des Beschlusses, als es um den Neubau eines Parkhauses ging: "Wir rollen den roten Teppich für Leute aus, die mit dem Auto kommen. Das ist ein Affront gegen alle Bürgerinnen und Bürger im Berggebiet", schimpfte Peter Gack.
Neue Schwemme oder Verbesserung? Einen Verteidiger fand das Projekt in der Person des Stiftungsreferenten Felix, der von einer "enormen Expansion der Sozialstiftung" sprach. Eine neue Schwemme von Autofahrern fürchtet er nicht, stattdessen und im Zusammenhang mit der Schranke im Ottobrunnen sogar eine Verbesserung der Verhältnisse: "Dieser Verkehr ist faktisch schon da."
Energischer Widerspruch kommt zwischenzeitlich aus den Reihen der Bürger.
Achim Hubel, Mitglied im Vorstand des Vereins "Bewahrt die Bergstadt", fühlt sich durch die Nachricht aus dem Rathaus, von der nicht einmal der Leiter des Planungsamts gewusst habe, überrumpelt. Noch vor einem halben Jahr habe man versprochen, dass keine neue Parkplätze in dem Gebiet benötigt würden. Jetzt bewahrheitet sich das Gegenteil: "Wir sind von der Stadt belogen worden."
Einen Aufstand der Betroffenen kündigt Jörg Händler an. Der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Alt Bamberg, die sich seit Jahren im Berggebiet engagiert, sieht sich von falschen Zusagen in die Irre geleitet: "Dieses Projekt ist eine Kriegserklärung an uns. Wir lehnen es kategorisch ab."
Die historischen Gebäude leiden unter Abgasen wie unter Erschütterungen und Lärmemissionen. Jeder Autoverkehr, der in diesem Gebiet vermieden werden kann, sollte vermieden werden. Sanieren von steinalten Gebäuden mit Verkehrsschäden ist sehr teuer....
oder ganz einfach altes Gemäuer?
Sanieren oder abreißen?
Was ist sinnvoller?
Meines Erachtens gehört zu allererst der Verkehr von einem der schönsten Plätze Deutschlands - dem Domplatz -verbannt, um diese historische Substanz zu schützen !
Leider spiegelt sich hier in den Kommentaren der Neid derjenigen, die bisher nicht so ruhig gelebt haben, weil sie schon immer an einer Straße mit höherem Verkehrsaufkommen gelebt haben oder anderen die Ruhe nicht gönnen.
Auf der einen Seite ist es ja schön, dass einige Einrichtungen rauf auf den Michelsberg sollen, auf der anderen Seite ist damit wesentlich mehr Verkehr verbunden. Und wer einmal auf dem Mchelsberg war, weiß, dass bei jedem Bus, der dort fährt, die Wände wackeln, insbesondere in den Bereichen, wo noch dieses tolle Pflaster liegt. Auch die reduzierten Geschwindigkeiten auf 30 oder gar 10 km/h oder Schrittgeschwindigkeit tun ihr übriges.
Es wäre an der Zeit, ein wirkliches Verkehrskonzept zu erarbeiten unter Einbeziehung aller Interessen. Dazu gehört, dass der ÖPNV wesentlich verbessert werden muss und der Takt nicht nur in den Kernzeiten dicht sein muss, sondern auch in den Randzeiten.
Im Moment ist es doch so, dass die Frühschicht nur mit dem eigenen Auto zum Klinikum kommt, weil der Bus noch nicht fährt oder man mit dem ÖPNV nicht bis Bamberg kommt und die Spätschicht nur mit dem eigenen Auto wegkommt, weil der Bus nicht mehr fährt oder aber man aus Bamberg nicht mehr wegkommt, da die Verbindugnen in den Landkreis sehr spärlich sind. Auch innerhalb der Stadt wird es zu gewissen Zeiten schwierig, weil ab 19.00 Uhr der Nachtverkehr einsetzt, der ziemlich bescheiden irgendwelche Routen fährt, die auch zu überdenken wären.
Und wer tatsächlich schon mal ins Berggebiet, insbesondere Domberg, Jakobsberg und Michelsberg fährt, der merkt, dass es immer schwieriger wird, dort durchzukommen.
Achim Hubel, Mitglied im Vorstand des Vereins
"Bewahrt die Bergstadt" oder Bertram Felix, Stiftungsreferent und designierter Präsident des Vereins "Befahrt die Bergstadt"...