In der Bamberger Siechenstraße erinnert ein vergoldetes Hufeisen an der Hauswand an den überstürzten Abzug der Franzosen 1796.
Hat, wer in diesem Haus wohnt, besonders viel Glück? Oder lebte hier mal ein Schmied? Diese Frage stellt sich, wenn man das goldene Hufeisen entdeckt, das an der Fassade des Hauses Siechenstraße 10 zwischen dem Erdgeschoss und dem zweiten Stock hangt. Die Nachfrage bei der Besitzerin Christine Krause ergibt, dass die erste Vermutung zwar stimmt - denn sie fühlt sich in dem Haus ausgesprochen wohl -, dass hinter dem Hufeisen aber viel mehr steckt: eine Geschichte, die weit in die Bamberger Vergangenheit fuhrt.
"Dieses Hufeisen war an dem kleinen einstöckigen Gärtnerhäuschen angebracht, das früher hier stand", beginnt sie zu erzählen. "Damals befand es sich zwischen Dachziegeln. Ein französischer Reiter soll es verloren haben, als er vor den Truppen des Erzherzogs Karl von Österreich floh."
Andenken
Der Hausbesitzer muss es als Glücksbringer zwischen seinen Dachziegeln angebracht haben. Bevor es an dem heutigen Gebäude angebracht wurde, wurde es gereinigt und vergoldet.
Schon nach Beginn der Französischen Revolution im Jahr 1789 waren etliche französische Fluchtlinge nach Bamberg gekommen. Die Historikerin Karin Dengler-Schreiber erklärt dazu in ihrer Kleinen Bamberger Stadtgeschichte: "Sie brachten Umgangsformen und Gedanken mit, die frischen Wind ins konservative Bamberg brachten. Dann brach 1792 der Erste Koalitionskrieg zwischen dem revolutionären Frankreich und den alliierten europäischen Staaten aus."
Im August 1796 lieferte sich die österreichische Armee heftige Gefechte mit der französischen. Die Franzosen griffen die österreichischen Truppen am Main an und drängten sie bis nach Bamberg zurück.
Karin Dengler-Schreiber: "1796 besetzten die Franzosen auch Bamberg, Offiziere und Soldaten wurden auf die Hauser zur Verpflegung verteilt und sehr viele Verwundete ins Allgemeine Krankenhaus eingeliefert." Die Zeit war für die Bamberger hart: Die Kontributionszahlungen, die die Besatzer ihnen auferlegten, waren unerfüllbar hoch, auch nahmen die Franzosen Geiseln, um diese Forderungen durchzusetzen.